Hans Theessink in DSD und HiRes

13.03.2015 // Dirk Sommer

Ja, ich gebe es zu: In den letzten Monaten habe ich Sie wirklich nicht mit Downloads verwöhnt. Aber die Arbeit an Hifistatement, für eine George-Duke-LP-Box und ein Dephazz Vinyl-Album brauchten einfach ihre Zeit. Dafür entschädigen wir Sie nun mit einem ganz besonderen Schmankerl: einem Song des Blues-Großmeisters Hans Theessink von seinem aktuellen sommelier du son-Album

Das heißt Live At Jazzland, wurde im Januar 2013 aufgenommen und passend zum Analogforum 2014 veröffentlicht. Hans Theessink hat bei seinen Scheiben ja schon immer besonders auf den guten Ton geachtet und dafür international nicht nur bei Audiophilen höchste Anerkennung gefunden. Das ist bei seiner Musik nicht anders: Er ist beispielsweise einer der wenigen europäischen Blues-Musiker, die sich auch in den USA über jede Menge Airplay bei den Blues-Sendern freuen können. Und nun steht auch bald wieder eine USA-Tournee an. Doch zurück zu Live At Jazzland: Hier legte nicht nur Hans Theessink Wert darauf, dass sein virtuoses Gitarrenspiel und seine charakteristische Stimme ungeschminkt rüberkommen, sondern sommelier du son sorgte auch dafür, dass die Produktion in allen Stufen rein analog blieb. Die Kritiken bei ArtPhoenix, Connaisseur Mailorder und DaCapo legen nahe, dass sich die Mühen gelohnt haben. Aber statt einer Rezension gibt es diesmal die wie immer ungeheuer treffenden Liner Notes von Hans-Jürgen Schaal.

Hans Theessink im Jazzland. Das Gesangsmikro stammt von AKG, das Mikro vor dem Gitarrenverstärker ist ein SolidTube desselben Herstellers. Die Gitarre wird von einem Røde-Stereomikro aufgenommen und die Mundharmonika von einem Strnad
Hans Theessink im Jazzland. Das Gesangsmikro stammt von AKG, das Mikro vor dem Gitarrenverstärker ist ein SolidTube desselben Herstellers. Die Gitarre wird von einem Røde-Stereomikro aufgenommen und die Mundharmonika von einem Strnad

Allein sitzt er auf der Bühne – und klingt doch wie eine komplette kleine Band. Mehrere Musiker stecken allein schon in dieser Gitarre drin. Einer rollt da die Harmonien, einer treibt den Bass, einer zupft das Solo. Dann ist da noch einer, der kleine Zwischenläufe einwirft, ein anderer, der heulende Saitentöne in die Nacht schickt wie zärtliche Sternschnuppen – und alles passiert scheinbar gleichzeitig. Manchmal ist es, als ob die Akkorde einfach aufplatzten in verschiedene Richtungen, schmutzig, eigensinnig, widerborstig. Am Stahlfinger scheppern dann die Saiten, Slides jaulen quer, Zwischentöne erzittern sich Aufmerksamkeit. Das ist alles handgemacht, unverfälschtes Wurzelwerk – und doch im Detail eine ganz besondere Kunst der Nuancen. Wer so den Blues spielt, so die Spannung verdichtet und dann wieder das Offene gewinnt, der hat den Meistern gelauscht, der hat im Delta gelernt. In „Big Bill’s Guitar“ verrät Hans Theessink ein wenig von seiner eigenen Geschichte: „Big Bill is to blame.“ Big Bill, das ist natürlich Big Bill Broonzy, der große Bluesmann vom Mississippi.

In Hans Theessinks Ein-Mann-Orchester sind noch mehr Musiker zugange. Da ist vor allem Theessink, der Sänger. Diese sonore, warme, aber auch lakonische, wettergegerbte Truckerstimme. Illusionslos und doch irgendwie tröstlich. Dann auch Theessink, der Bluesharp-Spieler, der sich ganz souverän auf expressive Akzente beschränkt. Und nicht zuletzt: Theessink, der Foot-Tapper. Was kann man schreiben über den bloßen Sound eines klopfenden Schuhs auf dem Bandstand? Kann ein Stampfen warm sein? Kann es weich sein, voluminös, federnd, swingend? Denn genau so klingt Theessinks Tapping in dieser Aufnahme. Dieses Tapping gibt seinem Blues den Drall, den Drive, das Leben. Ob zum Shuffle von „Big Bill’s Guitar“, zum Stakkato-Takt des „Mercury Blues“, zum Boogie-Bass von „Maybelline“ oder im langsamen Swing von „I Gotta Move“: Diese „Rhythm Section“ rockt.

Zwar kommen die Stücke aus dem Soul, dem R&B, aus Rock’n’Roll oder Jazz. Doch bei Hans Theessink werden die gemeinsamen Wurzeln hörbar, der elementare Delta-Sound, der nach Schaukelstuhl, Cowboyhut und Holzveranda schmeckt. Dabei eröffnet jedes Stück wieder eine andere Facette: mal nüchtern und mal leidenschaftlich, mal geheimnisvoll, mal ironisch, mal fast experimentell und mal fast fröhlich. Theessink überrascht ständig mit seinen Sounds. Auch mit neuen Spieltechniken und wechselnden Haltungen. „Man muss nicht aus den Südstaaten kommen oder schwarz sein, um Blues spielen zu können“, sagt er, der geborene Niederländer und Wahl-Wiener, der „white boy lost in the blues“. „Bei einer erdigen Knöpflharmonika in der Steiermark oder einem guten Wienerliedsänger spüre ich auch etwas Bluesiges. In jeder verwurzelten Musik ist der Blues universal enthalten. Gute Musik hat immer einen bluesigen Ton.“ Wenn Hans Theessink im Wiener „Jazzland“ wieder mal sein bluesiges Heimspiel gibt, dann bekommt das Blau der „blauen Donau“ jedenfalls einen ganz neuen Sinn.

Hans-Jürgen Schaal

Ein Sennheiser MD 412-2 fing das f oot-tapping ein
Ein Sennheiser MD 412-2 fing das f oot-tapping ein

Mehr Informationen zur Produktion finden Sie hier, aber wichtiger als alle technischen Informationen ist die natürlich die Musik. Deshalb nun mein Lieblingslied von dieser Scheibe, Hans Theessinks Version von „You Gotta Move“. Die HighRes-PCM- und die DSD-Version wurden mit dem bekannten Equipment direkt vom Masterband digitalisiert: Zur Pegelanpassung diente ein aktiver Neumann-Fader, der von einem Funk-Netzteil mit sauberer Energie versorgt wird. Danach ging es in den professionellen Mytek 8x192 ADDA. Dessen Datenstrom respektive -pakete schrieb dann der Tascam DA-3000 als Files auf eine Compact Flash Card. Von dort ging es in den Computer und weiter auf unseren Server.

PS: Immer mal wieder werden wir gefragt, ob man die Musik-Dateien denn nur auf dem Computer anhören oder doch auf der eigenen Festplatte speichern könne. Natürlich ist letzteres möglich. Hier erst einmal eine kleine Bedienungsanleitung für Mac-User: Führen Sie einen sogenannten Sekundärklick durch, je nach Trackpad-Einstellungen durch Tippen mit einem Finger unten rechts auf das Trackpad oder an beliebiger Stelle durch Tippen mit zwei Fingern. Bei der Magic Mouse kann man den Sekundärklick mit Druck auf die rechte (Standardeinstellung) oder linke Maus-Hälfte ausführen. Daraufhin erscheint ein Auswahlfenster, in dem man „Verknüpfte Datei laden‟ oder „Verknüpfte Datei laden unter‟ anklickt. Schon wird die gewünschte Datei heruntergeladen. Wie es unter Windows funktioniert, hat Wolfgang Kemper für Sie notiert: Mit der rechten Maustaste das Download-Symbol anklicken und „Ziel speichern unter...‟ auswählen. Dann erscheint das Fenster, in dem Sie den Speicherort bestimmen können. Dort den „Speichern‟-Button anklicken und schon läuft's.

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