tests/11-11-20_musicallife
 

Musical Life Halcyon

20.11.2011 // Dirk Sommer

Seit dem wir uns ein wenig intensiver mit Aufnahmen und der Produktion von Schallplatten beschäftigen, ertappe ich meine Gattin und mich beim abendlichen Entspannen bei einem Glas Wein und einer vorzugsweisen alten, lange nicht gehörten Scheibe dabei, dass wir kritisch über die Aufnahmequalität diskutieren, was man durchaus als déformation professionnelle bezeichnen könnte. Bei der Halcyon tritt diese erfreulicherweise weniger häufig auf: Hier kann man sich viel einfacher schwelgerisch in die bekannten Rhythmen und Melodien fallen lassen. Und das schönste dabei ist, dass man niemals das Gefühl hat, es fehle auch nur das geringste. Um es einmal – mit Verlaub – ein wenig zu plakativ zu formulieren: Die Halcyon macht die Musik eher zu einem emotionalen Erlebnis, denn zum Gegenstand analytischer Betrachtungen. Darin kommt sie unseren Lautsprechern in Wohnzimmer, in dem ich keine Hifi-Hoheit habe, sehr nahe: den Consensus Lightning. Auch sie zeigen sich dank einer zusätzlichen Prise warmen Oberbasses gegenüber mediokren Aufnahmen ein gutes Stück versöhnlicher und lassen es dennoch weder an Raum noch an Auflösung oder Basspräzison fehlen.

Zwei dieser Bass-Chassis mit der charakteristischen holzfarbenen Membran arbeiten bis 220 Hertz parallel. Die bewegte Masse des Bass-Treiber beträgt lediglich 10 Gramm
Zwei dieser Bass-Chassis mit der charakteristischen holzfarbenen Membran arbeiten bis 220 Hertz parallel. Die bewegte Masse des Bass-Treiber beträgt lediglich 10 Gramm

Ob auch die Musical Life trotz ihrer angenehmen, ganzheitlichen Spielweise über die nötige Tieftonpräzision verfügen, müssen sie bei Jonas Hellborgs Elegant Punk zeigen: Weder die fast subsonischen Tiefen von „Drone‟ noch das Slap-Gewitter auf „It‘s The Pits, Slight Return‟ können sie aus dem Tritt bringen: Da wummert nichts, da verschmieren keine Impulse. Auch bei hohen Lautstärken bleiben die Musical Life völlig souverän. So, jetzt bin ich doch wieder in die Betrachtung von Einzeldisziplinen verfallen, die dem Charakter der Halcyon so gar nicht entspricht. Aber sei‘s drum, Sie wollen bestimmt auch wissen, wie es die Musical Life mit Auflösung, Raum und Klangfarben hält. Letztere sind, wie zu erwarten, auf der kräftigen, vollen und warmen Seite und machen zu einem großen Teil den besonderen Charme dieser Schallwandlers aus.

Bei den Reissues einschlägiger RCAs verwöhnen die Halycon mit einer plastischen Raumdarstellung. Die imaginäre Bühne hat reichlich Breite und Tiefe, und ich wäre völlig zufrieden, wenn ich nicht wüsste, dass die LumenWhite eine noch etwas großzügigere Ausdehnung suggerieren würde. Aber hier gilt wieder die alte Hifi-Erkenntnis, dass ab einem gewissen Qualitätsstandard jede noch so kleine Verbesserung nur mit einem ganz enormen zusätzlichen Aufwand und dem entsprechenden Preis zu erzielen ist. Gleiches gilt, wenn es um die Präsentation von Details geht: Die Musical Life verschweigt so gut wie keines von ihnen, rückt sie aber nicht in so gleißenden Licht wie die DiamondLight. Auch nach der Einzelbetrachtung bleibt es dabei: Die Halcyon strebt nicht nach Höchstleistungen in Einzeldisziplinen, sondern bietet ein ganzheitliches Musikerlebnis auf extrem hohen Niveau.

In den Artikeln von Matthias Jung findet sich hin und wieder eine Formulierung, mit der ich mich immer etwas schwer getan habe: „Braucht man das wirklich?‟ fragt der Kollege sich und den Leser, wenn er irgendeinen Teilbereich aufgespürt hat, in dem eine andere Komponente noch etwas mehr zu bieten hat als die, über die er gerade schreibt. Nun verstehe ich ihn besser: Im Vergleich mit der Lumen wird schon klar, wo noch etwas mehr geht als das, was die Halcyon leistet. Aber nicht nur angesichts des immensen Preisunterschiedes stellt sich die Frage: „Braucht man das wirklich?‟ Wenn es allein um den Musikgenuss geht, scheint mir ein „nein‟ gar nicht so abwegig.

Ab fünf Kilohertz übernimmt der Magnetostat von Swans
Ab fünf Kilohertz übernimmt der Magnetostat von Swans

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STATEMENT

Schön, dass sich Michael Stolz wieder seinem Lieblingsthema, dem Lautsprecherbau, zugewandt hat. Mit der Halcyon präsentiert er einen absolut erwachsenen, nie nervigen langzeittauglichen Schallwandler, mit dem es Freude bereitet, voll in die Emotionen von Songs, Standards und Symphonien einzutauchen. Auflösung, Raumdarstellung und Detailfülle erreichen dabei ein hohes Niveau, ohne vom musikalischen Geschehen abzulenken. Die Musical Life bieten unverschämt viel Wohlklang zum vergleichsweise moderaten Preis!
GEHÖRT MIT
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil
Tonarm Ortofon 309i, Kuzma 4Point
Tonabnehmer Lyra Olympos, Ortofon SPU Reference
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch
Computer iMac 27‟, 3.06 GHz Intel Core 2 Duo, 8 GB, OS X Version 10.6.7
CD-Laufwerk Wadia WT3200
D/A-Wandler M2Tech Young, Prototyp
Bandmaschine Studer A 80
Vorverstärker Brinkmann Marconi
Endstufe Brinkmann Monos
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel Precision Interface Technology, Sunwire Reference, HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S
Zubehör PS Audio Power Plant Premier, Clearaudio Matrix, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Finite Elemente Pagode, Master Reference Heavy Duty und Cerabase, Harmonix Real Focus

 

HERSTELLERANGABEN
Musical Life Halcyon
empf. Verstärkerleistung > 20 Watt
Wirkungsgrad 90 dB/2,83 Volt/1 Meter
Frequenzgang 35 Hz – 35 kHz, -3 dB
Übergangsfrequenzen 220 und 5000 Hz
Nennimpedanz 4 Ohm
Gewicht 43 kg
Abmaße (H x B x T) 1090 x 210 x 410 mm ohne Fuß
Garantie 5 Jahre
Paarpreis 6000 Euro

 

HERSTELLER
Musical Life
Anschrift Michael Stolz
Schützenweg 4
57319 Bad Berleburg
Telefon 02755 3869805
E-Mail info@musicallife.de
Internet www.musicallife.de

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