Die Gehäuse des LCD-2 sind mit Mini-XLR-Buchsen ausgerüstet, die es erlauben, das mitgelieferte Klinkensteckerkabel durch ein längeres oder eines eines Drittanbieters zu ersetzen, einschließlich einem Kabel mit einem symmetrischen Stecker zum Anschluss an einem entsprechenden Kopfhörerverstärker, wie etwa den Violectric 181. Der deutsche Audez'e-Vertrieb ist einer Lieferung eines symmetrischen Kabels als Alternative zum standardmäßig gelieferten unsymmetrischen mit Klinkenstecker nicht abgeneigt, wenn sich ein klanglicher Vorteil herausstellen sollte. Zur Wahrheitsfindung kann ich mangels eines geeigneten Kopfhörerverstärkers meinerseits nicht beitragen. Entsprechende Erfahrungen unserer Leser auch im Rahmen unseres Kommentarsystems sind willkommen.
Der LCD-2, der deshalb die Nummer 2 trägt, weil ein Vorläufermodell auf der Denver-Messe 2009 zur Ermittlung des Käuferinteresses der Öffentlichkeit offenbar erfolgreich präsentiert wurde, kommt übrigens ausgesprochen edel verpackt und komplett in einem tropensicheren Spezialkoffer mit individuellem Frequenzschrieb und einem Fläschchen Pflegeöl samt Microfaserläppchen für die Holzgehäuse. Der Frequenzschrieb ist für einen Kopfhörer äußerst bemerkenswert, verläuft er doch weit über den Mittenbereich hinaus bis über ein Kilohertz und bis hinunter zu wenigen Hertz beinahe linealglatt. Zwischen zwei und drei Kilohertz fällt eine flach verlaufende drei-Dezibel-Senke auf. Bei noch höheren Frequenzen zeigt er die für Kopfhörermessungen und zum Teil auf die angewendeten Messverfahren zurückzuführenden typischen Einbrüche. Bemerkenswert ist ferner, dass dieser Kopfhörer in der Lage ist, auch bei 30 Hertz Rechtecksignale noch nahezu perfekt, nämlich unverzerrt wiederzugeben. Rechteckige Musiksignale kommen zwar in der Natur nicht vor, zeigen jedoch optisch eindrücklicher als zum Beispiel Sinussignale auf, wie ein Schallwandler auf das originale Signal reagiert, wie stark es verzerrt. Der erste hörende Kontakt mit dem LCD-2 kann schockierend verlaufen. Binnen kürzester Zeit, gerne möchte ich hier übertreiben und sagen, binnen Sekundenbruchteilen wird einem klar, dass man mit einem ohrnahen Schallwandler so noch nie Musik gehört hat. Der Höreindruck ist exakt so, wie man ihn ansonsten nur von den allerbesten Lautsprechern vermittelt bekommt: vollmundig, voller Saft und Kraft, mit Fleisch an den Knochen, um die Meinungen aus headfi zu zitieren, rein und ohne Bassmitgrummeln, wenn keine tiefen Töne anliegen, und, falls es sie gibt, mit einem absolut göttlichen, fein durchstrukturierten Bass. Bei der großen Trommel im Sinfonieorchester tritt beispielsweiseihre Fellnatur mit allen Obertonanteilen bis in die allerfeinsten Details zu Tage tritt, und die gestrichenen, gezupften oder geschlagenen Stahl- oder Darmsaiten der Bässe lassen einem mit all ihren Hochtonanteilen wohlige Schauer den Rücken herunterlaufen. Auf Dauer ist es aber dennoch der ganzheitliche Ansatz des LCD-2, der einen staunend in Beschlag nimmt, und für mich zum ersten Mal eine vollwertige Alternative zu optimal auf den Hörraum abgestimmte Vollbereichslautsprecher darstellt. Dieser Kopfhörer macht soviel – und wie ich meine: soviel wie kein anderer Kopfhörer – richtig, dass man leicht darüber hinweg hört, dass er dank seiner Senke zwischen zwei und drei Kilohertz schrille E-Gitarrenattacken und Posaunenschreie schönt. Angesichts seiner überragenden Überallesfähigkeiten verzichtet man auch gerne auf die geradezu unendliche Raumtiefe, die ein HD 800 auslotet wie kein anderer. Dafür spielt der auch nicht annähernd so vollmundig überzeugend wie der LCD-2. Wer die durchsichtigen und luftigen Höhen des HD 800 aber auch eines Stax-Hörers gewohnt ist, mag diese beim LCD-2 vermissen, bis klar wird, dass diese Art der Höhenwiedergabe eher Selbstzweck ist, als der Musik dient. Überhaupt geht einem die Feingeistigkeit des HD 800 und noch mehr diejenige eines Stax schon beinahe auf die Nerven, sie wirkt einfach unnatürlich, wenn man den LCD-2 gehört hat. Der Grado GS1000, der auf einem kräftigen Bassfundament saftiger aufspielt als der HD 800 und ein Stax-Elelektrostat, outet sich im Vergleich zum LCD-2 trotz seiner Spielfreude schon beinahe als rüpelhaft und undifferenziert.
Thema Verstärker. Meine Lieblingskombination heißt LCD-2 und Violectric V200. Ersetzt man den V200 durch den Benchmark DAC1, der einen guten Kopfhörerverstärker an Bord hat, verliert man ein wenig Tieftonstruktur, Durchsichtigkeit und Räumlichkeit. Nicht viel, aber hörbar. Schließt man den LCD-2 des Spaßes halber an ein iPad an, staunt man zunächst, wie laut der Kopfhörer trotz schwachen und grottenschlechten Verstärkers spielt. Greift man auf den von Dirk Sommer getesteten Colourfly zu, geht hingegen die Sonne auf. Nicht nur, dass Pegel bis zur Gehörschädigung zu Gebote steht. Nein, hier haben wir eine Kombination mit einem Verstärker, der sich zwischen den Benchmark und den Violectric einordnet, und die nicht zuletzt deshalb extrem sexy ist, weil man dank integriertem Player für insgesamt circa 1600 Euro – den Audez‘e einmal mitgerechnet –eine komplette tragbare Stereoanlage sehr, sehr hoher klanglicher Qualität bekommts. Braucht man mehr, um Musik zu hören?
HERSTELLERANGABEN
Kopfhörer Audez'e LCD-2
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Bauart | offener, magnetostatischer Flachmembran-Schallwandler |
Ankopplung | ohrumschließend |
Ohrpolster | Lammlederpolster |
Frequenzgang | 5 Hz bis 20 kHz |
Verzerrungen | weniger als 1% bei Vollaussteuerung |
Impedanz | 50 Ohm nominell |
Max. Membranauslenkung | 2,5 mm (Spitze-Spitze) |
Wirkungsgrad | 91 dB / mW |
Max. Belastbarkeit | 15W |
Max. Schallpegel | 133 dB, 15W |
Aktive Membranfläche | 39,8 cm2 |
Kabel | Spezialkabel mit Mini-XLR-Steckverbindung |
Anpressdruck | ca. 1,5N |
Gewicht | 550 g (ohne Kabel) |
Preis | 995 Euro |
Vertrieb
digital-highend Higoto GmbH
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