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Astin Trew AT8000 Phonovorverstärker

03.03.2011 // Amré Ibrahim
Phonovorstufen in der Preisklasse um 1000 Euro gibt es zuhauf – für jeden nur erdenklichen Geschmack. À propos Geschmack: Es war der Astin Trew AT3500plus CD-Player, der mich dazu bewog herauszufinden, ob der AT8000 nur ein weiterer Phonoverstärker ist, den die die Welt nicht unbedingt braucht oder ob er seinem Ruf, der neue Britische Shootingstar zu sein, tatsächlich gerecht wird.

Mal Butter bei die Fische: Man kann sich über mangelnde Auswahl in Sachen Phonovorstufen nicht beklagen, derzeit darf man beinahe schon von einem Überangebot auf dem High End Markt sprechen. Die „richtige“ Phonovorstufe für sich selbst zu finden, kann mitunter zu einer ziemlich verwirrenden Angelegenheit werden – vor allem wenn das Budget diese Suche limitiert. Auch ist das optimale Zusammenspiel zwischen Tonabnehmer, Tonarm, Laufwerk, Verkabelung und Phonoverstärker bücherfüllend und sorgt zuweilen dafür, dass man sich in den einschlägigen Foren gegenseitig an den virtuellen Hals geht. Paart sich die Phonoverstärker-Entscheidungsfindung dann auch noch mit einer Unschlüssigkeit in Sachen Tonabnehmer, stellt sich die Frage, wie rum man das Pferd denn aufzuzäumen gedenkt. Wenn die alleinige Aufgabe des Phonoverstärkers darin liegt, das Beste aus dem Tonabnehmer rauszuholen, liegt die Antwort eigentlich auf der Hand. 

Astin Trew AT8000 Phonovorverstärker
Astin Trew AT8000 Phonovorverstärker

In einem Schönheitswettbewerb wird der AT8000 aller Voraussicht nach nicht das Siegertreppchen besteigen, dafür ist sein Erscheinungsbild für meinen Geschmack eine Spur zu sachlich und zu kühl geraten. Die inzwischen leider üblich gewordenen und etwas lieblos wirkenden Gehäusekombinationen aus Plastik und Alu veranlassen mich nicht zu frenetischen Jubelarien. Wenn man das visuell Geschmäcklerische mal beiseite tut, gibt es an der  Verarbeitungsqualität des AT8000 kaum was zu meckern. Mit einer Bauhöhe von nur 60 Millimetern und einer Breite von 110 Millimetern gehört er zu den schlanken und ranken Vertretern seiner Zunft. Um den überdimensionierten Ringkerntransformator und das Netzteil adäquat zu beherbergen, baut der AT8000 mit 320 Millimetern etwas tiefer und verlangt nach entsprechendem Platz im Rack. Alle Anpassungen für den MM- und MC-fähigen Verstärker erfolgen via dreier Mäuseklaviere, die jeweils über kreisförmige Ausfräsungen in der Gehäuseunterseite zugänglich sind.

Die Ausfräsungen an der Unterseite ermöglichen eine schnelle Tonabnehmer-Anpassung. Um das Innenleben vor Staub zu schützen, sind der AT8000 Gehäuseabdeckplättchen beigelegt
Die Ausfräsungen an der Unterseite ermöglichen eine schnelle Tonabnehmer-Anpassung. Um das Innenleben vor Staub zu schützen, sind der AT8000 Gehäuseabdeckplättchen beigelegt

Die RIAA-Entzerrung erfolgt aktiv, der Ausgangswiderstand beträgt 100 Ohm sowohl für den unsymmetrischen als auch symmetrischen Ausgang, und die Verstärkung ist  in drei Stufen einstellbar, davon eine speziell für High Output MCs. Der Verstärkungsgrad liegt zwischen 42 und 60 Dezibel. Für MC-Tonabnehmer kann eine Lastimpedanz von 100, 220 und 470 Ohm sowie 1 und 20 Kiloohm eingestellt werden. Die Lastimpedanz für MM-Tonabnehmer liegt herstellerseitig bei 56 Kiloohm und 150 Picofarad. Eine Erhöhung der kapazitiven Last auf 300 Picofarad kann über das Mäuseklavier eingestellt werden. Laut Hersteller erreichte man mit der Schaltungstopologie der AT8000 und einem Impedanzwert von 56 kOhm ein offeneres und räumlicheres Klangbild mit MM-Tonabnehmern, die üblicherweise nach einer Lastimpedanz von 47 Kiloohm verlangen.

Sternpunkterdung, goldbeschichtete Kupferleitbahnen auf der Platine, Präzisionswiderstände und Polystyrol-Kondensatoren für RIAA und Feedbackstufe sowie Polypropylen-Kondensatoren im Signalweg sind absolut keine Selbstverständlichkeit
Sternpunkterdung, goldbeschichtete Kupferleitbahnen auf der Platine, Präzisionswiderstände und Polystyrol-Kondensatoren für RIAA und Feedbackstufe sowie Polypropylen-Kondensatoren im Signalweg sind absolut keine Selbstverständlichkeit

Bei Betrachtung des Augangsterminals stellt sich zwangsläufig die Frage, warum Astin Trew den AT8000 zwar mit einem vollsymmetrischen Ausgang bestückt, aber keinen adäquaten XLR-Eingang zur Verfügung stellt – das erdbezugsfreie Signal das vom Tonabnehmer ausgegeben wird, würde von einem solchen durchaus profitieren. Die Antwort ist wie so oft beim betriebswirtschaftlichen Rotstift zu suchen: Dieser muss irgendwo angesetzt werden, um den AT8000 möglichst günstig anbieten zu können. Wo dies geschieht, entscheidet jeder Hersteller selbstverständlich  individuell. Da nach wie vor vollsymmetrische Tonarmverkabelungen mit XLR-Steckern weniger gebräuchlich sind, entschied sich Astin Trew hier anzusetzen. Zudem vertritt man im Hause die Philosophie, „lieber ein vollwertiger symmetrischer Ausgang als ein pseudo-symmetrischer Eingang, der unsymmetrisch fortgeführt wird“. 

Goldbeschichteter Cinch-Ein- und Ausgang. Aus Kostengründen verzichtete Astin Trew auf einen XLR-Eingang, wartet dafür aber mit einem silberbeschichteten vollsymmetrischen XLR-Ausgang auf
Goldbeschichteter Cinch-Ein- und Ausgang. Aus Kostengründen verzichtete Astin Trew auf einen XLR-Eingang, wartet dafür aber mit einem silberbeschichteten vollsymmetrischen XLR-Ausgang auf


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