Beide Varianten haben ihren Charme bei leicht anderen Charakterzügen, so dass es mir nicht immer leicht fiel, mich zu entscheiden. Die freie Wahl hat man stets, egal ob man mit dem unteren Taster den iDAC-8 als reinen D/A-Wandler einsetzt oder ihn als Vorverstärker für digitale Quellen nutzt. Ein analoger Eingang existiert nicht. Für die Lautstärkeregelung sorgt der JRC NJW1195A Chip, der mit seinen vier Festwiderstands-Reihen die digitale Regelung ohne jegliche Auflösungsverluste rein analog ausführt. Die Ausgangsspannung ist bei Röhre wie Transistor beim Vorverstärkerbetrieb deutlich höher als im reinen D/A-Wandler-Modus. Die Wandlung vom Digitalen ins Analoge übernehmen Chips von Asahi Kasei Microdevices. Das Dreier-Chipset aus einem vollsymmetrischen AK4191EQ und zwei in Mono arbeitenden AK4499EX verantwortet in erheblichem Maße diesen musikalischen Charakter des Cayin iDAC-8. Wesentlich mitverantwortlich ist auch die aufwändige Stromversorgung. Der gleiche aufwändige Trafo wie im Streamer liefert den Strom für die getrennten Versorgungen einzelner Baugruppen. Beste Nichicon Kondensatoren filtern mit insgesamt 29.200 Mikrofarad in der ersten Stufe. Wie beim Streamer freut man sich auch hier beim Blick ins Innere über den vielversprechenden Aufwand und den für Cayin typischen, sauberen Aufbau. Dass die Lautstärkeregelung nicht fernbedienbar ist, deutet darauf hin, dass der IDAC-8 eher für den Einsatz als reiner D/A-Wandler gedacht ist. Während des Tests zeigte sich der Betrieb auch als Vorverstärker aber als musikalisch sehr ansprechend. Das konnte ich in meiner großen Anlage, wo ich den Cinch- und XLR-Ausgang gleichzeitig benutzte, mit Freude feststellen. Die fehlende Fernbedienung ist dabei das einzige Manko dieses ansonsten feinen Gerätes.
Dennoch schloss ich die Cayin Kombi im Vorverstärkermodus an den Pier Audio MS880SE Verstärker, der einen entsprechenden Eingang für den Endstufenbetrieb bietet, in der zweiten Anlage an und verglich über die Phonar Veritas Lautsprecher den Line und Pre-Ausgang. Einen klanglichen Unterschied konnte ich auch hier nicht heraushören. Vielmehr bestätigte sich die bereits zuvor über die große Anlage bemerkte Musikalität des Duos. Beim Live in Reykjavik Konzert von Lhasa De Sela war ich stark davon beeindruckt, wie intensiv ich die Atmosphäre im Auditorium vermittelt bekam und wie schön körperhaft und artikuliert die Sängerin auftrat. Feinste Details von Harfe und Gitarre waren zu hören und der tendenziell minimal warme Klangcharakter war dieser Musik dienlich. Dass machte so viel Spaß, dass ich dieses letzte Konzert, das Lhasa De Sela wenige Monate vor ihrem frühen Tod gab und dabei so erfrischend, das Publikum begeisternd musizierte und auch moderierte, bis zum Ende genoss. Bei Bass-intensiver Musik wie „Midnight Sugar“, das als FIM Ultra HD von der an der Front per USB angebundenen Festplatte gestreamt wurde, gerieten die tiefen Töne nicht zu dick, sondern, der Kontrabass spielte wohlkonturiert und energisch neben dem perlenden, akkurat gezeichneten Piano. Das Schlagzeug vollendet das Trio mit authentischen Klangfarben bei Trommeln und Blech. Auch die sonore Stimme von Lady Blackbird auf ihrem Album Black Acid Soul imponierte dank einer packenden Artikulation. Die Begleitmusiker sortieren sich aufgefächert hinter der grandiosen Stimme. Dabei wirkt das Miteinander homogen aus einem Guss. Die räumliche Darstellung überzeugt ebenso wie schon bei den Musikstücken zuvor. Auch hier fasziniert mich der rhythmische, musikalische Fluss. Besser geht das kaum, und in dieser Preisklasse ist eine Stimmigkeit auf diesem Niveau selten, wenn überhaupt zu finden. Nun höre ich diese Musik statt wie bis jetzt über die Transistor-Ausgangsstufe über die Röhren. Der Wechsel per Tastendruck dauert den fünfzehn Sekunden Countdown, währendessen im Transistor-Modus weiter gespielt wird. Somit erfolgt das Umschalten dann doch ohne Verzögerung. Bei Black Acid Soul gefiel mir in dieser Anlage die Röhre deshalb etwas besser, weil die Stimme etwas sphärischer klang und das gesamte Klangbild eine Spur leichtfüßiger und offener wirkte. Ob das authentischer ist, will ich stark bezweifeln, aber es hatte das gewisse Etwas.
Zurück zu Lhasa De Sela empfand ich die Röhre als schwer zu beschreiben anders, jedoch nicht als Verbesserung. Man sollte hier also experimentieren. Wenn man das nicht mag, darf man getrost bei der einmal subjektiv ausgewählten Ausgangsstufe bleiben. Riesige Veränderungen ergeben sich nicht, obwohl ich der Transistor-Stufe bei den meisten Musikstücken den Vorzug gäbe. Hören wir noch Romeo and Juliet von Sergej Prokofiev mit dem Oslo Philharmonic Orchestra unter dem Dirigat von Vasily Petrenko. Diese Einspielung des Labels LEWO entstand in DXD. In dieser Original-Auflösung kommt sie von meiner Festplatte. Per S/PDIF ist dieses Format nicht übertragbar, da ist hingegen die Cayin spezifizierte I2S Schnittstelle perfekt. Ich möchte diese auch jedem zur Nutzung empfehlen, nicht allein wegen der originären Übertragung aller Formate, sondern auch aus qualitativen Gründen. Ein hochwertiges HDMI-Kabel sollte mit im Spiel sein. Bei Nutzung einer S/PDIF-Verbindung zwischen iDAP-8 und iDAC-8 halbiert der DAC die DXD-Auflösung von 352,8 auf 176,4 Kilohertz. Den spektakulären „Tanz der Ritter“ löst die Röhrenstufe fein auf, lässt die Streicher geschmeidig, etwas sphärisch schweben, zeichnet das Bleich metallisch farbig und konturiert das Schlagwerk plastisch. Mit der Transistorstufe gerät die räumliche Staffelung konkreter und nach meinem Dafürhalten realistischer. Die Streicher behalten ihren Schmelz, auch wenn sie einen Hauch weniger zart klingen und das Blech ein wenig mehr Strahlkraft erhält. Aber, wie gesagt, hier sollte man den eigenen Geschmack bestimmen lassen. Dieses Cayin Duo vermittelt so oder so ein enorm hohes Maß an Musikalität und klingt hervorragend. Wenn man die Geräte nicht als zusammenspielend, sondern einzeln betrachtet, möchte ich den iDAC-8 hervorheben. Er dürfte als reiner D/A-Wandler oder auch als rein digitaler DAC-Vorverstärker in vielen anderen Umgebungen mit seiner Klangqualität begeistern. In der Bedienung, gibt es – siehe Fernbedienung – und auch hinsichtlich der App-Steuerung modernere Alternativen, die aber ihrerseits auch gern zur Spielerei verführen.