Vor einem Jahr beschäftigte sich Dirk Sommer mit dem ifi Audio LAN iSilencer, einem preiswerten LAN-Filter zur Beseitigung von Netzwerk-Störungen. Sein Testurteil war ausgesprochen positiv, nicht nur wegen des günstigen Preises von 89 Euro, sondern vor allem wegen der überzeugenden Wirkung. Nun darf es ein wenig mehr sein.
Das bezieht sich erst einmal auf den Preis des neuen Silent Power LAN iPurifier Pro von 300 Euro. Dafür bekommt man ein kleines aktives Gerät inklusive eines 45 Zentimeter langen Netzwerkkabels und eines Steckernetzteils mit separatem USB-Kabel zum Anschluss an den USB-C Eingang für die fünf Volt Stromversorgung. Das Ethernetkabel ist keine dünne Strippe und wirkt deshalb recht vielversprechend. Der Purifier heißt mit vollem Namen „Silent Power LAN iPurifier Pro by ifi“, denn „Silent Power“ ist seit kurzem ein Markenname von ifi-Audio. Angeschlossen wird er vor dem Empfangsgerät, in meinem Falle also erst einmal vor dem Antipodes Oladra. Grundsätzlich kann man den LAN iPurifier Pro an beliebiger Stelle in der Netzwerk-Konfiguration einbinden, auch vor dem Router. Dirk Sommer fand jedoch damals beim LAN iSilencer heraus, dass dessen Wirkung vor dem Endgerät am effektivsten ist. Also war naheliegend, es hier gleichzutun. Ich hörte bei verschiedenartiger Musik von Qobuz einen Unterschied, sobald der Proband mit im Spiel war. Mit dem per beigepacktem Ethernetkabel angeschlossenen LAN iPurifier Pro geriet das Klangbild großflächig und plakativ mit weniger Rauminformation in der Tiefe und minimal druckvoller als ohne. Kein Grund also, vom LAN iPurifier Pro begeistert zu sein. Ich brauchte ein Weilchen, um zu verifizieren, dass das Beipackkabel die Ursache dafür ist. Denn meine Ansuz Digitalz A2 Kabel lösen deutlich besser auf. Was also tun?
In meiner zweiten Anlage ist der LAN-Kabel-Aufwand viel bescheidener. Da führt ein solides, preisgünstiges CAT8 Kabel vom Router zum Switch und von dort geht es mit dem zum Lieferumfang des English Electric 8 Switch gehörenden Kabel der Chord Company an die Bridge meines PS Audio DACs. Hier schleifte ich nun den iPurifier Pro zwischen Switch und Router, eingangsseitig das Chord Company Kabel und zum DAC die Beipackleitung. Als erstes sollten Vivaldis Gitarrenkonzerte mit Los Romeros und der Academy of St. Martin in the Fields mit Iona Brown zeigen, was das kleine formschöne Gerät vermag. Ich habe mir das anfängliche Allegro aus Opus 3 mehrfach angehört und dann gewechselt. Das Klangbild verändert sich tonal nicht, gewinnt aber ganz deutlich an Sauberkeit, die sich in einer zugänglicheren und angenehmeren Raumordnung niederschlägt. Als hätte man um und zwischen den Instrumenten ein wenig geputzt, bekommen sie alle etwas mehr Eigenständigkeit, ohne dass das Ensemble auch nur im leisesten an Homogenität einbüßt. Die Aura der Darbietung gewinnt dahingehend, dass eine feine Zartheit der Töne hinzukommt, die auch ein wenig der Feindynamik nutzt. Das alles sind keine Welten, aber doch so deutlich, dass beim Vergleich zurück ganz klar ist, dass der Silent Power LAN iPurifier Pro ein Klanggewinn ist. Überzeugender vernehmbar wurden diese Merkmale bei Birgit Minichmayrs As an Unperfect Actor, ebenfalls von Qobuz gestreamt, weil auch die Größenzeichnung der Stimme weniger diffus und deshalb deutlich wirklichkeitsnäher erlebbar wurde. Da ich in Sachen Beipackkabel ein wenig misstrauisch war, ersetzte ich es durch ein weiteres CAT8, was nochmals einen minimal schöneren Schmelz bei Streichern mit sich brachte. Meine Empfehlung ist, ein weiteres Kabel zu verwenden, wie es bislang in der Netzwerk-Verbindung genutzt wurde. Dann kann man sicher sein, die musikalischen Vorzüge des Silent Power LAN iPurifier Pro allein zu hören und nicht den Einfluss des Kabels mitzubewerten. Das Beipack-LAN-Kabel will ich damit nicht kritisieren. Es besitzt aber wie jedes Kabel einen Eigenklang.
In der Konfiguration mit identischen Kabeln überzeugte der iPurifier Pro auch bei Gustav Mahlers Symphony Nr. 3 mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Mariss Jansons. Der Purifier Pro ließ die Hörner bei der imposanten Eröffnung erheblich strahlender rufen und auch das folgende Schlagwerk kam von weiter hinten aus dem sich mehr in die Tiefe öffnenden Raum. „Hope“ von Malia Chamley, hier vom Sampler Welcome to the Black Forrest, machte auch in aller Deutlichkeit klar, dass dank des Silent Power die Auflösung im Bass – hier das Zusammenspiel von Schlagzeuger Tommy Baldu und E-Bassist Lars Cölln – besser gelingt, mehr Feinheiten leichter wahrnehmbar herausgearbeitet werden und das musikalische Geschehen räumlich genauer wird.