tests/24-07-30_crystal
 

Crystal Cable Minissimo Forte

30.07.2024 // Wolfgang Kemper

Da sind wir nun angelangt, und es gibt die Lautsprecher seit einigen Monaten serienmäßig in drei verschiedenen optischen Varianten: Champagne, Fire Glow Red und Matt Black. Auf Wunsch sind auch andere Farben zu bekommen. Wie schon damals auf der HighEnd 2022 zu sehen war, gehört eine separat zu erwerbende Top-Abdeckung zur idealen Ausstattung der Minissimo Forte. Sie nennt sich Scala, ist ein schweres, aus massivem Aluminium in Stufen gefrästes Element, das weniger der Resonanzunterdrückung – denn die hat das aufwändige Gehäuse kaum nötig – als vielmehr der Perfektionierung des Abstrahlverhaltens dienen soll. Warum sie nicht direkt zum Lieferumfang gehört, sondern zum Paarpreis von 1440 Euro separat dazu erworben werden soll, habe ich auf der diesjährigen HighEnd Edwin van der Kley Rynveld gefragt und seine Antwort war plausibel: Sie seien separat entwickelt worden, würden aber möglicherweise zum festen Bestandteil der Minissimo Forte. Später mehr zu deren klanglicher Relevanz. Die Minissimo Forte sind kleinvolumige Lautsprecher, durch Verschraubung fest zu einer Einheit mit einer schwarzen Säule als Ständer verbunden, in dem sich die Frequenzweiche mit ihrer Elektronik befindet. Standfest wird das Ganze durch die große runde Basis in der Farbe des Lautsprecher-Kabinetts. Unter dieser befinden sich unsichtbar vier justierbare Füße zum Austarieren der Einheit. Unten rückseitig an der Säule findet man ein Paar hochwertiger WBT-Anschlüsse und einen 220-Volt-Netzanschluss samt Ein-/Ausschalter.

Der Scala Aufsatz optimiert das Abstrahlverhalten und beeinflusst den Klang deutlich
Der Scala Aufsatz optimiert das Abstrahlverhalten und beeinflusst den Klang deutlich

Ein Stromanschluss, obwohl es sich nicht um einen aktiven Lautsprecher im klassischer Sinne handelt? Und dazu noch mit einer in den Ständer integrierten 150 Watt Endstufe, einem speziellen Hypex N-Core Modul? Ja, denn dieser Verstärker ist Bestandteil einer besonderen Frequenzweichen-Technologie, wie sie bereits in Siltechs mächtigem Symphony System Premiere hatte. Was diese einzigartige Technologie ausmacht, erläuterte mir Edwin van der Kley Rynveld sinngemäß so: „Wir nennen unser Konzept passiv-aktiv, weil sich dieser Weg radikal von DSP-korrigierten aktiven Lautsprechern unterscheidet. Ein DSP korrigiert Fehler bei einer bestimmten Frequenz und ist daher statisch. Unglücklicherweise neigen Lautsprecher bei Musik dazu, ihre Parameter deutlich zu verändern, wodurch die DSP-Korrektur nicht immer perfekt funktioniert. Nach unseren Erfahrungen führt dies sogar dazu, dass der Hörer recht schnell ermüdet, weil das Gehirn diese unlogischen Fehler korrigieren will oder muss, während unser System sehr natürlich funktioniert. Ein passiver Lautsprecher verwendet Kondensatoren, Induktivitäten und Widerstände, um das Frequenzspektrum in zwei oder mehr Teile aufzuteilen. Die Filter sind direkt mit den Lautsprechern verbunden. Diese Lautsprechertreiber haben keinen flachen Impedanzverlauf und sind unterhalb der Resonanz kapazitiv und oberhalb der Resonanz induktiv. Außerdem sind die Resonanzen der Lautsprecher je nach Lautstärke nicht statisch, sondern verschieben sich. Ein passives Filter kann nicht alle diese Veränderungen mitmachen, egal wie gut es konstruiert ist. Es wird unterschiedlich klingen, je nachdem, wie laut gespielt wird. Unsere einfache Lösung ist im ersten Schritt: Wir behalten das gleiche Filter bei, belasten es mit einem Präzisionswiderstand von 4 oder 8 Ohm, und das Filter wird ideal funktionieren. Aber jetzt können wir das Filter nicht mehr direkt mit den Lautsprechern verbinden, da deren Impedanz zu niedrig ist und variiert.

Das Hypex-Verstärkermodul ist evidenter Bestandteil der außergewöhnlichen Frequenzweiche
Das Hypex-Verstärkermodul ist evidenter Bestandteil der außergewöhnlichen Frequenzweiche

Deshalb schalten wir einen hochohmigen Strompufferverstärker mit niedriger Verstärkung zwischen unser Filter und den Lautsprecher. Unabhängig von den sich ändernden Eigenschaften während der Musikwiedergabe wird das Crossover-Filter immer das Gleiche tun. So klingt die Musik unabhängig von der Lautstärke immer gleich. Es gibt weniger dynamische Kompression, da die Filter nicht mehr mit den Variablen des Lautsprechers belastet werden. Auch die gemessenen Verzerrungen sinken um bis zu 70 Prozent. Zudem verbessern sich die Impulsantwort und der Bass deutlich, sowohl messtechnisch als auch in der subjektiven Wahrnehmung. Jetzt haben wir einen zweiten Vorteil entdeckt: Da wir einen modifizierten Hypex N-Core als Impedanzpuffer verwenden, konnten wir die Filterkomponenten auf kleinere Werte reduzieren, indem wir die Impedanz von 4 oder 8 Ohm auf 16 Ohm erhöhen. Verstärker klingen am besten, wenn die Ströme niedriger sind, und zwar jede Art von Verstärker egal ob digital, Transistor oder Röhre. Denn die Verzerrungen steigen mit dem Strom. Jetzt, wo wir bei 16 Ohm angekommen sind, stellen wir fest, dass wir keine Induktivitäten mehr brauchen, sondern sie durch viel linearere und besser klingende Widerstände ersetzen können. Für ein 12-Dezibel-pro-Oktave-Filter braucht man normalerweise eine Spule plus einen Kondensator und oft einige Korrekturnetzwerke. Bei 16 Ohm können wir zwei sequentielle 6-Dezibel-RC-Filter verwenden, so dass jedes nur einen Widerstand und einen Kondensator benötigt. Der einzige Nachteil liegt im Leistungsverlust von 3 Dezibel, aber wegen unseres Pufferverstärkers ist der Wirkungsgrad trotzdem hoch. Man muss bedenken, dass auch Induktivitäten in üblichen passiven Weichen Verluste haben.


  • Lotoo PAW GT2

    Mit ihrem Mjölnir hat Lotoo eine gänzlich neue Kategorie von portablem Audio etabliert, die sich auf dem heimischen Schreibtisch allein aufgrund des Formfaktors eigentlich wohler fühlt. Der GT2 erbt technische Gene des Mjölnir, bleibt dabei aber portabler. Auch er spielt in seiner eigenen Kategorie der vollpuristischen DAPs mit Twist. In der Entwicklung steht bei Lotoo der Klang an allererster Stelle. Dafür sind die Entwickler bereit, auch ungewöhnliche Wege zu gehen. Anstatt eines Android-Betriebssystems wie bei…
    04.03.2025
  • Vertere XtraX

    Meine ersten Moving-Coil-Tonabnehmer waren EMTs, die aus der Tondose ausgebaut wurden. Dann folgte das ein oder andere Roksan Shiraz, eine von Touraj Moghaddam veredelte EMT-Variante. Inzwischen gründete er Vertere und entwickelt und produziert Plattenspieler, Tonarme, Systeme und Phonostufen. Hier geht es um das Topmodell der Tonabnehmer. Das Roksan Shiraz bestand aus einem klassischen EMT-Generator, der mit drei Edelstahlschrauben in einem sehr reduzierten Aluminiumgehäuse mit wenig parallelen Flächen fixiert war, um es weniger anfällig für Resonanzen…
    25.02.2025
  • English Electric EE1 Plus

    Schon wieder ein Netzwerk-Isolator von English Electric? Vor erst einer Woche stellte ich hier den EE1 vor, nun geht es um die Plus-Version. Ja, zweimal English Electric nacheinander, weil wir gern aktuell sind: Die Chord Company wird den EE1 Plus auf der am 21.02. beginnenden Bristol Hifi Show präsentieren. Gleichzeitig geht dieser Artikel online. Das konnte natürlich nur klappen, weil Mika Dauphin, dessen Drei-H-Vertrieb hierzulande die Produkte der Chord Company – und damit auch die…
    21.02.2025
  • Göbel High End Divin Comtesse

    The Divin Comtesse had been introduced by Oliver Goebel at last year's High End show: The two speakers, which are petite by Goebel High End standards, filled the large room impressively with sound in conjunction with a subwoofer. Series production has now taken off, so a pair also found its way into my listening room – but it had to wave farewell soon. The Comtesse is the smallest model in the Divin series and thus…
    20.02.2025
  • Ortofon SPU GTX E

    Die ersten Bilder der Prototypen der beiden SPUs mit integriertem Übertrager und sphärischer respektive elliptischer Nadel waren an dieser Stelle nach der High End 2023 zu sehen. Doch die akustischen Eigenschaften der ersten Gehäuse kollidierten mit Ortofons Perfektionismus. Nun hat eine stark überarbeitete Version Serienreife erlangt. Auch wenn ich glücklicher Besitzer des ein oder anderen SPUs bin, bin ich kein so beinharter und traditionell orientierter Fan dieser Analog-Legenden, dass es für mich gleich ein sphärischer…
    18.02.2025
  • English Electric EE1

    In digitalen Wiedergabeketten kann man gar nicht genug Maßnahmen gegen hochfrequente Störungen ergreifen. Dazu muss man nicht gleich in ein aufwändiges Switch investieren, um beispielsweise Verunreinigungen über das Ethernet von der Kette fernzuhalten. Meist hilft auch eine galvanische Trennung wie sie der English Electric EE1 bewerkstelligt. Wie Roland Dietl schon vor fast fünf Jahren bei seinem Test des 8Switch erläuterte, ist English Electric eine Marke von „The Chord Company“, unter der die Kabelspezialisten Elektronik wie…
    14.02.2025

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.