Da sind wir nun angelangt, und es gibt die Lautsprecher seit einigen Monaten serienmäßig in drei verschiedenen optischen Varianten: Champagne, Fire Glow Red und Matt Black. Auf Wunsch sind auch andere Farben zu bekommen. Wie schon damals auf der HighEnd 2022 zu sehen war, gehört eine separat zu erwerbende Top-Abdeckung zur idealen Ausstattung der Minissimo Forte. Sie nennt sich Scala, ist ein schweres, aus massivem Aluminium in Stufen gefrästes Element, das weniger der Resonanzunterdrückung – denn die hat das aufwändige Gehäuse kaum nötig – als vielmehr der Perfektionierung des Abstrahlverhaltens dienen soll. Warum sie nicht direkt zum Lieferumfang gehört, sondern zum Paarpreis von 1440 Euro separat dazu erworben werden soll, habe ich auf der diesjährigen HighEnd Edwin van der Kley Rynveld gefragt und seine Antwort war plausibel: Sie seien separat entwickelt worden, würden aber möglicherweise zum festen Bestandteil der Minissimo Forte. Später mehr zu deren klanglicher Relevanz. Die Minissimo Forte sind kleinvolumige Lautsprecher, durch Verschraubung fest zu einer Einheit mit einer schwarzen Säule als Ständer verbunden, in dem sich die Frequenzweiche mit ihrer Elektronik befindet. Standfest wird das Ganze durch die große runde Basis in der Farbe des Lautsprecher-Kabinetts. Unter dieser befinden sich unsichtbar vier justierbare Füße zum Austarieren der Einheit. Unten rückseitig an der Säule findet man ein Paar hochwertiger WBT-Anschlüsse und einen 220-Volt-Netzanschluss samt Ein-/Ausschalter.
Ein Stromanschluss, obwohl es sich nicht um einen aktiven Lautsprecher im klassischer Sinne handelt? Und dazu noch mit einer in den Ständer integrierten 150 Watt Endstufe, einem speziellen Hypex N-Core Modul? Ja, denn dieser Verstärker ist Bestandteil einer besonderen Frequenzweichen-Technologie, wie sie bereits in Siltechs mächtigem Symphony System Premiere hatte. Was diese einzigartige Technologie ausmacht, erläuterte mir Edwin van der Kley Rynveld sinngemäß so: „Wir nennen unser Konzept passiv-aktiv, weil sich dieser Weg radikal von DSP-korrigierten aktiven Lautsprechern unterscheidet. Ein DSP korrigiert Fehler bei einer bestimmten Frequenz und ist daher statisch. Unglücklicherweise neigen Lautsprecher bei Musik dazu, ihre Parameter deutlich zu verändern, wodurch die DSP-Korrektur nicht immer perfekt funktioniert. Nach unseren Erfahrungen führt dies sogar dazu, dass der Hörer recht schnell ermüdet, weil das Gehirn diese unlogischen Fehler korrigieren will oder muss, während unser System sehr natürlich funktioniert. Ein passiver Lautsprecher verwendet Kondensatoren, Induktivitäten und Widerstände, um das Frequenzspektrum in zwei oder mehr Teile aufzuteilen. Die Filter sind direkt mit den Lautsprechern verbunden. Diese Lautsprechertreiber haben keinen flachen Impedanzverlauf und sind unterhalb der Resonanz kapazitiv und oberhalb der Resonanz induktiv. Außerdem sind die Resonanzen der Lautsprecher je nach Lautstärke nicht statisch, sondern verschieben sich. Ein passives Filter kann nicht alle diese Veränderungen mitmachen, egal wie gut es konstruiert ist. Es wird unterschiedlich klingen, je nachdem, wie laut gespielt wird. Unsere einfache Lösung ist im ersten Schritt: Wir behalten das gleiche Filter bei, belasten es mit einem Präzisionswiderstand von 4 oder 8 Ohm, und das Filter wird ideal funktionieren. Aber jetzt können wir das Filter nicht mehr direkt mit den Lautsprechern verbinden, da deren Impedanz zu niedrig ist und variiert.
Deshalb schalten wir einen hochohmigen Strompufferverstärker mit niedriger Verstärkung zwischen unser Filter und den Lautsprecher. Unabhängig von den sich ändernden Eigenschaften während der Musikwiedergabe wird das Crossover-Filter immer das Gleiche tun. So klingt die Musik unabhängig von der Lautstärke immer gleich. Es gibt weniger dynamische Kompression, da die Filter nicht mehr mit den Variablen des Lautsprechers belastet werden. Auch die gemessenen Verzerrungen sinken um bis zu 70 Prozent. Zudem verbessern sich die Impulsantwort und der Bass deutlich, sowohl messtechnisch als auch in der subjektiven Wahrnehmung. Jetzt haben wir einen zweiten Vorteil entdeckt: Da wir einen modifizierten Hypex N-Core als Impedanzpuffer verwenden, konnten wir die Filterkomponenten auf kleinere Werte reduzieren, indem wir die Impedanz von 4 oder 8 Ohm auf 16 Ohm erhöhen. Verstärker klingen am besten, wenn die Ströme niedriger sind, und zwar jede Art von Verstärker egal ob digital, Transistor oder Röhre. Denn die Verzerrungen steigen mit dem Strom. Jetzt, wo wir bei 16 Ohm angekommen sind, stellen wir fest, dass wir keine Induktivitäten mehr brauchen, sondern sie durch viel linearere und besser klingende Widerstände ersetzen können. Für ein 12-Dezibel-pro-Oktave-Filter braucht man normalerweise eine Spule plus einen Kondensator und oft einige Korrekturnetzwerke. Bei 16 Ohm können wir zwei sequentielle 6-Dezibel-RC-Filter verwenden, so dass jedes nur einen Widerstand und einen Kondensator benötigt. Der einzige Nachteil liegt im Leistungsverlust von 3 Dezibel, aber wegen unseres Pufferverstärkers ist der Wirkungsgrad trotzdem hoch. Man muss bedenken, dass auch Induktivitäten in üblichen passiven Weichen Verluste haben.