Zu Beginn des Hörtests stellte ich die Minissimo Forte mit etwa gut einem Meter Abstand zur Rückwand frei im Hörraum auf, so, wie ich auch meine Phonar Veritas SE oder die Epsylon Vollbereichs-Bändchen üblicherweise betreibe. Dabei winkelte ich sie leicht zum Hörplatz hin an. Sofort auffällig war eine enorm ausladende Bühne, das Klangbild insgesamt schwächelte aber in den tiefen Tonlagen. Hier fehlte eindeutig Volumen. Also rückte ich die über alles 107 Zentimeter hohen Minissimo Forte inklusive Scala-Top in mehreren Schritten dichter in Richtung Rückwand, bis ich mit einem Abstand von 50 Zentimetern, gemessen von der Gehäuse-Front, die richtige Position fand. Die Tiefenstaffelung wurde dadurch zwar geringer, geriet aber realistisch dimensioniert und vor allem klar umrissen. Der intensivere Grund- und Tiefton sorgte nun für eine stimmige Tonalität. Dabei schafften es die Minissimo Forte, das Klangbild nicht nur räumlich in der Tiefe zu ordnen, sondern auch in der Höhe. In der Breite wuchs es über die Lautsprecherbasis hinaus und zeichnete dabei glaubwürdige Proportionen. Instrumente bekamen authentische Maße und Stimmen erklangen nicht überbreit sondern präzise platziert. Dennoch, das Klangbild in Verbindung mit unterschiedlichen digitalen Quellen gefiel mir nicht hundertprozentig. Denn mein Soulnote A2 scheint hier kein geeigneter Partner. Ohrenscheinlich kollidierten hier tonale Charakteristka, so dass es zu einer leichten Überzeichnung in den oberen Mitten kam, was langes Hören nicht zur Freude werden lässt. Das Phänomen ist nicht sehr ausgeprägt und mag manchem durchaus gefallen. Aber in dieser Preis- und Anspruchsklasse muss alles stimmen. Mein 30 Jahre alter NAD-Verstärker harmoniert da tonal sehr viel besser, ist jedoch hinsichtlich Feinzeichnung und anderem nicht adäquat. Als ich dies Edwin van der Kley Rynveld erzählte, war seine Reaktion in sympathischer Weise verständnisvoll, er vermutete auch ein „mismatch“ und bot mir an, ihren Crystal Cable Cube Integrated zu schicken, einen hochwertigen Vollverstärker in unüblicher, aber eleganter Bauweise.
Im Zusammenspiel mit dem Cube Integrated Verstärker kommt jetzt Freude auf. Nicht nur, dass die tonale Balance nun ausgewogen und musikalisch stimmig wirkt. Vielmehr zeigen die Niederländer nun ihre spezifischen Stärken, die sie vom Gros auf dem Lautsprecher-Weltmarkt positiv unterscheiden. Auffällig ist eine frappierende Feindynamik, die die Details in der Musik präzise abbildet und beleuchtet, so dass Instrumente wie Stimmen nicht nur mit echter und ehrlicher Farbe erklingen, sondern durch ihren Nuancenreichtum bestechen. Die Minissimo Forte begeistern mit einer Auflösung, die sie als allerfeinste Monitore qualifiziert. Das Album Folkocrazy von Rufus Wainwright (Qobuz 96/24) lässt da gleich an mehreren Stellen aufhorchen. Man darf sich bei der Minissimo Forte bei dieser wandnahen Aufstellung, die in den meisten Hörräumen wohl leicht realisierbar sein dürfte, gedanklich schnell von der Vorstellung lösen, dass hier ein kleinvolumiger Lautsprecher spielt. Nicht nur wegen des doch beachtlichen Preises, sondern vielmehr wegen seines musikalischen Auftritts ist der Anspruch hier nicht geringer als bei einem großvolumigen Lautsprecher, der dann womöglich Probleme bei seiner Aufstellung macht. Denn die beiden Minissimo Forte glänzen in allen Disziplinen. Das Frequenzspektrum wirkt nach unten nicht beschnitten, da hier Schnelligkeit und Klangfarbe dafür sorgen, dass der Tiefbass imponiert. Eine Kleinigkeit als Beispiel: Im Rufus Wainright-Song „Going to a Town“, den er mit Anhoni darbietet, ist die Bass Drum beeindruckend plastisch, aber nicht vordergründig zu erleben. Die Minissimo Forte löst das Schlaginstrument so filigran dezent auf, dass man es nicht nur hört, sondern förmlich spürt. Ebenso schön und lebensecht körperlich klingen die vielen unterschiedlichen Stimmen, mit denen Rufus Wainwright auf diesem Album zusammen singt, weil diese Speaker enorm fein auflösen und so den Gesang jedes Interpreten hinsichtlich Klangfarbe und Nuancen exakt differenzieren.
Die Minissimo Forte verwischen nichts, geben Instrumenten und Gesang individuellen Raum und unterstreichen die authentischen Klangfarben. Es fällt leicht zuzuhören, und Edwin van der Kley Rynveld scheint Recht zu haben mit seinem Versprechen, denn ich werde nicht müde zu hören. Dabei darf es auch gerne spät werden und leises Hören zur Pflicht. Kein Problem für diese Lautsprecher! Ich kenne keinen anderen, der seine tonale Balance so zu bewahren in der Lage ist. Es ist egal, mit welchem Pegel Sie die Minissimo Forte musizieren lassen, denn es tut der Ausgewogenheit keinen Abbruch. Bei extrem niedrigen Lautstärken, über die man bei anderen Boxen gar nicht erst redet, weil man längst abgeschaltet hätte und auf Kopfhörer umgestiegen wäre, mag ich sie immer noch hören. Es lässt sich mit Freude feststellen, wie die Minissimo Forte ähnlich erstklassigen Monitoren kleinste Details hörbar machen. Da stellt auch großorchestrale Musik kein Problem dar. Schumanns Symphonien, eine Gesamtaufnahme mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin (Qobuz 96/24), belegen beispielhaft das Auflösungs-Können dieser Lautsprecher. Neben der schönen Räumlichkeit sind die Klangfarben der Instrumente ein Vergnügen. Es scheint mir müßig, die Qualitäten der Minissimo Forte in einzelnen Frequenzbereichen zu beschreiben, da Homogenität und musikalischer Fluss ebenfalls zu ihren überzeugenden Eigenschaften zählt. Nur, weil man's ihnen halt von der Größe nicht zutrauen mag, sei der Tieftonbereich auch in diesem Kontext gelobt. Er gibt dem Orchester das angemessene Volumen und hält sich auch bei tieffrequentem Schlagwerk nicht zurück. Jedes Mehr wäre hier zu viel. Mit dieser Ausgewogenheit reproduzieren die Minissimo Forte die Streicher ebenso klar wie unaufdringlich, von Schärfe keine Spur.