Man ist einiges gewohnt von Audio Exklusiv. Die Produkte der hessischen Audio-Manufaktur gefallen wegen ihres hochwertigen Äußeren und überzeugen immer wieder dank ihrer musikalischen Fähigkeiten ebenso wie durch einen fairen Preis. Dem Thema Netzstrom widmet sich Audio Exklusiv nicht zum ersten Mal.
Geduld ist hin und wieder schon gefordert. So konnte Dirk Sommer hier bereits vor drei Jahren die Erlkönige der neuen Reference Mono-Endstufen testen. Auf der Website von Audio Exklusiv liest man aber auch heute noch: „coming soon“. Damit will ich keinesfalls Negatives andeuten, ganz im Gegenteil: Das Team um Andreas Schönberg und besonders er selbst akzeptieren keine Kompromisse, wenn es um klangliche Ideale und Zielsetzungen geht. Im Falle der Endstufen liegt der Grund für die Geduldsprobe jedoch nicht allein im Streben nach Perfektion, sondern auch daran, dass immer wieder in den letzten Jahren die gewünschten Bauteile schwer zu beschaffen waren. Beim Thema Stromversorgung verhält es sich anders. Schon seit langem offeriert Audio Exklusiv ein Netzkabel, das sich mit 236 Euro für 1,5 Meter im eigenen Online-Shop eher am unteren Ende der Preisskala für audiophile Netzkabel einordnet. So war denn seitens der Kundschaft und der Händler vor allem wegen der hochwertigen Elektronik der Eco-, Classic- und der neuen Reference-Line der Wunsch laut geworden, hinsichtlich der Stromzufuhr noch Besseres zur Verfügung zu haben.
Das war keine leichte Aufgabe für Andreas Schönberg. Am Telefon verriet er mir, dass es eher ein Zufall war, diese neue Kabel-Struktur entdeckt zu haben. Eine ehrliche Aussage, wie ich sie aber auch schon von anderen namhaften Entwicklern hinter vorgehaltener Hand bezüglich derer Kreationen hörte. Mich wundert das nicht, denn bei Kabeln sind wenige Konstruktionsmerkmale zwingend, der Spielraum für Erfindergeist und Kreativität hinsichtlich Material und mechanischem Aufbau jedoch enorm groß. Andreas Schönberg verriet mir, dass er auf der Basis einer geglückten Konstruktion, diese in vielerlei Hinsicht, wie zum Beispiel dem Dielektrikum, verändert habe und sich nach langen, umfangreichen Hörtests für die jetzt erhältliche Form entschieden habe. Schließlich muss dies Stromkabel ja an jeder Art von Hifi-Komponenten, egal ob Endverstärker oder LAN-Switch sinnvoll einsetzbar sein und eine hörbare musikalische Verbesserung bedeuten. Er und auch ich sind uns aufgrund unserer Erfahrung dahingehend einig, dass in der Regel die Verwendung eines gleichen Kabels an allen Geräten in der gesamten Anlage Sinn macht. Auch lehrt die Erfahrung, dass sich klangliche Charakteristika eines einzelnen Kabels in der Vielzahl zu einem musikalisch stimmigen Gesamtbild ergänzen können, statt einzelne Merkmale durch die Addition zu übertreiben. Dem entsprechend gestaltete ich auch diesen Test und bat um Zusendung von fünf Kabeln von 1,5 Meter Länge und eine drei Meter lange Zuleitung für den 8-fachen Power Distributor PD1, den es auf Wunsch auch mit noch mehr Schuko-Steckdosen gibt. Sein Gehäuse besteht aus schwarzem Acryl, das Andreas Schönberg wegen seiner dämpfenden Eigenschaft für klanglich bestens geeignet hält. Die acht Steckdosen sind in zwei Reihen angeordnet und sternförmig verdrahtet, so dass es keine bevorzugten oder nachgeschalteten Steckplätze gibt. Für die Zuleitung ist eine rhodinierte Kaltgeräte-Buchse C14 von Furutech, Typ NCF, eingebaut. Die acht Steckdosen sind nicht rhodiniert, weil dies laut Andreas Schönberg keine klanglichen Vorteile bringe, sondern den PD1 nur unnötig verteuern würde. Ausgiebige Hörproben hätten das ergeben. Der Netzverteiler steht auf vier Gummifüßchen, die aber klanglich nicht das Optimum darstellen. Hier empfiehlt Audio Exklusiv den Zukauf der seit langem im Programm befindlichen d.C.d.Feet. Dies Kürzel steht für decoupling damping und besagt, dass mit diesen Unterstell-Füßen sowohl Resonanzen gedämpft werden als auch eine Entkopplung vom Untergrund stattfindet. Die Dynamik soll dabei voll erhalten bleiben und eine Resonanz auch nicht nur verschoben sondern eliminiert werden. Üblicherweise werden die d.C.d. Feet im Vierer-Set für 276 Euro angeboten. Laut Andreas Schönberg sind beim Netzverteiler PD1 vier Stück jedoch zu viel des Guten. Die Empfehlung sind drei Stück, und zwar genau an den am Unterboden des PD1 markierten drei Positionen platziert. Der Netzverteiler liegt damit an drei Stellen großflächig auf, denn der Durchmesser eines d.C.d.Feet beträgt 55 Millimeter. Die Höhe von 26 Millimetern ergibt sich durch den Aufbau mit verschiedenen Materialien. Das sind Aluminium sowie ein komplexes Gewebe, das man bei Audio Exklusiv ebenso wie das Spezialmaterial verständlicherweise nicht genauer benennen will. Genauso verhält es sich mit der Auskunftsfreudigkeit zum neuen Reference Power Cord. Nur soviel: Die Stecker sind rhodiniert und ebenso, wie das Kabel selber, mechanisch beruhigt. Etwa alle sieben Zentimeter sieht und fühlt man am Kabel leichte Erhöhungen, die eben diesem Zwecke dienen. Auch über dieses Konstruktionsmerkmal wird nichts Genaues verraten. Als Leitermaterial dient hochreines 6N-Kupfer mit einer Stärke von circa 2,8 Millimetern. Die drei Leiter werden mit Teflon isoliert. Andere Materialien haben, so Andreas Schönberg, im Vergleich nicht die gleiche oder gar bessere Musikalität ergeben. Wichtig sei der mechanische Aufbau, der für weitgehende Vibrationsfreiheit sorgen und Erschütterungen intern vermeiden soll. Die Kabel sind nicht dick, aber dennoch etwas steif und man sollte bitte vermeiden, sie zu knicken. Engere Radien sind aber kein Problem, und das Kabel ist letztlich gut zu handhaben. Auch sein geringes Gewicht zerrt nicht an an den Geräten, was einer sicheren mechanischen Verbindung an deren Kaltgerätebuchse dienlich ist.