DS: Ihr habt also nur zwei Verstärkungsstufen.
MB: Ja, und wir haben einen LDR-Schalter am Eingang. Wir verwenden also LDRs zum Schalten, weil ich sie für die am wenigsten störenden Schalter von allen halte. Denn es ist nur ein Widerstand, der sich auf und ab bewegt. Wenn er ganz offen ist, hat er einen durchschnittlichen Widerstand von etwa 50 Ohm. Und wir verwenden ihn als Eingangsfilter, weil man den Eingang eines Breitbandverstärkers vor einfallenden Funkfrequenzen Schützen muss. Wir müssen also das Hochfrequenzrauschen außen vor halten. Wir brauchen dort ein kleines Eingangsfilter. Und das machen wir mit dem LDR und einem Kondensator gegen Masse, und dann gehen wir in die Vorverstärkerstufe zur Lautstärkeregelung.
Wir sind nun schon seit ein paar Jahren im Geschäft mit Vorverstärkern und Verstärkern, und wir probieren immer wieder neue Möglichkeiten aus. Die beschriebene Eingangswahl ist eine Sache, bei der wir geblieben sind. Die am besten klingenden LDRs, die Zelox-LDRs, sind nicht mehr zu haben, weil man kein Blei mehr verwenden darf und sie Blei an den Beinen hatten. Die alten, wirklich guten Typen sind also nicht mehr erhältlich. Jetzt gibt es verschiedene Typen mit Gallium, die gut klingen, aber nicht so gut wie die alten. Der Vorteil dieses älteren Lautstärkereglers ist also weggefallen. Wir bevorzugen jetzt den 12-Bit-DAC mit Lasertrimmung in der Rückkopplungsschleife eines invertierten Verstärkers. Ich glaube, dass ein Vorverstärker vielleicht der schwierigste Verstärker ist, weil er einen Lautstärkeregler hat, und der Lautstärkeregler ist oft das, was dem Signal schadet. Wenn man anfängt, ihn herunterzudrehen, muss man etwas dämpfen. Und damit neigt man dazu, Transienten und Rauminformationen wegzuwerfen. Die Klangbühne kollabiert und wird flach.
DS: Warum hast Du ein Filternetzwerk für tiefe und hohe Frequenzen im Vorverstärker?
MB: Oh, das liegt an unseren neuen Lautsprechern der M-Serie. Sie haben eine Option für Bi-Wiring und wir haben einen Filter in den Vorverstärker eingebaut, bei dem der Tiefpass und der Hochpass individuell eingestellt werden können. Wenn man also in eine Situation kommt, in der man einen schwierigen Raum hat, vielleicht eine Raumresonanz von 80 Hertz oder so, dann hat man die Möglichkeit, diese Frequenzen auseinanderzuziehen. Wenn man also einen Monitor mit einem Subwoofer betreibt, kann man den Monitor bei 90 Hertz ausblenden und den Subwoofer bei 70 Hertz einblenden, wodurch dort ein Einschnitt entsteht, wo der Raum dröhnt. Räume neigen dazu, ein paar Resonanzen zu haben. Es gibt eine Breiten-, Höhen- und Tiefenresonanz, aber das sind nicht die schlimmsten. Es gibt eine Art Kompressionsresonanz, bei der alle diese Dimensionen zusammenspielen. Dort neigt die Luft dazu, sich zu komprimieren und zu entspannen und zu komprimieren und zu entspannen. Und das ist der Punkt, an dem alles dröhnt. Und diese Volumenresonanz ist die einzige, die man wirklich behandeln muss. Unsere psychoakustische Fähigkeit ist sehr gut darin, eine Reflexion von einer Wand oder einem Boden oder was auch immer quasi herauszufiltern, aber diese Druckresonanz neigt dazu, uns sogar körperlich anzugreifen, sie verursacht Übelkeit. Wenn man in manchen Räumen laute Musik spielen will, ist es sehr schön, diese Volumen-Resonanz wegzubekommen. Diese Option bietet das analoge Filter. Für mich ist ein analoges Filter die einzige Wahl, denn wenn man einen DSP einsetzt, hat man vielleicht 20 oder 25 Millisekunden Verzögerung, und es gibt keine Möglichkeit, die Frontlautsprecher und die Subwoofer zusammenspielen zu lassen, wenn man eine solche Verzögerung hat. Es handelt sich im C-880 also um ein rein analoges Filter, das auf die Subwoofer zugeschnitten ist, die keine eingebautes Filter oder einen direkten Eingang haben wie die von Revel oder JL.
DS: Wie steil sind die Filter?
MB: Das sind 24 Dezibel für den Tiefpass und 12 Dezibel für den Hochpass. Der Grund für die 12 Dezibel liegt darin, dass der Mitteltonbereich der meisten Lautsprecher ohnehin mit einem 12-Dezibel-Rolloff versehen ist. Weil ein Gehäuse also so eine Flankensteilheit besitzt, es ist ein Filter zweiter Ordnung. Die akustische Flankensteilheit allein durch ein Gehäuse beträgt 12 Dezibel dazu kommt das Filter mit 12 Dezibel macht 24 Dezibel. Hoch- und Tiefpassfilter passen also zusammen.
DS: Gibt es sonst noch etwas, was Du über Deinen Vorverstärker sagen möchtest?
MB: Es ist ein guter Vorverstärker. Ich weiß, dass ein Vorverstärker in der Lage sein sollte, die Lautstärke auf eine sehr, sehr gute Art und Weise hoch- und runterzuregeln. Natürlich ist es das erste Mal, dass wir diskrete Operationsverstärker verwenden, die wir selbst gebaut haben. Wenn man sich unsere kleineren Baureihen anschaut, haben sie alle sehr gute Operationsverstärker, AD825 oder andere in der Hifi-Welt anerkannte ICs. Aber der C-880 besitzt komplett diskrete Operationsverstärker.
DS: Und mit welcher Spannung werden sie versorgt?
MB: Sie laufen mit plus/minus 24 Volt. Es gibt also reichlich Headroom.
DS: Was kannst Du über Deine Klasse-A-Endstufe sagen?
MB: Die Schaltung des Class-A-Verstärkers und der diskrete Operationsverstärker sind exakte Nachbildungen voneinander. Es ist genau die gleiche Topologie. Wir haben eine ganz eigene Art, die Ströme in der Eingangsstufe zu spiegeln. Dann falten wir eine Treiberschaltung ein, die dann den Ausgang steuert. Wenn man sich also die Topologie des Operationsverstärkers ansieht, handelt es sich im Grunde um eine Verstärkerstufe, und auch im Leistungsverstärker ist es eine Verstärkerstufe. Wenn wir sehr hochohmige Stromquellen für die Eingangsstufe verwenden, machen wir eine gefaltete Kaskode und wir haben eine Kaskode, die die Eingangstransistoren abschirmt. Ich weiß nicht, ob Du weißt, dass es früher eine so genannte Speicherverzerrung gab. Man erhält Verzerrungen, wenn das Signal die Arbeitsbedingungen der Geräte in dieser Schaltung verändert. Wir achten sehr genau auf all diese Dinge und stellen sicher, dass wir sehr hochohmige Stromquellen haben, die nicht mit dem Signal moduliert werden. Und jedes Mal, wenn wir eine Kaskode um Dinge herum machen, erhöhen wir die Verstärkung. Wir haben also in diesem und in jenem eine sehr, sehr hohe Verstärkung: 120 Dezibel. Aber wir haben es geschafft, gleichzeitig fast zehn Kilohertz an offener Bandbreite in der Verstärkungsschaltung zu erreichen. Und das bedeutet, dass wir eine Menge Verstärkung in die Rückkopplung stecken können. Die Rückkopplung ist ein gutes Mittel zur Optimierung der Qualität. Ich weiß, dass sie einen schlechten Ruf hat, aber bedenke, dass es sich um eine einstufige Schaltung handelt. Andere Leute sprechen von lokalen Rückkopplungsschleifen. Wir haben nur eine Schleife, und die ist lokal, weil wir nur eine Verstärkungsstufe haben. Wir übertragen also nicht viel Verstärkung über viele Stufen. Und weil wir nur eine Verstärkungsstufe haben, ist unsere Phasenverschiebung sehr, sehr moderat. Eine Verstärkungsstufe hat eine 90-Grad-Phasenverschiebung. Normalerweise, wenn man zwei oder mehr Verstärkungsstufen hat, dann hat man eine Phasenverschiebung von 180 Grad. Das bedeutet, dass man die Bandbreite begrenzen muss, um eine Oszillation zu vermeiden. Wir haben also eine Verstärkungsstufe da drin.