tests/24-02-02_phonar
 

Phonar Veritas P9.2 SE

02.02.2024 // Wolfgang Kemper

Inzwischen habe ich die Veritas P9.2 SE mit üblicher Musik kennengelernt und bleibe bei meiner positiven Einschätzung, möchte aber nun wissen, welchen Beitrag der Soulnote A2 bislang an diesem Hörvergnügen hat. Also schloss ich statt seiner die Kombination aus Audio-gd Röhrenvorstufe und Spectral DMA-100 Endstufe an. Schnell zeigte sich, dass der Klangeindruck der Phonar Veritas hierdurch nicht erheblich verändert war. Die eindrucksvolle räumliche Ordnung vergrößerte sich sogar noch um eine Kleinigkeit, weil die imaginäre Bühne sich weiter nach hinten öffnete, nach wie vor konturiert und geordnet. Allerdings blieb die ansprechende Vordergründigkeit und die Lebendigkeit in der Darstellung, die im Zusammenspiel mit dem A2 zum Musikgenuss doch erheblich beitrug, etwas auf der Strecke. Dadurch geriet das Musikerlebnis jetzt etwas weniger packend und ja, für meinen Geschmack etwas zu laid back. Das bedeutet, dass die Veritas P9.2 SE ihren musikalischen Charakter auch hier erfreulicherweise hörbar macht, man sich bei der Auswahl des Verstärkers aber doch etwas Mühe machen sollte, um für den persönlichen Hörgeschmack die ideale Kombination zu finden, wie es bei allen hochwertigen Lautsprechern sinnvoll ist.

Der Unterbau des Veritas-Gehäuses besteht bei der P9.2SE aus zwei Traversen und Spikes, die in der Höhe verstellbar sind und durch die Gewindescheibe arretiert werden, sobald die Justierung stimmt. Für empfindliche Fußböden gehören zudem Unterlegscheiben für die spitzen Spikes zum Lieferumfang
Der Unterbau des Veritas-Gehäuses besteht bei der P9.2SE aus zwei Traversen und Spikes, die in der Höhe verstellbar sind und durch die Gewindescheibe arretiert werden, sobald die Justierung stimmt. Für empfindliche Fußböden gehören zudem Unterlegscheiben für die spitzen Spikes zum Lieferumfang

Jetzt gilt es, die Veritas ins obere Stockwerk zu transportieren und mit nun praxisgerechter Aufstellung ein wenig zu experimentieren. Mit etwa sechzig Zentimetern Abstand jeweils zur Rückwand und zum benachbarten Möbelstück fand ich eine Platzierung, wie sie in vielen Wohnräumen ähnlich realisierbar sein dürfte. Zwischen den nun gut drei Meter voneinander entfernten Veritas waren die Audiokomponenten auf Ikea-Tischen platziert. Weil sonst auch meist vorteilhaft, habe ich die Veritas P9.2 SE leicht zum knapp vier Meter entfernten Hörplatz angewinkelt. Zuvor probierte ich mehrere Standplätze im Hörraum, die weniger dicht an der Wand waren. Daraus ergab sich stets ein geringerer Hörabstand. Zwar klang die Veritas in jeder Aufstellung gut und hätte auch dort bleiben können, aber die Bühnengröße und die Stereoperspektive waren in meinem Hörraum mit den 60 Zentimetern Abstand vor der Wand am gefälligsten. Wenn ich dann die Schaumstoff-Pfropfen aus den Ventilier-Kanälen nahm, intensivierte sich der obere Tiefbass, was bei einigen Musikstücken ganz passend schien, bei anderen etwas zu dick aufgetragen wirkte. Auch hier ist die Feinabstimmung eine Frage von persönlichen Präferenzen. Den Jumper für die Hochton-Korrektur hatte ich übrigens wieder in die Linear-Position gesteckt, was zu den Hörbedingungen jetzt gut passte. Weil das preisgünstige Wireworld Helicon16 OCC-7N mir so ausnehmend gut gefallen hatte, kam es auch hier zuerst zum Einsatz. Natürlich wollte ich erfahren, ob das von mir gewünschte Wireworld Equinox 8 noch mehr konnte. Und so war es dann auch. Das Equinox verlieh der Wiedergabe mehr Luft und Leichtigkeit und förderte in passender Manier die Energie im Bass. Insgesamt diente das Equinox 8 noch mehr dem musikalischen Fluss und brachte das Klangerlebnis näher. Das günstige Wireworld Helicon16 OCC-7N halte ich aber für einen ganz heißen Tipp, wenn man nicht so tief ins Portmonee greifen will. Der Soulnote A2 diente als Spielpartner und als Tonquelle wählte ich mal CDs, mal Files vom Oladra-Server über die Bridge des PS Audio-DACs. Die Kette insgesamt klang auf Anhieb sehr stimmig und auch besser als im Hörraum unten. Allein die räumlichen Begebenheiten – es stand kein weiterer Lautsprecher im Raum – machten bei der Präzision im Tiefton einen imponierenden Unterschied. Schon jetzt ließ sich feststellen, dass die Veritas ihrem Namen gerecht wird, dicht an der Wahrheit spielt und mit Effekthascherei nichts zu tun haben will.

Erheblich zur begeisternd homogenen Darstellung dürfte die Anordnung der fünf Lautsprecher beitragen
Erheblich zur begeisternd homogenen Darstellung dürfte die Anordnung der fünf Lautsprecher beitragen

So ein Lautsprecher ist auch für verwöhnte Tester-Ohren ein Vergnügen. Zwar kann mein großes Setup im unteren Raum noch mehr an feinsten Informationen kommunizieren und arbeitet noch etwas berührender die Seele in der Musik heraus. Vermissen tue ich dies aber bei Phonars Veritas 9.2 SE überhaupt nicht. Sie verbindet in ihr homogenen Darstellung ein angenehmes Klangbild mit einem so beachtlichen Nuancenreichtum, dass das Hören so oder so Spaß macht. So kann man in die Musik hineinlauschen und sich an den Tonfolgen der Instrumente oder der sauberen Artikulation der Stimmen erfreuen. So kann man sich aber auch dank der angenehmen und dabei nichts verschleiernden Tonalität entspannt zurücklehnen und im Wohlklang baden. Diese Synthese von Entspannung und detailreicher Spielfreude findet man nicht häufig, ganz sicher nicht in dieser Preisklasse – eine bewundernswerte Leistung von Gerd Lommersum und den Mitverantwortlichen. „Body And Soul“ von Nnenna Freelons Album Live weist sonst gerne auf manche Stärke oder Schwäche bei der Auflösung im Bassbereich und in Sachen der glaubwürdigen Reproduktion ihrer Stimme hin. Mit den Veritas war jetzt nichts zu hören als Musik. So, wie dieser Live-Auftritt nun zu erleben war, fehlte es an nichts. Die Bässe mal knackig, mal aus der Tiefe rollend, Nnenna Freelons Stimme klar artikuliert, aber weiblich und nicht mager, alle Instrumente mit realistischer Couleur und räumlich geordnet und differenziert in einem harmonischen Gesamtbild. Da wähle ich gerne das nächste Album und freue mich bei „The Sea and Sindbads Ship“ aus Rimsky-Korsakovs Sheherazade mit dem Orchestre De La Suisse Romande, dirigiert von Ernest Ansermet beim Qobuz-Streaming in CD-Qualität über die Wucht des Orchester-Einsatzes. Noch erbaulicher, ja beinahe atemberaubend ist neben dieser Kraftentfaltung die Klangfarbenpracht und Transparenz, mit der dieser erste Satz groß auf weiter Bühne präsentiert wird. Bei der folgenden „Story of the Calender Prince“ ist es die Schönheit der Solovioline, die bezaubert. Es ist wirklich bemerkenswert, was dieser Lautsprecher mit seiner homogenen Diktion zu leisten vermag.


  • Silversmith Audio Fidelium

    Im kommenden Januar wird Silversmith Audio 25 Jahre alt. Wer ist dieser bei uns recht unbekannte amerikanische Hersteller und was fertigt man dort? Es handelt sich um Lautsprecherkabel ganz besonderer Art, nämlich sehr flach und sehr breit. Bei Flachkabeln denke ich bislang zuerst an die hochwertigen Produkte von Nordost, ebenfalls aus den USA kommend. Die konstruktiven Unterschiede zu den Kabeln von Silversmith Audio sind jedoch fundamental, denn diese bestehen aus einem einzigen Leiter pro Kabel…
    15.11.2024
  • Ferrum WANDLA HP / GoldenSound Edition

    Während der Messe in Warschau stellte Ferrum seinen WANDLA – nomen est omen – in einer Version mit integriertem Kopfhörerverstärker vor. Ein Exemplar konnte ich nach der Show gleich mitnehmen. Eine Chance, die ich mir natürlich nicht entgehen ließ, vor allem, da mir der Kollege Finn Corvin Gallowsky beim Test des reinen Wandlers zuvorgekommen war. Bisher haben wir Ihnen teils allein, teils in Kooperation miteinander fast alle Ferrum-Komponenten vorgestellt: Es begann mit dem Hybridnetzteil HYPSOS,…
    12.11.2024
  • MSB Technology Cascade DAC

    Around four years ago, I reviewes the great Reference DAC, which could be equipped with various input and output modules. Shortly afterwards, MSB added the Digital Director to its converters, a concept that Jonathan and Daniel Gullman explained to Roland Dietl. The culmination of the various new approaches is now the Cascade DAC. For example while the modules for the digital inputs of the Reference DAC, which can be used to configure the converter according…
    08.11.2024
  • Western Electric 91E

    Unter Röhrenfreaks gibt es wohl kaum eine bekanntere Marke als Western Electric. Die Erfinder der Triode 300B, der wohl berühmtesten Audioröhre, haben mit dem 91E eine moderne Inkarnation des Urahns 91A, dem 1936 entwickelten Verstärker für Kinosysteme, kreiert. Selten stellte sich bei mir so viel Vorfreude auf einen Test ein! So schwer es mir auch fällt: Ich muss mich zwingen, zunächst die langweiligen Formalitäten abzuhandeln. Es gibt zu diesem Gerät doch so Einiges zu erzählen,…
    05.11.2024
  • AIM UA3

    Bei Hifistatement bin ich nicht gerade bekannt dafür, dass ich mich für Tests von Kabeln besonders aufdränge. Beim Top USB-Kabel UA3 des japanischen Herstellers AIM war das diesmal anders. Diese Kabel wollte ich unbedingt ausprobieren. Der Grund ist ganz einfach. Vor einiger Zeit habe ich mich an dieser Stelle mit den LAN-Kabeln von AIM beschäftigt, die mich mit ihrem konstruktiven Aufbau und natürlich mit ihren klanglichen Qualitäten sehr überzeugt haben. Bei meinen damaligen Recherchen zum…
    25.10.2024
  • Phonar Veritas p4.2 Next

    Als vor sieben Monaten die Phonar Veritas p9.2 SE bei mir zum Test standen, war ich von ihren musikalischen Qualitäten so angetan, dass sie mich zum Kauf veranlassten. Nun steht im selben Hörraum ein Paar Phonar Veritas P4.2 Next für 2000 Euro und lässt mich staunen. Ähnlichkeiten und Unterschiede beim Vergleich sind bemerkenswert. Regelmäßige Leser von Hifistatement wissen längst, dass heutzutage schon für relativ kleines Geld sehr gut klingende Lautsprecher zu bekommen sind. Oft handelt…
    22.10.2024

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.