Inzwischen habe ich die Veritas P9.2 SE mit üblicher Musik kennengelernt und bleibe bei meiner positiven Einschätzung, möchte aber nun wissen, welchen Beitrag der Soulnote A2 bislang an diesem Hörvergnügen hat. Also schloss ich statt seiner die Kombination aus Audio-gd Röhrenvorstufe und Spectral DMA-100 Endstufe an. Schnell zeigte sich, dass der Klangeindruck der Phonar Veritas hierdurch nicht erheblich verändert war. Die eindrucksvolle räumliche Ordnung vergrößerte sich sogar noch um eine Kleinigkeit, weil die imaginäre Bühne sich weiter nach hinten öffnete, nach wie vor konturiert und geordnet. Allerdings blieb die ansprechende Vordergründigkeit und die Lebendigkeit in der Darstellung, die im Zusammenspiel mit dem A2 zum Musikgenuss doch erheblich beitrug, etwas auf der Strecke. Dadurch geriet das Musikerlebnis jetzt etwas weniger packend und ja, für meinen Geschmack etwas zu laid back. Das bedeutet, dass die Veritas P9.2 SE ihren musikalischen Charakter auch hier erfreulicherweise hörbar macht, man sich bei der Auswahl des Verstärkers aber doch etwas Mühe machen sollte, um für den persönlichen Hörgeschmack die ideale Kombination zu finden, wie es bei allen hochwertigen Lautsprechern sinnvoll ist.
Jetzt gilt es, die Veritas ins obere Stockwerk zu transportieren und mit nun praxisgerechter Aufstellung ein wenig zu experimentieren. Mit etwa sechzig Zentimetern Abstand jeweils zur Rückwand und zum benachbarten Möbelstück fand ich eine Platzierung, wie sie in vielen Wohnräumen ähnlich realisierbar sein dürfte. Zwischen den nun gut drei Meter voneinander entfernten Veritas waren die Audiokomponenten auf Ikea-Tischen platziert. Weil sonst auch meist vorteilhaft, habe ich die Veritas P9.2 SE leicht zum knapp vier Meter entfernten Hörplatz angewinkelt. Zuvor probierte ich mehrere Standplätze im Hörraum, die weniger dicht an der Wand waren. Daraus ergab sich stets ein geringerer Hörabstand. Zwar klang die Veritas in jeder Aufstellung gut und hätte auch dort bleiben können, aber die Bühnengröße und die Stereoperspektive waren in meinem Hörraum mit den 60 Zentimetern Abstand vor der Wand am gefälligsten. Wenn ich dann die Schaumstoff-Pfropfen aus den Ventilier-Kanälen nahm, intensivierte sich der obere Tiefbass, was bei einigen Musikstücken ganz passend schien, bei anderen etwas zu dick aufgetragen wirkte. Auch hier ist die Feinabstimmung eine Frage von persönlichen Präferenzen. Den Jumper für die Hochton-Korrektur hatte ich übrigens wieder in die Linear-Position gesteckt, was zu den Hörbedingungen jetzt gut passte. Weil das preisgünstige Wireworld Helicon16 OCC-7N mir so ausnehmend gut gefallen hatte, kam es auch hier zuerst zum Einsatz. Natürlich wollte ich erfahren, ob das von mir gewünschte Wireworld Equinox 8 noch mehr konnte. Und so war es dann auch. Das Equinox verlieh der Wiedergabe mehr Luft und Leichtigkeit und förderte in passender Manier die Energie im Bass. Insgesamt diente das Equinox 8 noch mehr dem musikalischen Fluss und brachte das Klangerlebnis näher. Das günstige Wireworld Helicon16 OCC-7N halte ich aber für einen ganz heißen Tipp, wenn man nicht so tief ins Portmonee greifen will. Der Soulnote A2 diente als Spielpartner und als Tonquelle wählte ich mal CDs, mal Files vom Oladra-Server über die Bridge des PS Audio-DACs. Die Kette insgesamt klang auf Anhieb sehr stimmig und auch besser als im Hörraum unten. Allein die räumlichen Begebenheiten – es stand kein weiterer Lautsprecher im Raum – machten bei der Präzision im Tiefton einen imponierenden Unterschied. Schon jetzt ließ sich feststellen, dass die Veritas ihrem Namen gerecht wird, dicht an der Wahrheit spielt und mit Effekthascherei nichts zu tun haben will.
So ein Lautsprecher ist auch für verwöhnte Tester-Ohren ein Vergnügen. Zwar kann mein großes Setup im unteren Raum noch mehr an feinsten Informationen kommunizieren und arbeitet noch etwas berührender die Seele in der Musik heraus. Vermissen tue ich dies aber bei Phonars Veritas 9.2 SE überhaupt nicht. Sie verbindet in ihr homogenen Darstellung ein angenehmes Klangbild mit einem so beachtlichen Nuancenreichtum, dass das Hören so oder so Spaß macht. So kann man in die Musik hineinlauschen und sich an den Tonfolgen der Instrumente oder der sauberen Artikulation der Stimmen erfreuen. So kann man sich aber auch dank der angenehmen und dabei nichts verschleiernden Tonalität entspannt zurücklehnen und im Wohlklang baden. Diese Synthese von Entspannung und detailreicher Spielfreude findet man nicht häufig, ganz sicher nicht in dieser Preisklasse – eine bewundernswerte Leistung von Gerd Lommersum und den Mitverantwortlichen. „Body And Soul“ von Nnenna Freelons Album Live weist sonst gerne auf manche Stärke oder Schwäche bei der Auflösung im Bassbereich und in Sachen der glaubwürdigen Reproduktion ihrer Stimme hin. Mit den Veritas war jetzt nichts zu hören als Musik. So, wie dieser Live-Auftritt nun zu erleben war, fehlte es an nichts. Die Bässe mal knackig, mal aus der Tiefe rollend, Nnenna Freelons Stimme klar artikuliert, aber weiblich und nicht mager, alle Instrumente mit realistischer Couleur und räumlich geordnet und differenziert in einem harmonischen Gesamtbild. Da wähle ich gerne das nächste Album und freue mich bei „The Sea and Sindbads Ship“ aus Rimsky-Korsakovs Sheherazade mit dem Orchestre De La Suisse Romande, dirigiert von Ernest Ansermet beim Qobuz-Streaming in CD-Qualität über die Wucht des Orchester-Einsatzes. Noch erbaulicher, ja beinahe atemberaubend ist neben dieser Kraftentfaltung die Klangfarbenpracht und Transparenz, mit der dieser erste Satz groß auf weiter Bühne präsentiert wird. Bei der folgenden „Story of the Calender Prince“ ist es die Schönheit der Solovioline, die bezaubert. Es ist wirklich bemerkenswert, was dieser Lautsprecher mit seiner homogenen Diktion zu leisten vermag.