Ich habe lange keinen bezahlbaren Kopfhörer mehr gehört, dessen Wiedergabequalität das für mich kritische Mindestniveau an Auflösung und Abbildungsleistung erreicht und dessen Abstimmung mich sofort hochgradig in seinen Bann gezogen hat. Angefangen beim Bassbereich, der präsent genug ist, um Druck und eine angenehme Fülle zu vermitteln, aber eben nicht überpräsent ausfällt und so andere Frequenzbereiche überschattet, über die Mitten, die Auroras Stimme mit bestechender Klarheit und Transparenz reproduzieren, ohne hohl oder kraftlos zu klingen, bis zu den Höhen, die ein Gefühl von Offenheit, Luftigkeit und elegantem Glanz evozieren, alles greift wunderbar geschmeidig und musikalisch ineinander. Bemerkenswert ist dabei insbesondere die Tiefenstaffelung, die einen starken Eindruck von Weite und Räumlichkeit vermittelt. Auch die Bühnenbreite ist eindrücklich, aber im Vergleich weniger stark ausgeprägt als die Tiefenstaffelung. Mein Sennheiser HD800s agiert genau entgegengesetzt, die Bühnenweite ist noch ausgeprägter und gehört für mich nach wie vor zum Beeindruckendsten, was ich jemals von einem Kopfhörer gehört habe, dafür fällt beim Arya Organic die Bühnentiefe bedeutend eindrucksvoller aus. Insgesamt sorgt die Abstimmung des HD800s dafür, dass dieses Stück mit noch frappierender Authentizität reproduziert wird. Wie sich später zeigen soll, erreicht er mit seiner Abstimmung jedoch bei weitem nicht die Genreflexibilität des Hifiman. Der Sennheiser ist definitiv ein Spezialist für Auflösung, extrem präsente, fein durchgezeichnete Mitten und Räumlichkeit. Der Arya ist ihm in all diesen Disziplinen unerhört dicht auf den Fersen und agiert darüber hinaus insgesamt unkritischer und zugänglicher. Und auch wenn er noch kein ausgewiesener Bassspezialist ist, bietet er deutlich mehr Tiefgang und Punch. Insgesamt ist der Arya der ausgewogenere Kopfhörer. Abschließend und das ist mir bei Kopfhörern besonders wichtig, bleibt beim Arya trotz breiter Bühnenabbildung ein Bezug zwischen dem linken und rechten Kanal bestehen. Der erste Eindruck nach diesem eher weniger anspruchsvollen Song ist enorm positiv. Der Arya Organic versteht es, angenehm, unangestrengt und doch mit hohem Detailgrad zu spielen.
Spannenderweise macht mir Metal auf Kopfhörern am meisten Spaß. Deshalb komme ich in diesem Test nicht umhin, Ihnen und den Kopfhörern mit besonders harter Musik zu Leibe zu rücken. Typische Metalsongs sind enorm kritisches Testmaterial. Schließlich sind sie oft extrem dicht instrumentiert und hochkomprimiert. Leider macht sie das auf maximal auf Detailauflösung gezüchteten Anlagen oft ungenießbar, andererseits lassen sich Anlagen mit unkritischem Verhalten besonders gut mit ihnen identifizieren. Gleiches gilt natürlich für Kopfhörer. Triviums „In the Court of the Dragon“ vom gleichnamigen Album lässt die Arya Organic vollkommen kalt. Während auf dem Schlagzeug und den Gitarren die Hölle losbricht, steht die Stimme des Sängers unbeeindruckt in der Mitte, ein gutes Stück vor der Bassgitarre und sauber von den nach links und rechts gepannten Gitarren abgehoben. Der Kopfhörer schafft es nicht nur, differenziert das komplexe musikalische Geschehen, sondern auch jedes Instrument mit seiner individuellen Dynamik und Impulsivität abzubilden. Auf meinem Sennheiser HD800s ist dieser Song ungenießbar. Seine hellere Abstimmung raubt dem Song die Energie und lässt besonders die Becken schnell anstrengend werden. Man merkt ihm an, dass er eher ein Feingeist ist. Mit der rohen Gewalt, die der Arya entfesselt, kann er nicht mithalten. Auch an dieser Stelle fällt nochmals auf, dass beim Arya im Bassbereich keinesfalls übertrieben wurde. Die schnellen Bassdrumläufe drohen zu keinem Zeitpunkt durch zu große Membranauslenkungen zu verschmieren.
Nachdem ich mich dem Arya zunächst mit alltäglichem Musikmaterial angenähert habe, muss er nun natürlich auch beweisen, dass er mit einschlägigen Hochglanzaufnahmen umgehen kann. Als eher junger HiFi-Freund habe ich die Zeit verpasst, zu der Flim & the BBs „Tricycle“ vom gleichnamigen Album auf Messen hoch und runter lief, aber das ändert nichts an dem Fakt, dass der Song abartig gut produziert ist. Um es kurz zu machen, auf den Arya Organic klingt er genau so, wie ich ihn auf verschiedenen Referenzanlagen gehört habe. Eine extrem knackige, von jedem Ballast befreit in den Frequenzkeller herabreichende Bassgitarre spielt mit dem spritzig aufgenommenen Flügel um die Wette. Untermalt wird das Ganze von den Dynamikattacken des Drumsets. Sie kennen den Song sicher in und auswendig… Und was soll ich sagen, mehr Kopfhörersound als das braucht eigentlich kein Mensch. Natürlich spielt ein Dan Clark Audio Stealth, der bei uns in der Redaktion meiner Meinung nach zurecht der begehrteste Wunschkopfhörer ist, nochmals beeindruckender, von einem Warwick Acoustics Aperio ganz zu schweigen, aber der Arya Organic bietet bereits derartig viel Hörvergnügen für einen vergleichsweise hochmoderaten Preis, dass mich das Hörerlebnis mit ihm erdet und auf den Boden der Tatsachen zurückholt. Dass der Kopfhörer sich auch bei der härtesten Disziplin, orchestraler Musik, insbesondere in seiner Tonalität absolut vorbildlich verhält, dürfte nicht weiter verwunderlich sein. Ohne ein Beispiel zu nennen, sei Ihnen versichert, dass er auch sanften Klängen gerecht wird und die Dynamik eines Orchesters überzeugend abbildet. Der Charakter des Arya ist derart unaufdringlich, dass er nach einiger Hörzeit einen Schritt zurücktritt und der Musik die Bühne überlässt.