tests/23-07-04_copland
 

Copland CTA407

04.07.2023 // Carsten Bussler

Mittlerweile ist es im Verstärker zu eng geworden und die Phonoplatine ist daher aus knapp hundert SMD-Einzelbauteilen voll diskret aufgebaut
Mittlerweile ist es im Verstärker zu eng geworden und die Phonoplatine ist daher aus knapp hundert SMD-Einzelbauteilen voll diskret aufgebaut

Dieser gnadenlos offenherzigen, ehrlichen und damit bestechenden Begründung hinsichtlich des fehlenden Platzes hatte ich absolut nichts mehr entgegenzusetzen, zumal ich selbst seit einigen Jahren meinen Röhren-Dogmatismus in Phonostufen aufgegeben und erkannt habe, dass insbesondere diskrete Lösungen im Vergleich zu reinen Röhren-Phonostufen klanglich mindestens ebenbürtig sein können. Der Copland verdaut klassische MM-Phonosignale und verarbeitet demzufolge natürlich auch die Signale von High-Output-MCs mit circa 2,5 Millivolt Generatorspannung. Für klassische MCs wird dann ein externer MC-Vorverstärker oder eben ein Step Up Transformer nötig.

Der CTA407 kommt mit der Copland-Fernbedienung RC102A daher, die auch das motorbetriebene blaue ALPS-Poti für die Lautstärkeregelung antreibt. Ach ja, das liebe Geld: Für diesen Verstärker ruft Copland 6.900 Euro auf, was mir für ein derart aufwändig und qualitativ exzellent gefertigtes Gerät aus europäischer Produktion sehr angemessen erscheint.

Insgesamt sieben Röhren sitzen auf der Hauptplatine: Eine kleine 12AX7 Doppeltriode in der Eingangsstufe, zwei kleine 12AU7 Doppeltrioden in der Treiberstufe und vier 6550 Beam Power Tetroden in der Endstufe, die allesamt von Electro-Harmonix stammen
Insgesamt sieben Röhren sitzen auf der Hauptplatine: Eine kleine 12AX7 Doppeltriode in der Eingangsstufe, zwei kleine 12AU7 Doppeltrioden in der Treiberstufe und vier 6550 Beam Power Tetroden in der Endstufe, die allesamt von Electro-Harmonix stammen

Letzten Endes ist aus Sicht des Hörers alle noch so tolle Technik aber nur der Pflichtteil, die eigentliche Kür kommt dann im Hörraum. Mir geht es oft so, dass ich nach dem Studium eines Gerätes und der ersten Inaugenscheinnahme von Schaltung, Bauteilen und allgemeinem Aufbau schon eine gewisse Erwartungshaltung entwickele, in welche Richtung es klanglich gehen könnte. Beim Copland CTA407 lag ich zwar nicht völlig daneben, aber ich muss zugeben, dass ich dennoch verblüfft war. Push-Pull-Schaltungen mit Pentoden oder Tetroden gibt es ja wie Sand am Meer und in den wenigsten Fällen vermögen sie mich wirklich dauerhaft hinter dem Ofen hervorzulocken. Anders dieser Copland: Er agierte bei mir völlig unprätentiös und ohne jede Effekthascherei. Er spielte über das gesamte Frequenzspektrum völlig unangestrengt und im besten Sinne neutral, extrem neutral sogar, als wollte er keinerlei Verantwortung übernehmen für das ankommende Musiksignal, welches er zu verstärken hatte. Blitzschnell reichte er es nämlich in verstärkter Form einfach an die Ausgänge durch, ohne etwas euphonisch hinzuzudichten oder wegzulassen oder gar die Backen zusätzlich für ein dickeres Bassbäuchlein aufzublähen, als wollte er sagen: Hier, bitte schön, da hast du dein verstärktes Signal, ob es dir gefällt oder nicht, ist mir völlig wurscht, das ist es eben, was auf der Musikkonserve enthalten ist.
Wenn Sie je das perfekt verstärkende Stück Draht gesucht haben: Hier ist es!


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