tests/23-02-17_cayin
 

Cayin HA-3A

17.02.2023 // Bert Seidenstücker

Gewonnen! Das Ranking der attraktivsten Komponente im Musikzimmer führt Cayins Kopfhörerverstärker HA-3A schon einmal an, ohne dass eine Note erklingt. Zu verführerisch glimmen die fünf Röhren auf der Oberseite des schwarzen Gehäuses. Die Assoziation, dass hier Musik in seiner natürlichsten Form entstehen kann, gelingt perfekt.

Eine Produktinszenierung die im gesamten Portfolio des Herstellers überzeugt. Zudem verbindet die chinesische High-End-Manufaktur das aus der Röhrentechnik resultierende Vintage-Flair mit einer Verarbeitung, die auch dem oft zitierten Panzerschrank gut zu Gesichte stünde. Neben der klanglichen Expertise und der vieljährigen konstanten Vertriebsarbeit des deutschen Statthalters Thomas Deyerling, ist dies ein weiterer Grund für die erfolgreiche Positionierung der Marke Cayin im deutschen Markt.

Eine schwarze, ein Zentimeter dicke Alu-Frontplatte beherbergt alle eindeutig benannten Bedienungselemente. Drei Ausgänge sind verfügbar, wobei der HA-3A ein Solist ist. Ein satt klickender Schalter bestimmt, ob an den beiden symmetrischen Ports, ausgeführt als XLR-Buchse und 4,4-Millimeter-Pentaconn-Anschluss, oder an der klassischen 6,35-Millimeter-Klinke das Ausgangssignal anliegt. Ein Parallelbetrieb ist nicht vorgesehen. Im Eingangsbereich bestimmt ein ähnliches Schaltermodell, ob die zu verstärkenden Signale symmetrisch oder via Cinch-Buchsen unsymmetrisch die Röhren erreichen. Ganz rechts auf der Front regelt ein gekapseltes Potentiometer aus dem Hause Alps mit seinem typischen sämigen Lauf die Lautstärke. Fernbedienbar ist es nicht, was nach meinem Dafürhalten bei einem Kopfhörerverstärker auch nicht zwingend erforderlich ist. Ein beleuchteter weißer Strich im Drehknopf signalisiert im Betrieb die Position. In der gleichen Farbe hinterleuchtet sind die beiden klassischen VU-Meter – Eyecatcher die Auskunft darüber geben, mit wieviel Energie die angeschlossen Kopfhörer versorgt werden. Der auf der schönen analogen Skala ausgewiesene rote Bereich sollte dabei durchaus ernst genommen werden, wie der Hörtest zeigen wird.

Egal aus welchem Winkel, der Cayin HA-3A macht optisch immer eine gute Figur und wenn dann auch noch die Röhren glimmen…
Egal aus welchem Winkel, der Cayin HA-3A macht optisch immer eine gute Figur und wenn dann auch noch die Röhren glimmen…

Um die Verstärkerröhren optimal auf die angeschlossen Last einzustimmen, gibt es einen Impedanzschalter, abermals mit drei Positionen: „Low“ für sehr niederohmige Wandler wie zum Beispiel mobile Hörer, „High“ für Modelle mit einem mehr als dreistelligen ohmschen Widerstand, der Testhörer Sennheiser HD 800 gehört zu dieser Gattung. Für alles dazwischen gibt es „Medium“. Es lohnt sich, ein wenig damit zu experimentieren, der Sennheiser lieferte in „Medium“ oder „High“ eine überzeugende Vorstellung, leichte Unterschiede inklusive.

Das für die Größe beachtliche Gewicht von zwölf Kilogramm wird auf drei Füße verteilt. So hat der Verstärker einen wackelfreien festen Stand. Vom Boden zurück zu der hochglanzlackierten Oberfläche und den fünf unübersehbaren Glaskolben. Mit den dazugehörigen Übertragern sind sie das technische Herz und die Seele des Verstärkers. Denn hier glimmen die Röhren nicht nur zum schönen Schein, derweil schnöde Transistoren die eigentliche Arbeit leisten. Dass aus Wechsel- ein Gleichstrom wird obliegt im Netzteil einer feinen Gleichrichterröhre 22DE4 aus dem Hause RCA. Den eigentlichen Leistungsröhren vorgeschaltet erhöht pro Kanal eine ECC82 Doppeltriode den Spannungspegel auf das Arbeitsniveau der folgenden 6V6S-Beam-Power-Pentode. In ihrem luftleeren Raum wird mittels Elektronenstrom fast ein Watt Ausgangsleistung pro Kanal erzeugt. Für die allermeisten Kopfhörer mehr als genug. Die beiden leistungssteigernden Röhren stammen jeweils aus slowakischer Produktion. Eine schnelle Internetsuche ergab unzählige Treffer für Ersatzkolben, so dass die Betriebssicherheit für viele Jahre gesichert ist.


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