Abhängig von ihrer Eingangsschaltung reagieren Phonostufen sehr unterschiedlich auf Abschlusswiderstände. Die wohl sensibelste, die ich kennengelernt habe, war die Omtec Antares. Selbst ein Stück oberhalb von 500 Ohm machten sich 40 Ohm deutlich bemerkbar – und damals war die Auflösung meiner Kette noch geringer als heute. Bisher empfand ich die Boulder als eher weniger empfindlich in Sachen Abschlussimpedanz: Mit ihren momentan 100 Ohm brachte sie das Tamino ebenso gut zum Klingen wie die Einstein-Entzerrer mit 40 respektive 85 Ohm. Nur um zu sehen, welche Abweichungen vom empfohlenen Wert noch zu akzeptablen Ergebnissen führt, probiere ich es mit einer groben Fehlanpassung: Das Brinkmann EMT ti besitzt einen Innenwiderstand von 25 Ohm, nach der bekannten Faustformel wären also 250 bis 500 Ohm angebracht, Helmut Brinkmann nennt als Ideal sogar 600 Ohm. Das sollte also mit dem Boulder überhaupt nicht funktionieren. Um das lange nicht benutzte System aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken, spiele ich erst einmal ein paar Plattenseiten. Anfangs fehlt es klar an Energie im Bassbereich, die Raumdarstellung gelingt aber fast ebenso gut wie beim Tamino. Und diese Disziplin zählte bisher ja nicht unbedingt zu den Schokoladenseiten der EMT-Derivate. Das macht neugierig. Also gönne ich dem Brinkmann noch ein paar weitere LPs… Aber die zusätzliche Einspielzeit kann nichts daran ändern, dass das Brinkmann EMT ti hier einfach nicht nach EMT klingt. Der geringe Abschlusswiderstand der Boulder beraubt es der ansonsten so beeindruckenden Basswiedergabe. Das gleicht auch die überraschend weitläufige Raumdarstellung nicht aus: Technische Wunder kann auch die 508 nicht vollbringen. Wer einen Tonabnehmer mit einer Impedanz von über zehn Ohm mit der Boulder kombinieren möchte, sollte andere Werte für die vier Lastwiederstände im Inneren der Phonostufe bestellen.
Dank der guten Einstellbarkeit des SME V dauert es nicht lange, bis in dessen Headshell ein Lyra Etna Platz genommen hat, dessen Spulen einen Gleichstromwiderstand von 4,2 Ohm besitzen und für das eine Abschlussimpedanz zwischen 104 und 887 Ohm empfohlen wird. An der Einstein-Phonostufe habe ich es dennoch mit nur 85 Ohm betrieben und das klangliche Ergebnis sehr genossen. Es sollte also auch mit der 508 und ihren 100 Ohm harmonieren. Und das tut es auch, wie es schon während der Einspielzeit beweist: Ich habe seit langen mal wieder Barre Phillips Journal Violone II aufgelegt, und die eigentümliche Mischung aus dem mal gestrichenen, mal gezupften Kontrabass, John Surmans Saxophonen, Bass-Klarinette und Synthesizer sowie Aina Kemanis Stimme kommt vollmundig ohne den Anflug von Rauigkeit oder Nervosität rüber. Der Bass tönt voll, die Stimme schwebt und wird oft vom Saxophon umspielt – und das alles in luftiger Akustik auf einer großen virtuellen Bühne. Keine leichte Kost, aber ungemein spannend und lebendig, wenn die 508 die Entzerrung und Vorverstärkung übernimmt.
Bei den Testscheiben begeistert dann wieder die ungeheure Spielfreude des Etna: einfach fantastisch, mit welchem Drive das Lyra, der sonst etwas biedere SME und die Boulder zu Werke gehen. Mit den dreien wird etwa Dick Schorys „Duell On The Skins“ zum Hochgenuss in Sachen Raum, Dynamik, Rhythmik und Tiefton-Energie. Ich weiß nicht, ob es an der gelungenen Kombination mit dem Etna oder den zusätzlichen Betriebsstunden liegt: Die 508 gefällt mir immer besser – und suggeriert große, luftige Aufnahmeräume. So macht Analog unheimlichen Spaß!
Gehört mit
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Plattenspieler | Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil |
Tonarm | SME V, Einstein The Tonearm 12, Thales Simplicity II |
Tonabnehmer | Transrotor Tamino, Einstein The Pickup, Brinkmann EMT ti |
Phonostufe | Einstein The Turntable‘s Choice (sym) |
Vorverstärker | Einstein The Preamp, Audio Exklusiv R7 |
Endstufe | Einstein The Poweramp |
Lautsprecher | Göbel Epoque Aeon Fine |
Kabel | Goebel High End Lacorde Statement, Audioquest Thunder, Tornado (HC), Dragon HC |
Zubehör | Audioquest Niagara 5000 und 1000, Clearaudio Matrix, AHP Klangmodul IV G, HMS-Wandsteckdosen, Synergistic Research Active Ground Block SE, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus und Room Tuning Disks, SSC Big Magic Base, Audio Exklusiv Silentplugs |
Herstellerangaben
Boulder 508 Phonostufe
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Eingang | 1 x symmetrisch (XLR), Adapter für Cinch |
Ausgang | 1 x symmetrisch (XLR) |
Maximale Eingangsimpedanz | 100Ω (MC), 47kΩ (MM) |
Ausgangsimpedanz | 100Ω, symmetreisch |
Verstärkung bei 1kHz (RIAA) | 70dB (MC), 44dB (MM) |
Frequenzgang (RIAA) | ±0,5 dB, 20Hz bis 20kHz |
Totale harmonische Verzerrungen | 0,01% |
Äquivalentes Eingangsrauschen (MC) | 116 nV flat, 20Hz bis 20kHz |
Maximale Ausgangsspannung | 16 Vrms |
Netzspannungen | 100, 120, 200, 240 VAC, 50-60Hz |
Leistungsaufnahme | 15W maximal |
Abmessungen (B/H/T) | 29,2/5,8/24,1cm |
Gewicht | 5,2kg |
Preis | 6450 Euro |
Vertrieb
Highendscout
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Anschrift | Gottschalk & Pietersen GmbH Gervinusstr. 21 10629 Berlin |
Telefon | +49 30 22015093 |
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