Wenn ich in meiner Beschäftigung mit Hifi- und Studiotechnik eins erfahren habe, dann, dass Bauteile oder Schaltungsvarianten nie monokausal guten Klang garantieren. Es kommt immer darauf an, wie gut ein Entwickler die von ihm präferierten Lösungen in einem Gesamtkonzept umsetzt. Dennoch fände ich es in meiner Kette schade, die aufwändig erzeugten oder von sich aus symmetrischen Signale per Adapter mit einer unsymmetrischen Vorstufe zu verbinden. Mit Vorverstärkern, die durch XLR-Buchsen, denen dann ein Trafo oder IC zur Desymmetrierung folgt, mehr scheinen wollen, als sie wirklich sind, will ich mich lieber gar nicht erst beschäftigen. Natürlich kam so etwas auch für Audio Exklusivs bisherige Vorstufen nicht in Frage. Übrigens sind Vorstufen mit mehr als zwei XLR-Eingängen relativ selten. Die R7 hingegen bietet gleich vier davon. Jeder dieser Eingänge besitzt alternativ eine Cinch-Buchse für den Anschluss unsymmetrischer Quellen, deren Signal dann aber im auf eine Konstantstromquelle arbeitenden Differenzeingangsverstärker symmetriert wird, so dass es keiner zusätzlichen Symmetrierstufe bedarf.
Andreas Schönberg hat mir freundlicherweise nicht nur eine der ersten R7 zur Verfügung gestellt, sondern auch bereitwillig einige technische Details mitgeteilt: Die Schaltung ist ein direktgekoppelter Kathodenfolger mit zwei TUNG-SOL 12AU7 pro Kanal, dem dann eine doppelte FET-Ausgangsstufe in Single-Ended-Class-A folgt, um eine Ausgangsimpedanz von 30 Ohm und eine hohe Stromlieferfähigkeit zu erreichen, so dass der R7 weder exotische Kabel noch Endstufen mit geringem Eingangswiderstand Probleme bereiten können. Das absolut gegenkopplungsfreie Design soll „zu einem perfekten Klirrverhalten, Dynamik sowie zeitrichtigem Verhalten wie aus dem Lehrbuch“ führen. Im Hochvolt-Netzteil mit der Gleichrichterröhre GZ34S von JJ-Elektronik und einem zweistufigen Spannungsregler kommen zur Siebung ausschließlich MKP-Folienkondensatoren – eine Kombination von Intertechnik- und Mundorf-Kapazitäten – zum Einsatz. Zusätzlich soll bei der Heizung und der Anodenspannung eine Spannungspufferung mit MKP-Kondensatoren direkt an den Röhren für mehr Schnelligkeit, Auflösung und Luftigkeit sorgen.
Die drei Trafos pro Kanal stellen jeweils eine Gesamtleistung von 210 Watt bereit. Die Siebung übernehmen – außer im Hochvoltnetzteil – Panasonic-FC-Kondensatoren. Andreas Schönberg weist ausdrücklich darauf hin, dass er sich bei der Entscheidung für Bauteile weder von in audiophilen Kreisen angesagten Herstellernamen noch hohen Preisen habe leiten lassen, sondern ausschließlich von langwierigen Hörversuchen. So habe sich die Auswahl von Kondensatoren – sowohl denen zur Kopplung, als auch denen im Netzteil –, Widerständen und Kabeln über insgesamt zwei Jahre hingezogen. Schließlich habe man sich für Intertechnik-True-Copper-Koppelkondensatoren und PRP-, Manganinfolien- und Z-Foil-Widerstände entschieden. Letztere könnten je nach Wert schon mal bis zu 20 Euro pro Stück kosten. Da fallen dann die gasgefüllten Reedrelais zur Quellenwahl finanziell nicht mehr ins Gewicht. Dass sich Audio Exklusiv auch intensiv mit dem Thema Resonanzminimierung auseinandergesetzt hat, weiß man spätestens seit der Präsentation der d.C.c-Feet, -Base und der Silentplugs vor etwa zehn Jahren. Das nie näher benannte weiße, schwingungsabsorbierende Material kommt natürlich auch in der R7 zum Einsatz. Darüber hinaus werden die beiden Gehäuse der Vorstufe aus zehn respektive 15 Millimeter starken Aluminiumplatten aufgebaut: Der Mechanik der Vorstufe widmete Andreas Schönberg ebenso viel Aufmerksamkeit wie der Bauteileauswahl und dem Schaltungsdesign. Kein Wunder also, dass die Vorstellung der R7 auf der hifideluxe gleich bei zwei Kollegen Begehrlichkeiten weckte. Aber wenn es endlich eine vollsymmetrische Audio-Exklusiv-Vorstufe gibt, wollte ich mir die Beschäftigung mir ihr einfach nicht nehmen lassen.
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