Rein äußerlich kommt der Tars mit seinen beiden seitlich angeordneten Kühlkörpern eher wie eine kleine Stereo-Endstufe als ein üblicher PC oder Laptop daher. Das Gehäuse ist sorgfältig mechanisch bedämpft und ruht auf speziellen Absorber-Füßen von Thixar. Ein zweites Gehäuse, das kennen wir auch von anderen HiFi-Geräten, beinhaltet das ausgelagerte Netzteil, für dessen Design Thomas Wendt den erfahrenen Walter Fuchs gewinnen konnte. Die Stromversorgung ist ganz klassisch mit einem großen Transformator, großzügigen Siebkapazitäten und linearen Spannungsreglern aufgebaut, was sich auch im satten Gewicht von immerhin zwölf Kilo niederschlägt. Alle relevanten Systemkomponenten, wie Motherboard, SSD und PCIe-Bridge, verfügen dabei über eigene, separate Strom-Versorgungslinien. Bei normalen PCs und Laptops findet man an dieser Stelle in aller Regel Schaltnetzteile, die zwar auf Effizienz getrimmt sind, zugleich aber ein breites Spektrum an Störungen erzeugen. Um allerdings überhaupt sinnvoll ein Linear-Netzteil für einen Computer einsetzen zu können, bedarf es einer sorgfältigen Auswahl der zu versorgenden Komponenten. Dabei kommt es vor allem darauf an, wie leistungshungrig der verbaute Prozessor ist. Genuin Audio hat sich für einen sehr potenten i7-Prozessor von Intel, aber in einer besonderen, stromsparenden Variante entschieden. Diese Wahl hat den angenehmen Nebeneffekt, dass es möglich ist, den Prozessor auch passiv ohne störenden Lüfter zu kühlen. Die Wärme wird stattdessen über Heat-Pipes an einen der beiden seitlichen Kühlkörper abgeleitet. Dahinter steht die Überlegung, dass ein Musikserver völlig geräuschlos arbeiten sollte. Hinzu kommt, dass damit auch die kräftigen elektrischen Störgeräusche, die durch die Steuerung der Lüfterdrehzahl mittels Pulsweitenmodulation entstehen, von Haus aus vermieden werden.
Das Konzept der Geräuschvermeidung setzt sich in der Verwendung von SSD-Festplatten für die Speicherung der Musik-Dateien fort. SSDs haben neben schnellen Zugriffszeiten im Gegensatz zu herkömmlichen Festplatten keine mechanischen Elemente, die durch ihre Geräusche den Hörgenuss schmälern könnten. Bis zu fünf SSDs können in das Gerät eingebaut und verwaltet werden. Darüber hinaus ist das Betriebssystem auf einer weitern, speziellen SSD installiert, die unmittelbar auf dem Motherboard eingesteckt ist. Die Trennung von Betriebssystem und Musik-Dateien auf getrennten Festplatten ist nach meiner Erfahrung ein probates Mittel zur Steigerung der klanglichen Performance.
Genauso wichtig wie die Hardware ist die Software eines Musikservers. Als Betriebssystem hat Genuin Audio sich für Windows 8.1 entschieden. Nun sind klassische Windows-Systeme alles andere als schlank und schleppen einen gewaltigen, für die Musikwiedergabe unnötigen „Overhead“ mit sich herum. Bei Genuin Audio greift man deshalb zu einem interessanten Kniff und verwendet eine „Embedded“-Ausführung von Windows 8.1. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Variante des Betriebssystems, die eigentlich speziell für die Anwendung in Industriegeräten konzipiert wurde und die bei der Installation entsprechend konfiguriert werden kann. Genuin Audio nutzt das und entfernt konsequent alle Aspekte, die nicht der Musikwiedergabe dienen. So gibt es keine unnötigen Prozesse oder Programme. Das Ergebnis dieser Konzeption soll sein, dass der Tars hochgradig performant, stabil und einfach in der Handhabung ist. In jedem Fall ist ein dermaßen entschlacktes und „beruhigtes“ Windows-System eine wichtige Maßnahme zur Reduzierung von Jitter und Störgeräuschen nach dem Motto: Was nicht läuft, kann auch nicht stören. Der Einfluss dieser Maßnahmen auf den Klang ist nicht zu unterschätzen. Zum Rippen von CDs setzt man bei Genuin Audio auf die aktuelle Version der bewährten Software dBpoweramp. Wie mir Thomas Wendt erzählte, ist diese Wahl auch einer der Gründe für Windows als Betriebssystem, da dBpoweramp nur für Windows- oder Mac-Systeme zur Verfügung steht. Als Audio-Software kommt JRiver Media Center 23 zum Einsatz.
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