Als ich den Keces Ephono während der High End sah, wollte ich den dafür genannten Preis erst nicht glauben: Für zwei gut verarbeitete Vollmetallgehäuse, die recht umfangreiche Ausstattung und das kräftige Analognetzteil schien er mir zumindest ausgesprochen günstig. Korreliert der Klang nun eher mit dem Materialaufwand oder dem Preis?
Dass die Netzteile von Keces für die Aufwertung von vorrangig digitalen Komponenten, die mit (Stecker-)Schaltnetzteilen ausgeliefert werden, klanglich mit zum Besten gehören, was der Markt zu bieten hat, bewiesen in ihrer jeweiligen Preisklasse schon das Keces DC-116 und das Keces P-8, wie auf diesen Seiten nachzulesen war. Die überaus lohnende Beschäftigung mit den beiden war für mich letztlich auch der Grund dafür, bei der Münchener Messe auf dem Stand von Robert Ross, dem Deutschland-Importeur von Keces, vorbeizuschauen – vom hervorragenden Kaffee dort einmal abgesehen. Auch wenn da die Superior Series mit der Kombination aus Wandler, Vor- und Kopfhörerverstärker sowie die Stereo-Endstufe zu sehen waren, zog die zweiteilige Phonostufe aus der Essential Series sofort mein Interesse auf sich: Eines der beiden Aluminium-Gehäuse beherbergt ein Linearnetzteil in bekannt solider Keces-Qualität.
Das zweite, von den Abmessungen her identische Gehäuse, in dessen Deckel ebenfalls der Firmenname eingefräst wurde, bietet der Audio-Platine mehr als genug Platz. Hier übernehmen integrierte Schaltungen die Entzerrung und Verstärkung. Die ist über einen Schiebeschalter für Moving-Coil-Tonabnehmer auf 60, 66 oder 72 Dezibel einstellbar. Ein zweites Paar Cinch-Buchsen erlaubt den Anschluss von Moving-Magnet-Systemen. Der gerade erwähnte Schiebeschalter bestimmt auch, wie hoch MM-Signale verstärkt werden: um 40, 46 oder 52 Dezibel. Eine unabhängige Regelung für MM und MC ist also nicht möglich. Der Schalter für die Wahl zwischen dem MC- und MM-Eingang befindet sich in der Nähe der Eingänge auf der Rückseite des Gerätes. Schließlich muss man sich noch für eine Abschlussimpedanz für den MC-Tonabnehmer entscheiden. Hier stehen 56, 100 oder 220 Ohm zur Verfügung – was mit den meisten Tonabnehmern kompatibel sein dürfte. Die Bauteile sind nicht in SMD-Technik ausgeführt, sondern klassisch durch Bohrungen in der Platine montiert und kontaktiert.
Natürlich fragt man sich in Anbetracht des Preises von knapp 700 Euro, der beiden Gehäuse und der ordentlichen, wenn auch nicht exotischen Bauteile, wo Keces gespart hat. Das ist nur an einer Stelle offensichtlich: Hersteller und Vertrieb unterwerfen sich in Sachen Information einem strengen Sparprogramm. Lediglich die technischen Daten werden auf der Website verraten, und auch Robert Ross hat den Entwicklern keine zusätzlichen Fakten entlocken können. Ich hätte beispielsweise schon gerne gewusst, ob im Ephono aktiv oder passiv entzerrt wird – auch wenn ich zugeben muss, dass keine der möglichen Antworten sich wohl auf die Kaufentscheidung interessierter Analogfans auswirken dürfte. Es bleibt also nur, den Ephono ausgiebig klanglich zu beurteilen.
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