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Keces Ephono

03.07.2018 // Dirk Sommer

Der fast zweieinhalb mal teurere PP1 sorgt für noch einen Hauch mehr Luft um die Instrumente. Er gibt sich im Tieftonbereich etwas zurückhaltender, was das Knarzen des Viersaiters mehr in den Fokus rückt. Da ist es letztlich Geschmacksache, ob man ein bisschen mehr Definition oder Wucht vorzieht. In puncto Spielfreude hat der Ephono aber die Nase vorn: Hier macht der Song einfach mehr Spaß. Im direkten Vergleich wirkt der PP1 eine Spur gebremst.

Eigentlich hatte ich in der Stereo-Laboratory-Version von Strawinskis Feuervogel in der Interpretation des New Philharmonia Orchestra unter Ernest Ansermet eine aussagekräftige Passage für einen Vergleich finden wollen, hörte dann aber beide Seiten ohne Unterbrechung und Wiederholungen: Shiraz und Keces verwöhnten mit satten Klangfarben, einem mächtigen Bassfundament, starken dynamischen Kontrasten und viel innerer Spannung. Auch die Raumabbildung des Decca-Reissues machte zu jeder Zeit Lust auf mehr. So habe ich dann für den Vergleich zwischen dem symmetrischen und unsymmetrischen Ausgang mal wieder „Malinye“ von Codona 2 aufgelegt: Don Cherrys Taschentrompete hebt zu klanglichen Höhenflügen ab und strahlt mit dem Metall der Becken um die Wette – woran gewiss der Ionenhochtöner der Violon VI seinen Anteil hat, aber was der Keces nicht durchlässt, können auch der nicht mehr hervorzaubern –, die Melodica schwebt und die Trommeln grummeln tief. Der Song ist bei der unsymmetrischen Verbindung ein Hochgenuss – und daran ändert sich auch nichts, wenn Kabel mit XLR-Steckern ins Spiel kommen. Nicht wird besser, nichts schlechter. Meinethalben hätte sich Keces die symmetrischen Ausgänge sparen können – vielleicht zugunsten eines zusätzlichen, höheren Abschlusswiderstandes für MC-Systeme.

Kein Hexenwerk: Der Keces arbeitet mit klassisch verdrahteten Bauteilen. Die Verstärkung übernehmen integrierte Schaltkreise
Kein Hexenwerk: Der Keces arbeitet mit klassisch verdrahteten Bauteilen. Die Verstärkung übernehmen integrierte Schaltkreise

Also bleibt es auch beim Ephono bei der unsymmetrischen Anschlussvariante, als ich den vierten Satz der Symphonie Fanstastique mit Ataulfo Argenta und dem Paris Conservatoire Orchestra – das Speakers-Corner-Reissue der Decca SXL 2099 – für einen abschließenden Vergleich mit dem Lukaschek PP1 anspiele: Mit Hilfe dessen suggeriert das Shiraz eine glaubwürdige Raumillusion. Klangfarbenfülle und Durchzeichnung bewegen sich auf einem hohen Niveau. Allerdings kommen die Blechbläser – wohl aufnahmebedingt – mit reichlich Biss, was auffällt, aber noch nicht unangenehm wird. Der Ephono bringt einen ein gutes Stück näher an die Musiker, steht dem PP1 in Klangfarben und Detailreichtum nicht nach. Auch hier wird das Blech nicht weichgezeichnet, es steht ihm nun aber ein solideres Fundament von Bässen und Pauken entgegen. Dadurch wirkt die Wiedergabe tonal minimal besser ausbalanciert und besitzt auch einen Hauch mehr Dramatik. Die imaginäre Bühne gefällt mir beim PP1 jedoch ein wenig besser – es kann ja kein Fehler sein, wenn sich die dafür nötige, nicht unbeträchtliche Mehrausgabe zumindest in einer Disziplin auszahlt.

Auch wenn ich überzeugt bin, die Eigenschaften des Keces schon recht gut zu kennen, möchte ihn mindestens noch mit einem anderen Tonabnehmer hören. Preislich wäre das Denon DL103 im lila Rega meiner Gattin sicherlich eine gute Wahl, aber mit einem Gleichstrom-Innenwiderstand von etwas über 40 Ohm ist es gewiss nicht der richtige Spielpartner des Ephono. Wenn es um Systeme mit eher geringem Innenwiderstand geht, findet sich in meinem Fundus nichts dem Keces preislich Adäquates. Aber die Spulen des zwar schon in die Jahre gekommenen, aber nicht allzu oft gespielten Lyra Titan i besitzen einen Widerstand von weniger als sechs Ohm und liefern auch weniger Ausgangsspannung als das Shiraz. Der Umbau geht recht zügig von der Hand, bereitet mir aber dennoch Kopfzerbrechen: Bei allen montierten Tonabnehmern, die nicht in Betrieb sind, habe ich den Nadelschutz aufgesteckt, um Beschädigungen zu vermeiden. Das wird beim Titan i im Breuer Dynamik 8 leider nicht möglich sein, da das Lyra zwar gerade so eben in dessen Headshell passt, nicht jedoch der von vorne aufzuschiebende Nadelschutz: Da sind seitlich die Wände des Headshells im Weg. Aber das Risiko kann ich für den Test ja eingehen. Schon bei der niedrigsten Abschlussimpedanz von 56 Ohm wird klar, dass das Lyra dem Shiraz in Sachen Raumabbildung deutlich überlegen ist: Die Bühne reicht bei Bang, Baaroom And Harp weit in die Tiefe. Und darunter leidet die Spielfreude nicht im mindesten. Einfach Klasse!


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