Ende des Jahres 2017 hat Acoustical Systems mit dem Tonabnehmer Fideles eine neue Einstiegsofferte für 990 Euro auf den Markt gebracht. Im Kosmos der feinen bayerischen High-End-Schmiede entspricht das freilich der Brot-und-Butter-Klasse. Das klangliche Ergebnis in meinem Setup daheim hingegen ließ mich im wahrsten Sinne aufhorchen!
Gemäß landläufiger Auffassung des gemeinen Durchschnitts-High-Enders haben MC-Tondosen gegenüber der Moving-Magnet- und Moving-Iron-Fraktion selbstredend die technische und damit auch die klangliche Nase meilenweit vorn. Klar, dynamische Abtastsysteme mit bewegten Spulen generieren prinzipbedingt relativ geringe Ausgangsspannungen. Aber die dadurch notwendigen höheren Verstärkungsfaktoren sind mit heutigen ausgereiften Transistor-Phonostufen kein großes Thema, auch nicht hinsichtlich potenziell drohender „Rauschangriffe“ in jeder zusätzlichen aktiven Verstärkerstufe. Und der bornierte Röhrenguru bedient sich halt eines Step-up Transformers als Pre-Pre, um das empfindliche Kleinstsignal auf MM-Niveau zu hieven. Auf der Habenseite darf man nun vermerken, sich der mithin unterschätzten Frequenzgang-Problematik der MMs und MIs entledigt zu haben. Abhängig von Induktivität und Innenwiderstand können sich nämlich „Verbiegungen“ des Frequenzgangs im hörbaren Bereich ergeben, die durch die dank CE-Norm hohen Eingangskapazitäten noch verschärft werden. Beim MC-Prinzip natürlich alles kein Thema, soweit kurz und knapp die graue Theorie. Und überhaupt sind MC-Tonabnehmer im Schnitt doch deutlich teurer als schnöde MM- und MI-Systeme – also müssen die ja auch besser sein...
Bevor die MC-Connaisseure unter Ihnen also ob des hier vorgestellten MI-Wandlers verächtlich die Nase rümpfen und diesen Artikel gleich wieder wegklicken, sei mir eingangs das eine oder andere Wort über die interessante Technik des Fideles erlaubt. Das Prinzip dieses Tonabnehmers ist technisch gesehen ein Moving Iron, wobei es sich in diesem Fall beim „bewegten Eisen“ tatsächlich um ein Eisenröhrchen handelt; na ja, sagen wir lieber ein Eisenkanülchen... Der Nadelträger ist eingebettet in eine zweischichtige Silikon-Polymer-Mischung, die sich im Gegensatz zu herkömmlichen Gummimischungen dank ihrer spezifischen Eigenschaften durch eine extrem geringe Einspielzeit auszeichnet. Es darf also eine sehr hohe „out-of-the box“-Qualität erwartet werden, wie sie beispielsweise auch alten EMTs oder dem Klassiker Denon DL-103 zu eigen waren (oder sind, an die im harten Rundfunkeinsatz das Erfordernis gestellt wurde, sofort „aus der Dose“ qualitativ voll auf der Höhe zu sein – obwohl es die beim Fideles verwendete Polymermischung damals noch nicht gab.
Beim Gehäusematerial handelt es sich um eine Titanlegierung mit höchster Zähigkeit, die sogar die der meisten Edelstahllegierungen übertrifft. Der Vorteil ist eine extrem hohe Schallleitfähigkeit beziehungsweise eine sehr schnelle Energieweiterleitung – ein Faktor, den Dietrich Brakemeier für außerordentlich wichtig erachtet. Diese Titanlegierung macht nicht umsonst den größten Anteil der Fertigungskosten für das Fideles aus.
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