tests/17-09-25_acousticplan
 

AcousticPlan Mantra

25.09.2017 // Jürgen Saille

Wirft man nun einen oberflächlichen Blick ins Innere, so findet man ein akribisch aufgebautes Innenleben. Etwas anderes hätte ich nach den Erfahrungen mit anderen Geräten dieses Herstellers auch nicht erwartet. Schaltungstechnisch hat sich Claus Jäckle bei diesem Gerät einige Gedanken gemacht. Gleich geblieben ist die Spannungsverstärkung am Eingang; diese übernehmen zwei E88CC Doppeltrioden, die Jäckle schon öfter in seinen Schaltungen eingesetzt hat und damit eben auch große Erfahrung besitzt. Streng genommen ist im Testgerät eine baugleiche Röhre eingesetzt, mit der amerikanischen Bezeichnung 6922.

Auf die Qualitäten dieser E88CC wurde bereits im Jahre 1957 im Zusammenhang mit dem „Zauberspiegel“ Fernsehgerät von Grundig hingewiesen, von Wunderröhre war damals die Rede. Die E88CC enthält eine technische Neuerung (50er Jahre!): Es handelt sich hierbei um eine Spanngitterröhre, bei welcher der Gitterdraht sehr eng und straff um einen Gitterrahmen „gespannt“ wird. Nur nebenbei: Bei der E88CC beträgt die Dicke des Gitterdrahtes 8µ, das ist ein Zehntel eines menschlichen Haares! Diese Spanngitterröhren wurden primär entwickelt, um die Röhren hochfrequenztauglicher zu machen. Keine andere Entwicklung brachte die Röhrentechnik so sprunghaft nach vorne wie die Erfindung des Spanngitters. Der erste nach dem Krieg für die Post produzierte Typ war die Telefunken C3g, die heute noch in manchen Hifi Geräten eingesetzt wird. Vorteil dieses Röhrentyps – zumindest aus HiFi-Sicht – ist ein geringeres Rauschen sowie verminderte Mikrophonieeigenschaften.

Eine Fernsteuerung darf heutzutage nicht fehlen. Mit dieser lässt sich die Lautstärke regulieren. Die eingestellte Lautstärke ist auch für Kurzsichtige leicht erkennbar
Eine Fernsteuerung darf heutzutage nicht fehlen. Mit dieser lässt sich die Lautstärke regulieren. Die eingestellte Lautstärke ist auch für Kurzsichtige leicht erkennbar

Ängstliche Gemüter kann ich beruhigen, die E88CC wird mittlerweile von verschiedenen Herstellern wieder produziert und dürfte somit kein Beschaffungsproblem darstellen. Als Ausgangstransistoren werden bipolare Sanken eingesetzt, die interessanterweise vier Füßchen haben, ein Transistor benötigt normalerweise ja nur drei Anschlüsse. Bei dem vierten Anschluss handelt es sich um einen Thermofühler, mit dessen Hilfe thermische Verzerrungen verhindert werden sollen. In der Ausgangsstufe findet man schaltungstechnisch auch das Novum in diesem Gerät; zunächst einmal besteht sie aus einem Emitterfolger in Gegentaktschaltung. Das besondere Merkmal dabei ist ein Verstärkungsfaktor kleiner eins verbunden mit einer sehr großen Stromverstärkung. Übernommen wurde dieser Begriff aus der Röhrentechnik, da nennt man es eben Kathodenfolger, weil das Äquivalent zum Emitter die Kathode ist.

Die Ausgangsstufe bietet aber noch eine weitere Besonderheit; nachdem bei dieser Schaltung keine negative Gegenkopplung möglich war, musste man sich nach anderen Möglichkeiten umsehen. Fündig wurde man dabei wieder bei einem Patent eines Angestellten von Western Electric –noch irgendjemand überrascht? H.S. Black hatte sich bereits im Jahre 1928 mit einer speziellen Gegenkopplung beschäftigt, die allerdings zu jener Zeit noch nicht realisierbar war. Mit diesem Schaltungskniff konnte man extrem niedrige Übernahme-Verzerrungen realisieren und dies ohne Überalles-Gegenkopplung. Um den Push-Pull Emitterfolger niederohmig und DC-gekoppelt ansteuern zu können, ist zwischen den Eingangsröhren und den Leistungstransistoren noch ein diskreter Class-A-Kleinleistungstreiber geschaltet. So ganz trivial ist diese Schaltung offensichtlich nicht, sonst wären bei AcousticPlan keine drei Jahre Entwicklungszeit erforderlich gewesen. Mit diesem Aufbau wird das harmonische Spektrum einzig durch die Röhren bestimmt, die Transistorendstufe hat hier kaum Einfluss. So der Hersteller.


  • Struss Audio DM250

    Den polnischen Verstärkerhersteller Struss hat Hifistatement Ihnen schon in den Messeberichten aus Warschau und den Süddeutschen Hifi-Tagen vorgestellt. Mein Kollege Wojciech Pacula beschäftigte sich vor mehr als einem Jahr intensiv mit dem Vollverstärker DM 250. Der ist nun auch bei ausgesuchten deutschen Händlern erhältlich. Hier der Test aus HighFidelity. Ich wollte, ja ich wollte diesen Text wirklich anders anfangen, um den Erinnerungen an den Test des Verstärkers Chopin MkVI von Struss Audio zu entkommen. Aber…
    20.09.2019
  • Mastersound Dueundici

    Die italienische Hersteller Mastersound ist bekannt für seine feinen Röhrengeräte, die über eine hohe Fertigungstiefe bis hin zu selbst gewickelten Trafos und Ausgangsübertragern verfügen. Für Fans von Kleinleistungsverstärkern wie mich ist daher der zweimal elf Watt leistende Röhrenvollverstärker Dueundici von besonderem Interesse. Zwar bin ich bereits häufiger zum Beispiel auf Messen oder bei Fachhändlern Geräten von Mastersound über den Weg gelaufen, allerdings hatte ich noch nie die Gelegenheit, mir eins dieser Geräte intensiver anzuhören. Beziehungsweise…
    20.08.2019
  • Mytek Brooklyn AMP

    Auf der diesjährigen High-End stellte ich beim Plausch mit den Kollegen des amerikanisch/polnischen Herstellers Mytek fest, dass der Brooklyn AMP noch überhaupt nicht in unserer Redaktion zu Gast war. Kein Wunder, die Kollegen sind bestens mit (Class-A-)Verstärkermonstern versorgt. Mein Interesse hat der kleine Digitalamp jedoch sofort geweckt. Bis der Amp bei mir zu Hause landet, vergeht dann doch noch etwas Zeit und das Paket erreicht mich ausgerechnet, kurz bevor ich in meinen Sommerurlaub aufbreche. Nicht…
    13.08.2019
  • AcousticPlan PhonoMaster, PhonoMaster SE und PowerMaster

    AcousticPlan hat mich aus einer Lethargie befreit. Zur Erklärung möchte ich Westernhagen zitieren, der sein etwas nuscheliges Intro des Openers „Mit 18“ (Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz, WEA Records, 1978) mit der Zeile beendet: „…doch was mir fehlt, ja was mir fehlt, das ist ´ne richtige Dröhnung“ - und genau die bekomme ich hier! Klar, es klingt natürlich ein wenig reißerisch, im Zusammenhang mit diesen HiFi-Pretiosen der kleinen, feinen High-End-Schmiede AcousticPlan von „Dröhnung“ zu…
    07.06.2019
  • CanEVER AUDIO La Scala Power Amp

    You may remember the ZeroUnoDAC and the ZeroUno PLUS looking like a small, tubed power amp, which inspired me a lot. Now, CanEVER Audio has expanded its product portfolio through offering a real power amp – the LaScala, beside which both ZeroUnos looks really dainty. The story started at the beginning of 2017 when I met Mario Canever and Rainer Israel from CanEVER Audio during a business lunch. Back then, both presented the ZeroUno PLUS…
    22.03.2019
  • CanEVER AUDIO La Scala Power Amp

    Sie erinnern sich vielleicht noch an den ZeroUno, den DAC, der aussieht wie eine kleine Röhrenendstufe und der mich restlos begeistert hatte. Nun hat CanEVER Audio nachgelegt und mit dem La Scala Power Amp wirklich eine Endstufe gebaut und daneben der wirkt der ZeroUno dann geradezu zierlich. Die Geschichte beginnt vor etwa eineinhalb Jahren, als ich mich mit Mario Canever und Rainer Israel vom deutschen Vertrieb gelegentlich der Vorstellung des ZeroUno Plus zu einem Abendessen…
    30.11.2018

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.