Da war doch noch was... richtig – der zweite Karton wartet ebenfalls darauf, geöffnet zu werden! Mit zwölf Kilogramm bringt der Cayin CS-100CD für einen CD-Spieler ebenfalls ein feistes Kampfgewicht auf die Waage. Auch verarbeitungsseitig besticht der Digitalspieler mit einer superben, mechanisch hochwertigen Verarbeitung, was auch selbstverständlich sein sollte bei den 2.800 Euro, die für dieses Gerät aufgerufen werden. Die mitgelieferte Systemfernbedienung kann übrigens die Bedienung des Vollverstärkers gleich mit übernehmen. Die eigentliche Abspieleinheit sowie die Digitalsektion des CS-100CD lassen sich separat nutzen: Anschlussoptionen für Computer, einen externen DAC oder andere CD-Spieler setzen dem Spieltrieb des Besitzers kaum Grenzen. Das profane Abspielen von Silberscheiben ist natürlich ebenfalls möglich und mehr werde ich dem Gerät auch nicht abverlangen, insofern hake ich die diversen Ausstattungsmerkmale für mich als „zukunftssicher“ ab. Der guten Ordnung halber möchte ich allen Digital-Maniacs da draußen nicht vorenthalten, dass im Inneren der Digitalsektion zwei PCM1792A-DAC-Chips von Texas Instruments werkeln, was ich persönlich bar fundierten Hintergrundwissens achselzuckend zur Kenntnis nehme. Viel interessanter finde ich hingegen die mit vier Röhren des Typs 6922 von Amperex bestückte Ausgangsstufe des Digitalspielers, auch bekannt unter den Typbezeichnungen E88CC oder 6DJ8 – eine übrigens häufig auch in Phonosektionen eingesetzte, weit verbreitete und auch in New-Old-Stock-Qualität gut beschaffbare Doppeltriode.
Nach dem Warmlaufen durften die Probanden dann endlich ihr Können „auf dem Platz“ unter Beweis stellen und ich verband den Verstärker im Laufe diverser Hörsessions immer wieder mit unterschiedlichen DIY-Lautsprechern, deren Wirkungsgrade sich in der Spanne zwischen 92 und 96 Dezibel pro Watt und Meter bewegen. Vollbereichsbreitbänder als Open Baffle, als Transmissionline, als Backloaded-Horn oder in einem TQWT-Gehäuse – alles war dabei, meistens übrigens völlig ohne Korrektur- beziehungsweise Filternetzwerk. Genereller Eindruck mit diesen Spielpartnern: Der Pseudotriodenmodus gefiel mir ausnahmslos besser, und zwar unabhängig von der zuspielenden Quelle. Wohingegen der Ultralinearmodus durch seine bisweilen urbändige Kraft und seine vordergründige Wucht im Tiefton bestach, überzeugte mich der von hoher Transparenz und besserer Durchhörbarkeit gekennzeichnete Grundcharakter der „Triode“ – fortan hörte ich also ausschließlich in dieser Betriebsart.
Zunächst kam Vinyl auf den Drehteller und schnell wurde klar: Die Phonosektion des CS-88A hat richtig Klasse! Die Stimme von Nanna Bryndis Hilmarsdottir beispielsweise, Sängerin der isländischen Band Of Monsters and Men, droht im Grenzbereich häufig zu „kippen“ und wirkt kurzzeitig zerbrechlich – tatsächlich fällt sie sozusagen aber nie in den Abgrund, sondern besticht in solch grenzwertigen Augenblicken durch unerwartet kräftigen Durchzug. Genau diese subtile Spannung in ihrer Stimme macht einen Großteil der Faszination ihres Gesangs aus zum Beispiel in „I Of The Storm“ vom 2015er-Album Beneath the Skin. Diese feinsten Nuancen herauszuarbeiten und erlebbar zu machen, gelingt nur guten Phonostufen – so auch dem Cayin CS-88A. Chapeau! Auch in den Standarddisziplinen Bandbreite, Raum oder Ausgewogenheit macht das Phonoabteil einfach keine Fehler. Gleichwohl fiel es mir schwer, diese „Teststandards“ gehörmäßig abzuarbeiten: Es macht einfach Spaß, Vinyl mit dem Cayin CS-88A zu hören und die Aufmerksamkeit wird direkt auf die Musik gelenkt. Erst meine externe Phonostufe EAR Yoshino 834P vermochte der transistorisierten On-Board-Sektion des Cayin mit mehr Schwärze, mehr Raum und subtileren Farbnuancen Paroli zu bieten. Gleichwohl kein Beinbruch – die Phonostufe des Cayin CS-88A ist absolut gesehen hochmusikalisch.
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