tests/17-08-21_mytek
 

Mytek Manhattan II

21.08.2017 // Dirk Sommer

Rein äußerlich bestehen zwischen den beiden Generationen des Manhattan nur sehr geringe Unterschiede: Auch beim Zweier fügt sich die Struktur der Tasten nahtlos in die der Frontplatte ein. Allerdings sind sie nun farblich ein wenig abgesetzt und daher besser zu finden. Falls mir nichts entgangen ist, stellt dies neben dem Wegfall der USB-1.1-Buchse auf der Rückseite den einzigen von außen festzustellenden Unterschied zwischen den beiden Modellreihen dar. Marcin Hamerla, der die Entwicklung und Fertigung in Warschau leitet, war bereit, per Skype ein paar mehr Informationen über den neuen Wandler zu geben, als im Internet zu finden sind. Dort erfährt man, dass der Manhattan II das Gehäuse, das Netzteil mit getrennten Trafos und Spannungsregelungen für die analogen und digitalen Schaltungen und das Display inklusive Ansteuerung von seinem Vorgänger übernommen hat. Die Hauptplatine hingegen wurde völlig neu entwickelt. Das Layout der Digital-Schaltungen wurde vom famosen Mytek Brooklyn, dem legitimen Nachfolger des 192-DSD-DAC, übernommen, unterscheidet sich vom Brooklyn aber durch den Einsatz von ESS Technologys neusten und rauschärmsten, aber auch teuersten Wandler, dem ES9038PRO. Gänzlich neu konzipiert wurde die analoge Ausgangsstufe. Die neue Topologie soll für deutlich geringeres Übersprechen sorgen und die Verwendung neuer Operationsverstärker für noch mehr Wohlklang.

Die Rückseite des Manhattan II: rechts das Fach, das die bald erhältliche Roon-Ready-Netzwerk-Karte aufnehmen kann
Die Rückseite des Manhattan II: rechts das Fach, das die bald erhältliche Roon-Ready-Netzwerk-Karte aufnehmen kann

Die bereits erwähnten Zusatzboards zum Anschluss von Phono und Netzwerk werden im Spätherbst lieferbar sein. Zu meiner Überraschung – und Freude – kündigte Marcin Hamerla für diesen Termin auch die Software zum Upsampling – oder vielleicht besser: zur Umrechnung – von allen PCM-Formaten auf DSD an. Die war bereits beim Test des ersten Manhattan im Gespräch, geriet dann aber in Vergessenheit, zumindest bei mir. Als ich dann zur Einstimmung für diesern Test noch mal nachlas, was ich vor Jahren über den Manhattan geschrieben hatte, wurde ich an die DSD-Umrechnung erinnert. Während unserer Skype-Unterhaltung fragte ich Marcin Hamerla, was aus diesem Projekt geworden sei: Die Software werde in den kommenden Tagen fertig, in ein, zwei Monaten stünde sie dann offiziell zum Download bereit. Und bis dahin könne der Manhattan II gerne in Gröbenzell bleiben.

Die Verstärkung des Kopfhörerverstärkers lässt sich an die Empfindlichkeit des angeschlossenen Modells in drei Stufen anpassen. Per Adapter ist der Anschluss eines symmetrisch verkabelten Kopfhörers an die beiden Klinkenbuchsen auf der Front möglich.
Die Verstärkung des Kopfhörerverstärkers lässt sich an die Empfindlichkeit des angeschlossenen Modells in drei Stufen anpassen. Per Adapter ist der Anschluss eines symmetrisch verkabelten Kopfhörers an die beiden Klinkenbuchsen auf der Front möglich.

Sie merken schon, ich stehe den Wandlern von Mytek nicht unvoreingenommen gegenüber: Ich mag sie, seit ich dem ersten begegnet bin. Inzwischen ist mir klar geworden, worauf sich meine Sympathie gründet. Gut, vor fünf Jahren war ich einfach sehr positiv überrascht darüber, welch großer musikalischer Genuss mit der vergleichsweise niedrigen Investition in den 192-DSD-DAC vor allem bei HighRes-Dateien möglich war. Zehn Jahre zuvor wären dafür Komponenten mit fünfstelligem Preisschild nötig gewesen. Dass erst der 192-DSD-DAC und später der Brooklyn in meiner Kette selbst mehrfach teurere Wandler relativ langweilig erscheinen ließen, hat – wie ich so allmählich im Austausch mit Kollegen herausfand – sicher auch mit meinem Musikgeschmack zu tun: Die Klangcharakteristik der Myteks passt einfach hervorragend zu Jazz, dynamischer Klassik und zu Rock und Blues sowieso. Sie sind nicht unbedingt die klangfarbenstarken, detailverliebten Feingeister, lassen aber rhythmisch und dynamisch nichts anbrennen und faszinieren zudem mit einer ausgedehnten Raumdarstellung. Den eher klassik-affinen Kollegen Dietl beispielsweise begeisterte der Brooklyn weit weniger als mich. Erst mit einem zusätzlichen linearen Netzteil kam er seinen Klangvorstellungen nahe. Ich kann mich immer noch für die immense Spielfreude, Lebendigkeit und Räumlichkeit der „kleinen“ Myteks begeistern: Intern trägt der Brooklyn den durchweg positiv gemeinten Ehrentitel „Rampensau“. Wie schon im zweiten Teil meines Berichts nachzulesen, lässt sich diese aber mit linearen, externen Netzteilen oder Reclockern auch domestizieren und in die feinsinnige Richtung erziehen.


  • Mytek Brooklyn Bridge

    Der dritten Neuauflage des Brooklyn DAC spendiert Mytek die Fähigkeit zum Streamen. Die Brooklyn Bridge – und ich meine nicht das Bauwerk – verspricht damit noch mehr Flexibilität und unkomplizierte, sogar kabellose Einbindung in die heimische Stereokette. Genau genommen ist die Brooklyn Bridge gar keine Bridge, sondern viel eher eine Streamer-DAC-Vorverstärker-Kombi. Die Benennung nach der Verbindungsbrücke zwischen Manhattan und Brooklyn war aber wohl zu verlockend. Verständlich, schließlich ist Myteks Firmengeschichte untrennbar mit New York City…
    25.03.2019
  • Cayin HA-300

    Der chinesische Hersteller präsentiert mit dem HA-300 ein als Kopfhörerverstärker ausgewiesenes Gerät mit der Triode 300B, bei dem es sich gleichzeitig um eine ausgewachsene Single-Ended-Endstufe mit separatem Röhrennetzteil handelt. Mir ist sofort klar: Dieses Teil muss zum Test zu mir! Wie so häufig im Leben kommt es auf den Standpunkt an. In Fall des Cayin HA-300 kam mir zunächst folgende Frage in den Sinn: Handelt es sich hierbei tatsächlich um einen Kopfhörerverstärker, der sich auch…
    25.10.2018
  • artistic fidelity arfi-dac2xt

    Dieser D/A-Wandler der gehobenen Preisklasse kommt ohne verchromte Frontplatte aus, trägt weder den Namen eines Komponisten noch den einer Gottheit, sondern heißt schlicht: arfi-dac2xt. Er besitzt keinen der vertrauten AES/EBU-, S/PDIF- und USB-Eingänge, akzeptiert PCM nur bis 192 Kilohertz und kein DSD. Wirklich spannend! Das ist übrigens nicht im mindesten ironisch gemeint: Denn der dac2 aus artistic fidelitys XT-Serie kann mit einer Reihe hochinteressanter, weil eigenständiger Lösungen aufwarten. Sein Entwickler Ralf Koschnicke nimmt keine Rücksicht…
    21.08.2018
  • Sonoma Acoustics M1

    Für mich schien das Thema Kopfhörer abgeschossen: Dessen hatten sich in letzter Zeit zwei besonders Kopfhörer-affine und kompetente Kollegen angenommen. Aber bei einem Komplettsystem mit neuer Technologie, das den Namen der bekannten Sonoma-DSD-Aufnahme-Workstation trägt, kann ich einfach nicht widerstehen. Hinzu kommt, dass Finn Gallowsky, einer unserer beiden Kopfhörerspezialisten, in seinem Bericht über die CanJam ausgesprochen positiv über den M1 schrieb. Grund dafür war weder ein Wahnsinns-Bass noch eine außergewöhnlich feine Auflösung. Der Kollege pries vor…
    22.06.2018
  • B.audio B.dpr

    Als sich das Team des noch jungen Unternehmens B.audio zum Besuch in der Redaktion bei Hifistatement ankündigte, waren Dirk Sommer und ich in freudiger Erwartung. Denn mit im Gepäck hatten Sie ihr Erstlingswerk, einen klassischen Digital-Analog-Wandler, der „klanglich das ‚Digital‘ aus Digital-HiFi entfernen soll“. Wir freuen uns immer, wenn Unternehmen uns ihre Geräte zum Test anbieten. Bei Newcomern sind wir hier immer offen, aber auch kritisch und mitunter etwas skeptisch, wenn besondere Versprechungen gemacht werden.…
    30.04.2018
  • Mytek Liberty DAC

    Mytek bringt schon seit vielen Jahren die Technologie aus den Tonstudios in die Hi-Fi-Zimmer der digital hörenden Anhängerschaft. Der neuste Digital/Analog-Wandler Liberty DAC nimmt nur 1/3 Rackbreite in Anspruch. Die Breite ist zwar zu Hause weniger relevant, dafür aber umso mehr seine klanglichen Eigenschaften. Frisch in New York erdacht und in Polen gebaut, reiht sich der Liberty als kleinster stationärer DAC in das Herstellerportfolio von Mytek ein. Er nutzt den bereits in der ersten Generation…
    23.03.2018

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.