Rein äußerlich bestehen zwischen den beiden Generationen des Manhattan nur sehr geringe Unterschiede: Auch beim Zweier fügt sich die Struktur der Tasten nahtlos in die der Frontplatte ein. Allerdings sind sie nun farblich ein wenig abgesetzt und daher besser zu finden. Falls mir nichts entgangen ist, stellt dies neben dem Wegfall der USB-1.1-Buchse auf der Rückseite den einzigen von außen festzustellenden Unterschied zwischen den beiden Modellreihen dar. Marcin Hamerla, der die Entwicklung und Fertigung in Warschau leitet, war bereit, per Skype ein paar mehr Informationen über den neuen Wandler zu geben, als im Internet zu finden sind. Dort erfährt man, dass der Manhattan II das Gehäuse, das Netzteil mit getrennten Trafos und Spannungsregelungen für die analogen und digitalen Schaltungen und das Display inklusive Ansteuerung von seinem Vorgänger übernommen hat. Die Hauptplatine hingegen wurde völlig neu entwickelt. Das Layout der Digital-Schaltungen wurde vom famosen Mytek Brooklyn, dem legitimen Nachfolger des 192-DSD-DAC, übernommen, unterscheidet sich vom Brooklyn aber durch den Einsatz von ESS Technologys neusten und rauschärmsten, aber auch teuersten Wandler, dem ES9038PRO. Gänzlich neu konzipiert wurde die analoge Ausgangsstufe. Die neue Topologie soll für deutlich geringeres Übersprechen sorgen und die Verwendung neuer Operationsverstärker für noch mehr Wohlklang.
Die bereits erwähnten Zusatzboards zum Anschluss von Phono und Netzwerk werden im Spätherbst lieferbar sein. Zu meiner Überraschung – und Freude – kündigte Marcin Hamerla für diesen Termin auch die Software zum Upsampling – oder vielleicht besser: zur Umrechnung – von allen PCM-Formaten auf DSD an. Die war bereits beim Test des ersten Manhattan im Gespräch, geriet dann aber in Vergessenheit, zumindest bei mir. Als ich dann zur Einstimmung für diesern Test noch mal nachlas, was ich vor Jahren über den Manhattan geschrieben hatte, wurde ich an die DSD-Umrechnung erinnert. Während unserer Skype-Unterhaltung fragte ich Marcin Hamerla, was aus diesem Projekt geworden sei: Die Software werde in den kommenden Tagen fertig, in ein, zwei Monaten stünde sie dann offiziell zum Download bereit. Und bis dahin könne der Manhattan II gerne in Gröbenzell bleiben.
Sie merken schon, ich stehe den Wandlern von Mytek nicht unvoreingenommen gegenüber: Ich mag sie, seit ich dem ersten begegnet bin. Inzwischen ist mir klar geworden, worauf sich meine Sympathie gründet. Gut, vor fünf Jahren war ich einfach sehr positiv überrascht darüber, welch großer musikalischer Genuss mit der vergleichsweise niedrigen Investition in den 192-DSD-DAC vor allem bei HighRes-Dateien möglich war. Zehn Jahre zuvor wären dafür Komponenten mit fünfstelligem Preisschild nötig gewesen. Dass erst der 192-DSD-DAC und später der Brooklyn in meiner Kette selbst mehrfach teurere Wandler relativ langweilig erscheinen ließen, hat – wie ich so allmählich im Austausch mit Kollegen herausfand – sicher auch mit meinem Musikgeschmack zu tun: Die Klangcharakteristik der Myteks passt einfach hervorragend zu Jazz, dynamischer Klassik und zu Rock und Blues sowieso. Sie sind nicht unbedingt die klangfarbenstarken, detailverliebten Feingeister, lassen aber rhythmisch und dynamisch nichts anbrennen und faszinieren zudem mit einer ausgedehnten Raumdarstellung. Den eher klassik-affinen Kollegen Dietl beispielsweise begeisterte der Brooklyn weit weniger als mich. Erst mit einem zusätzlichen linearen Netzteil kam er seinen Klangvorstellungen nahe. Ich kann mich immer noch für die immense Spielfreude, Lebendigkeit und Räumlichkeit der „kleinen“ Myteks begeistern: Intern trägt der Brooklyn den durchweg positiv gemeinten Ehrentitel „Rampensau“. Wie schon im zweiten Teil meines Berichts nachzulesen, lässt sich diese aber mit linearen, externen Netzteilen oder Reclockern auch domestizieren und in die feinsinnige Richtung erziehen.
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