Die akademische Ausbildung meiner von mir sehr geschätzten Nachbarn ist umfangreich. Einem Physikstudium schloss sich ein Studium der Mathematik an. Und nach den vielen Jahren in den Tempeln des Wissen basiert ihre Weltsicht fast ausschließlich auf Fakten. Liebe Freunde des gehoben Musikgenuss, Sie ahnen, wieso dies die einleitenden Worte zu einem Test über ein Netzkabel sind. Konkret geht es um die Powercord betitelte Stromverbindung aus dem Hause Audio Exklusiv.
Die Fakten für die Netzspannung lauten für ganz Europa: 220 Volt ±23 Volt bei einer Netzfrequenz von 50Hertz. An meiner Netzleiste im Hörraum sind es 223 Volt, egal wo der Stromprüfer misst, damit ist die Norm perfekt umgesetzt, besser kann es doch nicht werden!? Dessen ungeachtet experimentieren wir audiophilen Zeitgenossen mit den unterschiedlichsten Netzkabeln, um so die letzten ungewollten Misstöne aus der wohlklingenden Musikanlage zu verbannen. Eine Erprobungslust, die meine rationalen Nachbarn bestenfalls erstaunen würde, wohlmöglich fielen ihre wohlgesetzten Worte aber auch drastischer aus.
Jedoch lichtet sich der Nebel aus Unverständnis bei der nähern Betrachtung der theoretischen Grundlagen. Netzkabel sind eben keine unauffälligen Dienstleister, die Elektronen völlig neutral von A nach B fließen lassen. Tatsächlich hat jeder stromduchflossene Leiter – wir klammern an dieser Stelle die tiefgekühlten Supraleiter aus, wer will schon bei bestenfalls -200 Grad Musik hören – einen ohmschen und einen induktiven Widerstand. Insbesondere der induktive Widerstand korreliert mit der Höhe des Stroms, der abgefragt wird. Und da selbst mittelgroße Verstärker impulshaft bis zu zehn Ampere verlangen, ist die einhergehende Widerstanderhöhung und der proportionale entstehende Spannungsabfall am Entnahmeplatz ein relevanter Tatbestand. Denn dort entstehen aufgrund der divergierenden Leistungsansprüche der restlichen Musikanlage Differenzspannungsstörungen. Bedeutsame Störungen, da die verschiedenen Komponenten nicht nur an der Spannungsversorgung miteinander agieren, sondern daneben über ihre signalführenden Verbindungen. Auftretende Spannungsdifferenzen gleichen sich nämlich über diese NF-Leiter aus. „En voila“ damit sind wir mitten im Signalweg. Zu allem Überfluss werden diese elektrischen Impulse, mit all ihren Inkorrektheiten, auch noch mächtig verstärkt, bevor sie die Lautsprechermembranen erreichen.
Daneben haben Netzleitungen durch ihren induktiven Widerstand eine filternde Wirkung, wiewohl deren Wirksamkeit nicht an spezialisierte Netzfilter heranreicht. Physikalisch lassen sich zudem Auswirkungen durch Induktion – Netzkabel in der Nachbarschaft – oder Elektrosmog nachweisen. Im Kern aber ist die Reduzierung der verschiedenen Widerstände der Königsweg zu einem guten Netzkabel. Also Zweifler und Nachbarn lasst Euch sagen, ein gutes Stromkabel ist mitnichten eine sinnlose Zutat für den Wohlklang.
Gänzlich unverdächtig, unausgereifte Produkte auf den Markt zu bringen, ist die Traditionsfirma Audio Exklusiv mit Sicherheit, gilt es doch, den über Jahrzehnte gereiften untadeligen Ruf als Brutstätte von erstklassigen Audiogeräten – die Range reicht von der digitalen oder analogen Quelle bis hin zu den legendären elektrostatischen Lautsprechern – zu bewahren. Eine Seriosität, die schon bei der Preisfindung der Powercord Verbindung im Wortsinne greifbar wird. Das Kabel ist exzellent verarbeitet, die Stecker rasten knackig ein und die rhodinierten Kontakte – Rhodium ist sehr korrosionsbeständig, zudem verträgt die zähe Versiegelung häufiges „Steckerziehen“ problemlos – garantieren, dass die gute Leitfähigkeit mit einen kleinen Übergangswiderstand dauerhaft erhalten bleibt. Nicht nur die Außenummantelung besteht aus Gummi sondern auch die Isolation der drei stromführend Leiter. Elektrostatische Aufladungen haben so keine Chance. Für den freien Fluss der Atome sorgen mit 2,5 Quadratmillimeter Durchmesser vernünftig dimensionierte Kupferleiter. Mit einem Preis von unter 180 Euro ist das Netzkabel äußerst fair kalkuliert. Ich habe schon deutlich schlechter gemachte Kabel in den Händen gehalten, die ein vielfaches kosten sollten.
© 2024 | HIFISTATEMENT | netmagazine | Alle Rechte vorbehalten | Impressum | Datenschutz
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.