Dann gibt es da noch eine ganz besondere Einstellung, und zwar die Einstellung der zuschaltbaren Loudness in Abhängigkeit vom Wirkungsgrad der angeschlossenen Lautsprecher. Der kann den Hersteller-Angaben für den Lautsprecher gemäß zwischen 84 und 105 Dezibel in Ein-Dezibel-Schritten programmiert werden. Entsprechend wirkt die Loudness-Schaltung abhängig vom eingestellten Wirkungsgrad und der eingestellten Lautstärke, so dass sie dem Ideal der Fletcher-Munson-Kurve wirklich nahe kommt. Diese Korrektur erfolgt ohne eine qualitative Beeinträchtigung des Musik-Signals. Gesteuert werden die Einstellungen über einen I²C-Bus, der nicht im Signalweg liegt.
In den letzten Monaten konnte ich diverse Vollverstärker ausprobieren. Über zwei digitale Konzepte, den Lyngdorf und den Auralic Polaris, habe ich bei ja an dieser Stelle berichtet. Gänzlich anders, nicht nur traditioneller, ist das technische Design des Crayons. Im Preis liegt er deutlich über den beiden digitalen Artgenossen, die zudem mit attraktiver Ausstattung glänzen. Aber es bedarf nur weniger Takte Musik, um zu realisieren, dass der Crayon klanglich in einer ganz anderen Liga spielt. Sowohl bei meinen mit Real Cable im Bi-Wiring-Betrieb verbundenen quadral Platinum M50 war dies hörbar, als auch über die mit Inakustik 1202 angeschlossenen Analysis Audio Epsilon Vollbereichs-Bändchen. Sofort ist wahrnehmbar, dass der CFA-1.2 überragende Eigenschaften besitzt: An beiden Lautsprechern fällt augenblicklich die räumliche Tiefe auf, die klar beschreibbar ist. Der Crayon öffnet das Klanggeschehen mittig zwischen den Lautsprechern tief in den Raum und umfasst die Lautsprecher, so dass diese nicht lokalisierbar sind. Sehr in die Breite darüber hinaus geht er in meinen beiden Hörräumen nicht. Diese Art und Weise der räumlichen Abbildung gefällt mir ausgesprochen gut, da die Musik zusammenhängend bleibt. Gleichzeitig ist durch die Tiefe eine plastische Abstufung und Differenzierung der Instrumente oder Stimmen gegeben. Der zweite nach kürzester Zeit des Hörens zu konstatierender sympathische Charakterzug dieses Verstärkers ist seine Ruhe. Das ist nun nicht ganz leicht zu erklären, denn ein langweiliges Auftreten ist damit gerade nicht gemeint. Vielleicht ist es die Sauberkeit, mit der er zu Werke geht.
Das technische Konzept lässt, wie gesagt, nur sehr geringen Verzerrungen zu, bei denen die harmonischen überwiegen. Jedenfalls klingt die Musik jeglichen Genres unaufgeregt im positivsten Sinne. Denn loslegen kann der Crayon grandios, so dass man leicht über die angegebene Leistung ins Zweifeln geraten kann. Das liegt wohl in seiner frappierenden dynamischen Schnelligkeit begründet. So explodiert Michael Breckers Tenor-Saxophon auf Pilgrimage geradezu. Das Beste aber sind die Klangfarben – und nicht einmal nur die. Denn mit der realistischen Vielfalt der Farben geht eine wunderbare Transparenz einher, die das Klangbild aber nicht auseinanderreißt. Das Album The Phosphorescent Blues der Punch Brothers, sonst eher minimalistisch cool ertönend, erklingt jetzt begeisternd facettenreich und bereitet mir Hörvergnügen wie selten zuvor. Zur Wahrheitsfindung muss dann auch wieder Gregory Porter, Be Good, auf den Plattenteller. Hier stimmt alles: Die Staffelung, die Klangfarben, die Dynamik. Die Streicher in Wolfgang Amadeus Mozarts „Symphony No. 38“, interpretiert auf Linn-CD vom Scottish Chamber Orchestra unter Sir Charles Mackerras gerät zum schmeichelnden Genuss und bleibt dabei spannend, weil die Details dieser gelungenen Aufnahme in Farbe und Kontur so prächtig herausgearbeitet werden. Der Schmelz der Streicher wirkt nicht übertrieben, sondern bleibt absolut wirklichkeitsnah. Cecilia Bartoli schmettert die Arien auf ihrem Album St. Petersburg mit einer Stimmgewalt und Inbrunst – so hörte ich die Dame bis dato nicht. Bei allen CDs, LPs oder Highres-Files geriet das Hören absolut stressfrei. In der Ruhe liegt die Kraft – das beherrscht der Crayon überzeugend. Diese Fülle an nuanciertem Klangfarben-Reichtum zeichnen ihn aus. Die LIM-Ausgabe der Telarc-CD The Very Tall Band klingt nach meinem Empfinden eine Spur verhangen. Aber selbst bei diesem Live-Album glänzen die Instrumente, werden aufgefächert dargestellt, und man kann das Gefühl haben, im Blue Note dabei zu sein. Der CFA-1.2 kann auch aggressiv, verliert aber auch hier seine Tugenden nicht und wird auf keinen Fall harsch oder nervig. So stellt er auf der Kari Bremnes LP Over En By die Gitarre in „Per og Pål og Janus“ knallhart in den Vordergrund, so wie es sein soll, und bleibt dabei plastisch und wohlkoloriert. Dieser Verstärker begeistert mich, und ich suche für seinen Klang ein etwas sachlicheres Attribut als himmlisch – aber damit ist er eigentlich treffend beschrieben. Wenn ich wirklich – sozusagen mit der akustischen Lupe – nach Kritik suchen will, dann ist da nicht viel. Im Bassbereich sind ihm einige, sündhaft teure Endstufen an Konturenschärfe überlegen. Aber der CFA-1a beinhaltet ja als Vollverstärker zu dem die Vorstufe und eine exzellente Phonostufe, die absolut stimmig ins Gesamtkonzept passt, wie ich finde, zu einem sehr attraktiven Preis.