Nun ist tonal alles im Lot, aber die Tiefe der imaginären Bühne scheint in dieser Position etwas geringer zu sein als zuvor. Eine sehr leichte Drehung der Boxen nach innen verbessert die Raumillusion ganz erheblich, dickt den Tieftonbereich aber leicht auf. Ganz vorsichtig, um den Winkel der Aufstellung nicht zu verändern, schiebe ich die Boxen nun ein Stückchen weiter aufeinander zu, bis der Abstand zur Seitenwand jeweils etwa 60 Zentimeter beträgt. Das verhilft dem Bass zu deutlich mehr Kontur und macht die gesamte Wiedergabe noch einmal luftiger. Jetzt lasse ich es erst einmal gut sein und höre ein paar der vertrauten Teststücke, um die – soviel ist schon jetzt klar – extrem beeindruckenden Leistungen der Isis für mich in Relation zu denen der etwa dreimal so teuren und an ihrem Standort über Monate optimierten Kawero! oder der fast viermal so teuren und über Jahre feingetunten Lumen zu bringen. Das Ergebnis ist erschreckend: Die Trenner & Friedl kommt den beiden Platzhirschen unverschämt nahe. In puncto Spielfreude, Durchzeichnung, Dynamik und Größe der Abbildung schenken sich die drei fast nichts. Eine minimal plastischere Abbildung, ein Stückchen mehr Raumtiefe und ein Hauch mehr Geschmeidigkeit im Hochtonbereich sichern den beiden Boliden ihren knappen Vorsprung.
Nun erlaube ich mir erst einmal ein paar Alben zu hören, die ich nie für Tests verwende. Nach langer Zeit schwelgte ich beispielsweise wieder in den Melodien, Geräuschen und Klangflächen von Pink Floyds Atom Heart Mother – einfach ein Genuss, wenn einen ein Lautsprecher mit dem Tieftonfundament eines 15-Zöllers verwöhnt. Hier ist von der kleinen Senke um die 150 Hertz in meinem Raum nichts mehr zu spüren, die sonst selbst voluminöse Boxen etwas dünn klingen lässt. Bisher haben nur Lautsprecher mit nach hinten abstrahlenden Tieftonchassis wie die Verity Sarastro oder die Kawero! die leichte Nicht-Linearität des Raumes in den Griff bekommen. Die überzeugende Basswiedergabe der Isis lässt vermuten, dass eine große Schallwand und reichlich Membranfläche der Akustik meines Arbeitszimmers ebenfalls sehr entgegenkommen. Nach den ersten Erfahrungen mit den „Kisten“ rufe ich dann deren Entwickler an, um meine ersten Eindrücke zu schildern und eventuell noch ein paar Aufstellungstips zu bekommen. Andreas Friedl erwähnt, dass er in Räumen, die nicht so schnell vom Bass der Isis überladen werden, gerne mal vier Cardas Golden Cuboids - Myrtle Wood Blocks L unter den schwarzen Sockel der Box legt und damit das Abstrahlverhalten der Bassreflexöffnungen variiert. Mit den Cardas-Quadern kann ich natürlich nicht dienen, aber von den Experimenten mit der Kaiser Acoustics habe ich noch acht der fantastischen Harmonix TU-666M Million Füße zur Hand. Mir ist schon klar, dass Zubehör für mehr als zehn Prozent des Lautsprecherpreises nicht unbedingt zu Trenner & Friedls Konzept des wieder mehr erdverbundenen Musikgenusses passt, aber an den klanglichen Höchstleistungen der Kawero! und Lumen waren die Harmonix-Füße ja auch nicht ganz unbeteiligt, und deswegen ist es auch nur fair, den Isis ebenfalls mal ein paar von diesen zu spendieren. Auch hier enttäuschen die Harmonix nicht: Sie verhelfen der Isis zu einer noch weitläufigeren Raumabbildung, noch einer Prise mehr Präzision im Bass und einem noch stimmigeren musikalischen Fluss. Für mich sind sie auch unter den Trenner & Friedl eine lohende Investition und ändern nicht das geringste am hervorragenden Klang/Preis-Verhältnis der Isis.
Andreas Friedls letzter Tipp ist, unbedingt noch einmal das von Cardas für Trenner & Friedl gefertigte Lautsprecherkabel Orinoco Flow in der Bi-Wiring-Variante auszuprobieren. Das hat Romeo Barisic dann auch dabei, als er nach Gröbenzell kommt, um die Isis rechtzeitig vor den Norddeutschen Hifi-Tagen abzuholen. Natürlich könnte das Orinoco Vorteile haben, weil die Isis mit Terminals und einer Innenverkabelung von Cardas daher kommt. Außerdem braucht man beim Orinoco anders als beim Göbel-Lautsprecherkabel keine Bi-Wiring-Brücken. Dennoch erwarte ich mir nicht allzu viel von diesem Kabeltausch – und scheine damit auch nicht so falsch zu liegen: Das Göbel-Kabel sorgt für eine glaubwürdigere Raumabbildung und mehr Präzision im Tieftonbereich. Ich gebe allerdings gerne zu, dass der Hochtonbereich dank des Orinoco noch ein wenig geschmeidiger rüberkommt. Romeo Barisic schlägt vor, die Anlage ein wenig laufen zu lassen. Nach einem anregenden Gespräch und der oder anderen Tasse Tee hören wir dann noch einmal rein. Da bedarf es keines Umsteckens um festzustellen, dass das Orinoco sich in den Disziplinen Bass-Kontrolle und Raumdarstellung deutlich verbessert hat. Er kommt hier zwar noch nicht an das Göbel-Kabel heran, stellt aber – vor allem unter Einbeziehung der Preise – das passendere Paket für die Isis dar.