Wie dem auch sei, beim Design hat sich jedenfalls eine Menge getan: Wirkte die Gordon damals noch wie eine moderne Klangskulptur – auch wenn das Design der Funktion folgte –, so nimmt sich die Isis optisch völlig zurück. Mit ihrer mehr breiten als tiefen quaderförmigen Statur und den harten, nicht abgerundeten Kanten könnte man ihr den Retro-Stempel aufdrücken – was der Intention von Trenner und Friedl aber keineswegs gerecht würde: Sie wollen ihre Schallwandler keinem modischen Trend unterwerfen, sondern streben damit eine Schlichtheit an, die die „Kisten“ – wie Andreas Friedl sich ausdrückt – so aussehen lassen soll, als hätten diese Möbel schon immer im Raum gestanden. Das geht sogar so weit, dass der Markenname nur auf der Rückseite der Box sichtbar ist – dort ist das Firmenlogo allerdings sehr fein in die Aluminium-Platte graviert, die der Frequenzweiche eine Basis bietet. Zur leichten Integrierbarkeit ins häusliche Umfeld trägt natürlich auch bei, dass die Isis eine wandnahe Aufstellung nicht übelnehmen soll. Die Bassreflex-Öffnungen sind daher auf den Boden gerichtet. Die Entscheidung für die klassische „Kiste“, derer Proportionen dem „Goldenen Schnitt“ folgen, fiel übrigens bei der Entwicklung der Ra, da Trenner und Friedl die Gefahr sehen, dass die High-End-Branche nur noch Produkte für Freaks anbietet und zur Sackgasse wird, weil man den Musikfreund vergisst, der einfach in seinem normalen Wohnzimmer seine Lieblingsklänge genießen möchte.
Ich bin zwar ein wenig skeptisch, ob Lautsprecher in Größe und Form der Isis auf die Akzeptanz aller – und vor allem der letztlich entscheidenden – Familienmitglieder stoßen, gebe aber gerne zu, dass ich ihr unaufgeregtes Erscheinungsbild als ausgesprochen angenehm empfinde. Der Verzicht auf Chrom oder Klavierlack ist in meinen Augen ganz gewiss kein Nachteil. Bei der von ihnen anvisierten Zielgruppe gehen Trenner und Friedl davon aus, dass diese die klassisch schwarze Lautsprecherabdeckung an ihren Platz lassen wird, statt die Chassis zur Schau zu stellen. Deswegen ging die akustische Beschaffenheit des Bespannstoffs in die Abstimmung mit ein. Für mich ist das ein wenig schade, denn ich empfinde den Anblick des 38-er-Basses aus dem Profibereich und des 20-Zentimeter-Mitteltöners als durchaus reizvoll. Bei den Chassis hat übrigens im Vergleich zum Gordon ein Umdenken der Entwickler stattgefunden: Setzte man damals noch auf gerade angesagte High-Tech-Materialien für die Membranen, fällt die Wahl heute ganz klassisch auf Papier, das allerdings mit sieben Schichten „balsamischen italienischen Geigenlacks“ veredelt wird, um seine Elastizität sowie das Ansprech- und Abstrahlverhalten zu optimieren. Der Mitteltöner arbeitet auf eine Kammer mit Druckausgleichs-Öffnungen, der Tieftöner auf ein Bassreflexgehäuse. Die Verwendung von Chassis mit Textil-Sicken anstelle von solchen aus Gummi oder Schaumstoff soll die Langlebigkeit der Schallwandler garantieren.
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