Um zu hören, was in den beiden Schaltungsvarianten passiert, habe ich zunächst einmal Oscar Peterson spielen lassen und auf den Pentodenmodus umgeschaltet. Peterson war ja bekanntermaßen kein Kind von Traurigkeit, was das Klavierspiel anbelangt. Seine technische Brillanz und sein swing-feeling hat dem schwergewichtigen Maestro seinerzeit den Spitznamen „ the brown bomber of boogie-woogie“ eingebracht. Ähm, da fällt mir ein, darf man so etwas heutzutage überhaupt noch sagen? Zu Zeiten der Political Correctness? Wobei der Begriff ja eigentlich ein Widerspruch in sich selbst ist. Aber lassen wir das lieber. Jedenfalls kann Scorpio Petersons Dynamik, Spielfreude und kraftvolle Technik in Pentodenschaltung noch lebendiger wiedergeben, was man durch Zurückschalten sehr leicht feststellen kann. Hier wird einfach noch etwas mehr Grobdynamik geboten. Die Wiedergabe ist etwas heller, dadurch scheint das Geschehen mehr in den Vordergrund zu rücken. Insgesamt betrachtet ein leichtes Plus für die Pentode.
Im Gegenzug kann ich natürlich auch Musiker hervorkramen, deren Klavierspiel über die Triodenschaltung interessanter wiedergegeben wird. Beispielsweise den Pianisten Marcin Wasilewski vom Thomasz Stanko Quartett. Hier geht es weniger um High Speed, sondern eher um das Motto „ weniger Noten spielen hilft der Musik“. Ähnlich hatte sich ja auch Miles Davis geäußert. Die Triode lässt die Musik nun mehr fließen, wirkt relaxed und bietet alle Nuancen der Interpretation. Die Musik ruht in sich, von geradezu klassischer Schönheit. Auch wird der Flügel plastischer abgebildet, man bekommt mehr den Eindruck, da vorne sitzt der Interpret und spielt.
Damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht: der Verstärker brettert im Bedarfsfall an meinen hochempfindlichen Lautsprechern im Triodenmodus richtig los; bei Latinjazz-Titeln mit großer Percussion beispielsweise bleibt kein Auge trocken. Das kann aber an einem der heutzutage gebräuchlichen Lautsprechern mit geringerer Empfindlichkeit ganz anders aussehen. Ich nehme zum Anhören der Komponenten immer gerne Klaviermusik her, zum einen, weil ich ein Klavier beziehungsweise einen Flügel live regelmäßig in meiner Combo höre, zum anderen wegen einer besonderen Eigenschaft der Klangerzeugung.
Die einzelnen Töne in unserem westlichen Tonsystem stehen alle in einem mathematischen Verhältnis zueinander, beispielsweise bei einer Oktave 2:1. Dummerweise hatte bereits Pythagoras festgestellt, dass dieses System bei den Intervallen zwischen den Tönen nicht ganz aufgeht. So wäre – unter anderem - von einem „C“ ausgehend ein Halbtonschritt nach oben nicht das exakt gleiche wie von einem „D“ ausgehend einen Halbtonschritt nach unten. Wir haben am Klavier dafür aber nur eine Taste.
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