Auch wenn da was von „Auto“ steht, so muss man hier trotzdem Hand anlegen und die Röhren manuell kalibrieren. Dafür gibt es an der Rückseite einen kleinen Druckschalter, den man mit einem Kugelschreiber beispielsweise betätigen kann. Vorher sollte man den Verstärker 15 Minuten warmlaufen lassen, dann den Schalter drücken – fertig. Diese Prozedur dauert etwa eine Sekunde und sollte einmal im Monat durchgeführt werden. Man wird dann mit immer an optimalen Arbeitspunkten arbeitenden Endröhren belohnt. Vor Auslieferung wird dies bereits im Werk erledigt und dies ist auch der Grund, warum die zum Sockel gehörige Röhre genau gekennzeichnet ist. Sollte man trotzdem einmal die Seiten verwechselt haben, dann braucht man nur einmal Nachkalibrieren und alles ist wieder ok.
Ein anderes wichtiges Feature ist eine Art Kaltstartvorrichtung. Hiermit werden nach dem Einschalten die Spannungen an den Röhren langsam hochgefahren. Das dauert etwa eine Minute und wird durch Blinken des Ayon Logos an der Frontseite angezeigt. Die Röhren mögen es nämlich überhaupt nicht, wenn die Anodenspannung bereits anliegt, die Heizfäden aber noch nicht richtig heiß sind. Ansonsten gibt es noch eine Schutzschaltung, für den Fall, dass irgendjemand im großen Stil Unsinn mit den Geräten anstellt. Diese liegt natürlich nicht im Signalweg.
So, alles schön und gut, aber wie klingen die Dinger denn nun? Zum Anhören hatte ich den Verstärker zunächst im Triodenbetrieb ausprobiert. Leute, die mich kennen, werden sich das sowieso schon gedacht haben. Die Ausgangsleistung entspricht hier in etwa der meiner 211SE Elrog. Nach ein paar Scheiben mit unterschiedlichen Musikrichtungen war ich dann doch etwas überrascht; eigentlich hatte ich einen Klang erwartet, den ich von zahlreichen Ayon Verstärkern bisher kannte, mit dem Fokus auf Klarheit, Dynamik und pure Kraftentfaltung. Scorpio bietet nun eine etwas andere Abstimmung, was aber nicht heißen soll, dass hier auf Dynamik verzichtet wurde. Ich glaube, das würde Gerd Hirt auch nicht zulassen. Oberflächlich betrachtet erscheint die Wiedergabe etwas wärmer, relaxter, allerdings ohne dass alles irgendwie wohlig, wattig weichgespült wirkt. Wenn man genauer hinhört, merkt man, dass sämtliche Details vorhanden sind und lediglich die Tonalität leicht verändert ist. Das liegt primär am etwas prägnanteren Grundtonbereich, wobei wir hier von minimalen Veränderungen reden. Vereinfacht würde ich sagen, die Wiedergabe ist angenehm, was ich nun beileibe nicht von jedem HiFi Verstärker behaupten kann. Das bedeutet auch, dass ich stundenlang Musik hören kann, ohne dass ich nach einer Weile die Lautstärke reduzieren muss. Was Tiefenräumlichkeit anbelangt habe ich schon mehr gesehen, allerdings in völlig anderen Preiskategorien. Trotzdem können die Scorpione ein Symphonieorchester glaubhaft abbilden, soweit dies eben innerhalb der eigenen vier Wände möglich ist.
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