Sehr viel Wert legt Rolf Becker auf die Kanalgleichheit der Eingangsimpedanzen. Dabei ist es, wie er betont, völlig unerheblich, ob der absolute Wert nun exakt 500 oder 504 Ohm beträgt. Wichtig ist ihm, dass die Werte der beiden Kanäle sich maximal im Promillebereich unterscheiden. Um dies zu erreichen, selektiert er selbst die hochgelobten Vishay-Widerstände noch einmal akribisch mit Hilfe einer sehr hochwertigen Hewlett-Packard-Messbrücke. Das erfordert laut Entwickler eine Menge Zeit, gute Nerven und ein paar Sortierboxen mit vielen Fächern. Aber auch in puncto Weiterverarbeitung der selektierten Bauteile unterscheidet sich ein manuell aufgebauter Blue Amp von einem Produkt aus der Massenfertigung: Zum einen kommen in ersterem verdrahte und keine SMD-Bauteile zum Einsatz und erstere werden beim Verlöten deutlich weniger Temperaturstress ausgesetzt. Zudem biegt Rolf Becker die Anschlussdrähte der Bauteile manuell auf einer Biegelehre. Durch den größeren Biegeradius wird die mechanische Belastung der Drähte an den Kontaktierungskappen der Bauteilekörper verringert. Das führe zwar nicht zu besserem Klang, erhöhe aber die Lebenserwartung der Blue-Amp-Phonostufen signifikant. So langsam versteht man, wie der Preis des eines Model 42 zustande kommt.
Als ich den absolut neuen Blue Amp anstelle von Einsteins The Turntables Choice in meine Kette integrierte, war ich zwar zufrieden, aber keinesfalls euphorisch: Er spielte zwar mindestens auf demselben Niveau wie die Einsteins, deren Ablösung durch eine neues Modell übrigens noch in diesem Jahr stattfinden soll, ließ aber auch keine auffälligen Verbesserungen erkennen. Natürlich blieb die 42 weiterhin aktiv, um Betriebsstunden zu sammeln, so auch bei meiner ersten Annäherung an das monumentale Kronos-Pro-Laufwerk in seinen beiden gegenläufigen Tellern. Und das beeindruckte mich mit seiner enorm offenen, extrem dynamischen und räumlich großzügigen Spielweise von Tag zu Tag mehr. Den Anteil des Blue Amp an diesem klanglichen Hochgenuss hatte ich fast völlig vergessen. Erst als ich dann mal wieder zu LaGrange, Thales Simplicity II und Einsteins The Pickup wechselte, wurde mir bewusst, dass die nun langsam eingespielte 42 einen großen Anteil an den analogen Genüssen der letzten Wochen hatte.
Daher behauptete sie ihren Platz in meiner Kette auch, als Dietrich Brakemeier den Acoustical Systems Aquilar auf der entfernteren der beiden Basen des LaGrange montierte. An zwei aufeinander folgenden Abenden hörten meine Gattin und ich dann mit LaGrange, Aquilla und Lyra Etna einige vertraute Scheiben wie Eddie Gomez und Jeremy Steigs Music For Flute & Double Bass oder Egberto Gismontis Sanfona. Dabei war meine Gattin ganz besonders von der Auflösung dieser Kombination angetan: Einige Details höre sie in dieser Klarheit zu ersten Mal. Mich faszinierte vor allem die mitreißende Dynamik dieses Trios, das trotz der Spitzenleistung in den genannten Disziplinen ungeheuer stimmig und wie aus einem Guss musizierte. Genaueren Aufschluss über die immensen Fähigkeiten der 42 kann aber nur eine systematischere Beschäftigung inklusive des ein oder anderen Vergleichs bringen. Bisher waren meist zwei oder mehr Unbekannte im Spiel, und auf eine Optimierung der Wiedergabe per Impedanzanpassung hatte auch verzichtet: Die genannten Kombinationen ließen auch bei wohlbekannten Scheiben so viel Neues entdecken, dass ich – zumindest fürs entspannte Hören – an weiteren Verbesserungen nicht wirklich interessiert war.
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