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Blue Amp Model 42 MK III

29.02.2016 // Dirk Sommer

Die Signalplatine – hier die des linken Kanals – ist mit sehr hochwertigen Bauteilen, unter anderem von Vishay und Mundorf bestückt
Die Signalplatine – hier die des linken Kanals – ist mit sehr hochwertigen Bauteilen, unter anderem von Vishay und Mundorf bestückt

Nun, gut ich gebe zu, dass ich mir nach dem Aufbau des Aquilar noch ein wenig mehr Druck im unteren Frequenzspektrum gewünscht hatte, was aber auch an den wenigen Betriebsstunden liegen könnte, die das Etna bisher sammeln konnte. Tut es aber nicht. Ein wenig mehr Wucht in den Tiefen ist einen Schalterklick entfernt: An 100 statt 500 Ohm spielt des Etna im Bass ein gutes Stück sonorer, klangfarbenstärker und auch voluminöser. Klasse! Darauf hätte ich eigentlich eher kommen können, fühlen sich die Lyras doch auch an Einsteins The Turntable's Choice an 85 Ohm am wohlsten. Der Einstein agiert in den oberen Mitten minimal runder und fülliger als die 42, macht auch dynamisch jede Menge Druck, besitzt aber ein Quentchen weniger Feinzeichnung und platziert die Musiker auf einer geringfügig kleineren Bühne, was dem Titelstück von Jack DeJohnette's Special Edition auf Tin Can Alley jedoch nichts von seinem unwiderstehlichen Drive nimmt. Emotional überzeugen beide Entzerrer hundertprozentig, nach Hifi-Kriterien liegt der Blue Amp knapp vorn: Er verbindet die für dieses Stück entscheidende Spielfreude mit noch einem Hauch mehr Feinzeichnung und Luftigkeit. Bei „Maracatu“ von Egberto Gismontis Sanfona ist dann eher Durchzeichnung gefragt: Hier brilliert die 42 mit ihrem enormen Auflösungsvermögen und der freier atmenden Raumdarstellung. Ich habe deshalb auch noch einmal den Abschluss mit 500 Ohm ausprobiert, der zwar bei den genannten Kriterien noch eine Spur mehr bringt, dafür aber auch ein minimal kühleres Klangbild zur Folge hat. Für das Etna erscheinen mir die 500 Ohm ideal. Auch Einsteins in Kooperation mit Ortofon entwickelter Tonabnehmer The Pickup harmoniert ganz hervorragend mit der 42: Das Duo zieht einen mit seiner filigranen Spielweise und der ausgedehnten Raumdarstellung in seinen Bann. Noch mehr von all dem gibt’s dann bei 845 Ohm, an denen The Pickup zwar auch ein ganz klein wenig Druck im Bass einbüßt, was es aber leichter verkraften kann als beispielsweise das Etna, da Einsteins Tonabnehmer von Haus aus einen kräftigeren Tief/Mittelton-Bereich und sattere Klangfarben mitbringt. Hier fällt es schwer, sich für einen der beiden Abschlusswiderstände zu entscheiden.

Sie fragen sich, wie Rolf Becker ausgerechnet auf 845 Ohm gekommen ist? Jan Allerts fordert exakt 845 Ohm für seine Tonabnehmer. Lange Zeit war ich von seinem MC 2 Finish total begeistert, doch dann störte mich zunehmend dessen extrem geringe Ausgangsspannung, die gewiss nicht dem in der Produktinformation genannten Wert entspricht und die meisten Phonostufen an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Doch bevor ich nun eines der sorgfältig justierten Systeme gegen das MC 2 Finish tausche und anschließend alles wieder zurückbaue, schwelge ich lieber noch einmal in den Weiten der Bühne, auf der das London Symphony Orchestra unter Jean Martinon Schostakowitschs Das Goldene Zeitalter (Reissue der LSC-2322) aufführte: Einfach fantastisch, welch breiten und tiefen Raum Etna, Aquilar und Blue Amp hier im Hörraum entstehen lassen. Und eine solche Fülle von Details ohne jeglichen Anflug von Kühle oder Härte kann man nur in Ausnahmefällen genießen. Nahezu einzigartig!

Die „nackten“ Vishay Z-Foil-Widerstände zählen zum Besten, was der Bauteilemarkt zu bieten hat. Für das Model 42 werden sie von Hand selektiert
Die „nackten“ Vishay Z-Foil-Widerstände zählen zum Besten, was der Bauteilemarkt zu bieten hat. Für das Model 42 werden sie von Hand selektiert

STATEMENT

Schön, dass es das heute noch gibt: eine Komponente, die von einer Person, ja einem Überzeugungstäter, der sich völlig mit seinem Produkt identifiziert, erdacht und gebaut wird. Noch schöner, dass dieses Nobelprodukt auf Langlebigkeit hin konstruiert wurde und durch beste Verarbeitung glänzt. Am schönsten jedoch: Wie viel Emotionen und feinste Informationen – auch über den Aufnahmeraum – das Model 42 aus Phonosignalen herausarbeitet. Luxus hat seinen Preis.
Gehört mit
Plattenspieler Brinkmann LaGrange mit Röhrennetzteil, Kronos Pro
Tonarm Thales Symplicity II, Acoustical Systems Aquilar, Kronos Black Beauty
Tonabnehmer Lyra Etna, Einstein The Pickup
Phonostufe Einstein The Turntable’s Choice symmetrisch
Vorverstärker Einstein The Preamp
Endstufe Ayon Epsilon mit KT150
Lautsprecher LumenWhite DiamondLight Monitors
Kabel HMS Gran Finale Jubilee, Audioplan Powercord S, Göbel High End Lacorde Statement, Audioquest Wild, Swiss Cable Reference Plus
Zubehör PS Power Plant, Sun Leiste, Audioplan Powerstar, HMS-Wandsteckdosen, Acapella Basen, Acoustic System Füße und Resonatoren, Artesania Audio Exoteryc, Harmonix Real Focus, bfly Basen und Füße
Herstellerangaben (vom Autor ergänzt)
Blue Amp Model 42 MKIII
Eingang 1 x symmetrisch (XLR)
Ausgang 1 x symmetrisch (XLR)
Ausgangsimpedanz 20, Kabelkapazität kompensiert
Verstärkung 58, 64 oder 70dB
Eingangsimpedanz 100, 500 oder 845
Besonderheiten Mono-Schalter, Phasenumkehr-Schalter, Netzphasen-Anzeige
Abmessungen (B/H/T) 155/120/320mm
Gewicht 5kg
Preis 13600 Euro

Hersteller
BLUE AMP
Anschrift Vogesenstraße 6
D-79276 Reute
Telefon +49 7641 9543296
Fax +49 7641 9543297
E-Mail mail@blueamp.de
Web www.blueamp.de


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