„Throttle“ (ein/aus) reduziert die Prioritäten von allen übrigen, im Hintergrund laufenden Prozessen soweit wie möglich, ohne dabei die Stabilität von Windows zu gefährden. Im „Hibernate“-Modus werden darüber hinaus eine Vielzahl von Diensten und Jitter-verursachenden Threads abgeschaltet, so dass nur die für die Audiowiedergabe unbedingt notwendigen Funktionen des PC aktiv bleiben. Allerdings wird durch diese Einstellung der PC mehr oder weniger lahmgelegt und kann praktisch nicht mehr vernünftig bedient werden. Richtig Sinn macht für mich diese Einstellung deshalb nur in Verbindung mit einem weiteren Feature von JPLAY, dem dual PC Setup.
Hiermit ist eine Konfiguration gemeint, bei der zwei PCs über eine LAN-Verbindung miteinander verbunden sind. Auf dem ersten, als Control-PC bezeichneten Rechner läuft der Renderer (JPLAY Streamer), der die Musikdaten verwaltet. Die einzige Aufgabe des zweiten, als Audio-PC bezeichneten Rechners besteht darin, die „fertigen“ Musikdaten zu empfangen und über die USB-Schnittstelle an den DAC weiterzureichen. Alle rechenintensiven Vorgänge, wie Laden, Decodierung und Verarbeitung der Daten werden mit diesem Konzept vollständig vom Audio-PC isoliert. Der Audio-PC kann dann bei der Wiedergabe über den Control-PC automatisch in den „Hibernate“-Modus geschaltet und damit vollständig für die Musikwiedergabe optimiert werden. Gleichzeitig bleibt die Bedienbarkeit des Gesamtsystems uneingeschränkt erhalten, da Steuerung und Streaming über den Control-PC erfolgen.
Für den Hörtest kamen zwei Laptops mit Windows 10 zum Einsatz, die direkt über ein LAN-Kabel miteinander verbunden waren. Diese Art der Verbindung war im laufenden Betrieb insbesondere im Zusammenspiel mit dem „Hibernate“-Modus deutlich stabiler und klanglich besser als eine Verbindung der beiden Laptops über den Router; nur auf diese Weise ist der Audio-PC auch wirklich vom übrigen Netzwerk isoliert. Damit der Control-PC weiterhin auf mein Audio-Netzwerk zugreifen konnte, habe ich ihm eine zweite Netzwerkkarte spendiert. Damit konnte ich als Quelle den Melco N1A verwenden. Als Controller auf meinem iPad lief das kostenlose Kazoo von Linn. Als DACs kamen abwechselnd der PS Audio DirectStream DAC oder der M2Tech Young zum Einsatz.
Im praktischen Betrieb ist zu beachten, dass JPLAY Streamer PCM-Daten ausschließlich im WAV-Format und DSD-Daten (DFF und DSF) im DoP-Standard (DSD over PCM ) akzeptiert. Auch hier sind Josef und Marcin konsequent, auch wenn ich mir zusätzlich die Verarbeitung von AIFF gewünscht hätte, zumal MinimServer für dieses Format im Gegensatz zu FLAC keine Umrechnung anbietet. Nach vielen Stunden des Hörens seht für mich fest: eine besondere Stärke von JPLAY Streamer ist die räumliche Darstellung, genauer gesagt die Fähigkeit, Instrumente und Stimmen realistisch in einem Raum zu platzieren. Bis zu JPLAY Streamer empfand ich die Wiedergabe über einen Computer oft als etwas flach und zweidimensional angelegt. Die Tiefe und Auflösung komplexer Strukturen großer Orchester gelingt mit JPLAY Streamer besonders eindrucksvoll. Im „Klavierkonzert in A-Moll“ von Edvard Grieg mit Radu Lupu als Solisten und dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von André Previn (Decca Legacy Volume One - FIM UHD) ist der Konzertflügel perfekt in das Orchester integriert, bleibt aber auch in Forte-Passagen stets klar abgegrenzt von den anderen Instrumenten, so dass dessen Abbildung geradezu dreidimensional wirkt. Im „Concierto Andaluz for 4 Guitars and Orchestra“ von Joaquin Rodrigo spielen die vier Romeros wie aus einem Guss, gleichzeitig bleibt die Virtuosität jedes Solisten für sich hörbar, gefühlvoll begleitet und eingerahmt vom Orchester Academy of St. Martin in the Fields unter der Leitung von Neville Marriner (Joaquin Rodrigo: Complete Concertos for Guitar and Harp – Philips Classics). Bei „The Man Who Sold The World“ in der Interpretation von Claire Martin mit interessanten Jazz- und Tango-Elementen (Linn Records FLAC Studio Master) stehen Sängerin und Begleitinstrumente klar gestaffelt im Raum; dennoch zerfällt die Wiedergabe nicht in einzelne Details, sondern bleibt immer auch in ihrer Gesamtheit unglaublich geschlossen. Dies liegt sicherlich zu einem guten Teil auch an der wunderbaren Klarheit der Wiedergabe, die niemals scharf oder hart ist.
Während meiner Beschäftigung mit JPLAY habe ich mich öfter gefragt, welche Maßnahmen die Wiedergabe noch weiter verbessern könnten. Ich habe diese Frage natürlich auch Marcin von JPLAY gestellt. Dessen Erfahrung ist, dass nahezu alle Teile eines PCs Einfluss auf den Klang haben: Netzteil am Besten linear, für Motherboard und CPU idealerweise spezielle Serverboards und stromsparende XEON Prozessoren, RAM und Festplatten in spezieller Industriequalität und so weiter. Mit meinen beiden Laptops stoße ich da gerätebedingt schnell an Grenzen. Die mir von Marcin ans Herz gelegte spezielle JCAT USB-Karte konnte ich leider nicht verwenden.