Aus dieser Technik werden 2 x 30 Watt Dauerleistung an 8 Ohm extrahiert, bei schwankenden Impedanzen soll der Kleine kurzzeitig bis zu 150 Watt an 2 Ohm abgeben können. Gute Voraussetzungen für einen großen Auftritt, denkt man. Vor dem ersten Reinhören ein Wort zum Gehäuse. Trotz seiner gerade mal rund 1,4 Kilogramm und einem Kunststoffgehäuse, dessen Seitenwände mit einer Art Gummi beschichtet sind, und der in hochglanzschwarz ausgeführten Front, mutet die Verarbeitung recht hochwertig an. Allerdings sollte man vorsichtig sein mit Fettfingern: Die Spuren lassen sich von den Seiten nur schwer entfernen.
Wie klingt es denn nun? Auf den ersten Metern kommt mir der D3020 sehr zurückhaltend und harmlos vor. Eher klein und etwas gedrängt geht es zu. Nichts fällt auf oder tut weh. Immerhin! Das hatte ich schon ganz anders und werte das erst mal als guten Start. Bei weiterer Bekanntschaft fällt der Hang zur Neutralität auf. Er macht einfach nicht viel, sondern lässt einfach mal die Musik spielen. Sauber abgezirkelt und präzise werden Räume und Strukturen wiedergegeben. Jedes Ding findet seinen Platz genau da, wo es hingehört, und bleibt da auch, wenn der Tonmeister keinen Mist gebaut hat. Nun liest sich das alles vielleicht sehr akademisch und folgsam, wie Analytik und Langeweile. Ist es aber absolut nicht. Die erste Eigenart, die mir besonders auffällt, ist eine Sauberkeit im Ton, die ich in der Preisklasse bisher selten gehört habe. Klar, sauber spielen sie heute an sich alle irgendwie. Aber einen Ton unbeschädigt zu lassen, kriegt entgegen anders lautender Gerüchte beileibe immer noch nicht jedes Gerät hin. Dann der Umgang mit Details, denen sich der D3020 nicht auffällig, aber doch mit aller Klarheit und sogar Feingefühl widmet und die erstimmig in das musikalische Geschehen einbettet. Dabei verliert er nie die rhythmische Linie und wahrt den Zusammenhang. Und je länger ich davor sitze, um so besser gefällt mir das. Das macht richtig Spaß, gerade weil Musik einem nicht um die Ohren gehauen wird, aber immer mit dem richtigen Zug voran geht.
Dazu kommt noch der entsprechende Schuss Wärme, der Tönen die richtige Farbe mitgibt, ohne sie abzurunden. Und je besser und komplexer das Material wird, um so weiter kommt der NAD aus der Reserve und geht das alles ganz selbstverständlich mit und bringt bei jeder Art von Musik musikalischen Fluss ins Spiel. Stimmen bekommen Ausdruckskraft und ausreichend Strahlkraft mit auf den Weg. Dabei verkneift es sich der 3020 dankenswerterweise, Sängern einen Oberbach anzudichten. Man kennt das, wenn man mal im Radio Nachrichten hört, und der Sprecher klingt wie aus einer großen Tonne heraus. Dabei ist der NAD nicht dünn, sondern wahrt sehr schön die Balance zwischen Volumen und Phrasierung. Um nicht falsch verstanden zu werden, natürlich ist der Hochton noch feiner darstellbar, und etwas höhere Auflösung ist durchaus auch denkbar. In den Mitten fehlt es im Vergleich zu großen Verstärkern an Abbildungsgröße, und der Bass liegt auf der schlanken Seite, was ihm allerdings zu einer faszinierenden Durchhörbarkeit und Präzision mit vielen Farbschattierungen verhilft. Wobei ich mich in Bezug auf reine Bassgewalt im Vergleich zu meinem Unico manchmal gefragt habe, ob der NAD nicht eigentlich richtiger liegt… Egal, diese Eigenheiten führen trotz der Einschränkungen – immerhin handelt es sich hier eben nicht um einen 500-Euro-Verstärker – zu einer faszinierenden Homogenität, die dem D3020 erst mal ein Konkurrent nachmachen muss. Hört man ihn einfach nur so, fehlt nichts. Aber wenn es das Eingangsmaterial hergibt, öffnet er weite Räume, setzt da die richtigen Hallfahnen und das vor allem völlig unabhängig von der Lautstärke. Das ist sehr faszinierend. Es scheint an sich keine Grenze nach oben zu geben. Die Anzeige auf der Front signalisiert mit 0 Dezibel lustig Vollaussteuerung, und immer noch ist Ordnung in der Sache. Natürlich hört man jetzt Details, die der NAD immer schön im Kontext präsentiert, noch etwas besser, aber eigentlich ging das auch schon bei einem Drittel der Lautstärke. Dann kommt man irgendwann in einen Bereich, wo es nicht mehr richtig lauter geht und im Bassbereich grobdynamische Schläge ignoriert werden. Auch leidet ab einem bestimmten Punkt die Übersicht.
Um an mehr und fülligeren Bass zu kommen, kann man ja noch den NAD Bass EQ bemühen. Ob dieser ein- oder ausgeschaltet ist, wird an der Front angezeigt. Allerdings ist das Ergebnis an meinen Spendor etwas zwiespältig. Ja, es gibt mehr Bass, der sich auch nicht in den höheren Lagen einmischt, aber in meinem Hörraum als eng begrenzter Extrarumms auftritt, der auch noch klein ausfiel. Da die A5 in diesem Bereich aber an sich so gar keine Unterstützung benötigen, mag dieses Feature bei kleineren Lautsprechern segensreich sein, bei mir nicht. Generell mag der NAD lautes Bumm-Bumm in Discolautstärke sowieso nicht ganz so gern.