Nun bietet Audeze ein weiteres geschlossenes Modell an, eben den EL-8 Closed Back: Der ist deutlich erschwinglicher als der LCD-XC, dazu noch etwas mehr als ein Viertel leichter und so gestaltet, dass ich mich auch traue, ihn beim abendlichen Musikhören kurz vor dem Einschlafen auszuprobieren. Anders als der LCD-XC mit seinen großen, nach außen gewölbten, hochglanzlackierten Ohrmuscheln aus Holz sollte es der EL-8 mit seinen fast ebenen Aluminium-Abdeckungen nicht übelnehmen, wenn sein Besitzer auf der Seite liegend Musik genießt. Überhaupt das Design: Meine mit Audezes Produktlinien wenig vertraute Gattin hielt den EL-8 für das Topmodell. Das muss an seiner eleganten Erscheinung liegen, für die die BMWDesignWorks USA verantwortlich zeichnen. An der Gestaltung und der Verarbeitung wurde beim EL-8 auf keinen Fall gespart. Nur beim Kabel wurde erkennbar der Rotstift angesetzt: Der „kleine“ Audeze kommt nur mit einem Kabelsatz, was alle, die keinen symmetrischen Kopfhörerverstärker besitzen, nicht einmal bemerken dürften. Schade finde ich nur, dass das Kabel des Achters ohne Verriegelung in den Ohrmuscheln auskommen muss und in einem 3,5-Millimeter-Klinkenstecker endet, so dass für die üblichen 6,3-Millimeter-Buchsen ein Adapter nötig und nicht wie beim LCD-XC andersherum. Aber vielleicht sieht Audeze den EL-8 ja vorrangig als Spielpartner von hochqualitativen mobilen Abspielgeräten.
Der selbstverständlich wieder nach dem magnetostatischen Prinzip arbeitende Achter wurde auch mit der schon beim ersten Einsatz in der LCD-Serie zum Patent angemeldeten „Fazor Technology“ ausgestattet. Hier sollen auf beiden Seiten der Magnetstruktur angebrachte Akustikelemente für einen ausgedehnteren Frequenzgang, geringere Verzerrungen und eine bessere Abbildung sorgen. Neu und ebenfalls zum Patent angemeldet ist die „Uniforce Diaphragm Technology“: Unterschiedlich breite Leiterbahnen auf der Membran sollen die ungleichmäßige Energie an den Spalten zwischen den Magneten kompensieren, so eine gleichmäßige Antriebskraft über die gesamte Membranfläche garantieren, dadurch Verzerrungen dramatisch reduzieren und die Auflösung verbessern. Eine weitere in der EL-Serie einführte Neuerung ist die „Fluxor Magnetic Technology“, der Audeze nachrühmt, dass sie beinahe eine doppelt so hohe Magnetflussdichte liefert wie die besten Neodym-Magnetkreise. Dadurch spare man Gewicht und erziele eine höhere Empfindlichkeit, was besonders beim Betrieb des Kopfhörers mit Mobilgeräten vorteilhaft sei.
Damit ich mich bei der Einschätzung des EL-8 Closed Back nicht auf mein akustisches Erinnerungsvermögen verlassen muss, hatte ich Carsten Hicking gebeten, mir zum Vergleich auch noch einmal einen LCD-XC auszuleihen. Im Hörraum wechseln sich dann meine Lautsprecher mit dem LCD und dem Achter ab. Beide Kopfhörer sind sich – wie zu erwarten – tonal sehr ähnlich: ungeheuer stimmig und ausgeglichen. Sie haben im oberen Bassbereich ein wenig mehr zu bieten als meine LumenWhite, aber dass diese in besagtem Frequenzspektrum eher zurückhaltend agieren und dadurch etwas streng wirken, ist ja nichts neues. Die beiden Audezes ziehen da eine sattere, gefälligere Spielweise vor, sie verwöhnen den Hörer mit einem körperhaft anmutenden Tieftonbereich – welcher Kopfhörer könnte das sonst von sich behaupten – und tun hier dennoch nicht zu viel des Guten. Die Bässe kommen wohldefiniert und präzise rüber. Im aller untersten Frequenzkeller besitzt der EL-8 sogar noch einen kleinen Hauch mehr Schub. Und womit hält der LCD-XC dagegen? Mit Hubraum, sorry: Membranfläche. Und die ermöglicht ihm eine noch offenere, scheinbar weiträumigere, luftigere und detailreichere Wiedergabe. Er überträgt einfach noch unangestrengter ein paar zusätzliche Informationen. Und das ist bei dem beträchtlichen Preisunterschied zum EL-8 Closed Back auch gut so.
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