tests/15-01-19_audiobyte
 

Audiobyte Black Dragon und Hydra Z

19.01.2015 // Matthias Jung

Das brilliante Album High Life von Brian Eno und Karl Hyde kann ganz schnell nervig werden. Dieser Mix aus – ich nenn es mal – typischen Eno-Stil-Fragmenten, Funk und afrikanischen Rhythmen verleitet besonders bei „Dbf“ zum leiser drehen. Mit dem Audiobyte fügt sich plötzlich alles. Das ist immer noch anstrengend, geht aber so dermaßen ab und in die Beine und erhält räumlich noch einen drauf, dass man diesen Song plötzlich versteht und nur lieben kann. Auch laut. Dadurch entsteht nicht nur rhythmisch ein Fluss in der Musik, sondern auch in Melodielinien, der nur schwer zu übertreffen sein dürfte. Vielleicht sollte man an dieser Stelle dann doch endlich die unglaubliche Feindynamik herausstellen. Wobei der Audiobyte natürlich grobdynamisch genau so gut ist, aber eben nicht übertreibt. Von den bisher beschriebenen Eigenschaften profitieren auch Stimmen, wobei es auch hier keine Extraphrasierung zu bestaunen gibt, sondern einen klaren prägnanten Ausdruck mit vielen Facetten und Rauminformationen, die man unter Umständen so noch nicht gehört hat. Lustigerweise habe ich besonders gern eher schlechter oder kritischer aufgenommenes Material gehört, der Informationsgewinn ist einfach überproportional.

Der erste Durchgang galt nur CD. Dieselben Tracks von Festplatte über den USB-Eingang des Black Dragon bestätigten die gemachten Erfahrungen mit dem Wandler. Wobei hier die drahtgebundene Variante minimal die Nase vorne hatte. Ein kleines Bisschen flächiger und einen Hauch kühler, aber mit der gleichen erschütternden Taktgenauigkeit, Sauberkeit und Auflösung. Ob man den Upsampler einsetzt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Besonders bei Klassik habe ich ihn fast durchgängig genutzt. Debussys „Prélude a l'après midi“ unter Armin Jordan mit dem Orchestre de la suisse romande klang dramatisch besser, räumlich aufgelöster, alles ließ sich besser verfolgen, die Streicher kamen mit mehr Substanz und Klarheit. Ausnahme waren uralte Aufnahmen, die dann plötzlich in der Dynamik beschnitten wirkten. Der Versuch, Räume aufzumachen und die Akteure darin spielen zu lassen, geht nicht immer auf. Aber die Option ist ja nicht fix, außerdem auch mit der Fernbedienung bei Bedarf abschaltbar.

High-Res-Files bestätigten das bisher gesagte noch einmal eindrucksvoll. Das Mehr an Informationen setzt der Audiobyte besonders in große Klarheit und räumliche Akkuratesse um, ohne deswegen clean oder analytisch zu klingen. Es ist absolut faszinierend, der Orgel in Keith Jarretts Hymn Spheres in jeder Verästelung folgen zu können, ohne mit dem begleitenden Orchester in irgendeiner Weise ineinanderzufließen. Auch hier verkneift es sich der Audiobyte dankenswerterweise, einen Zehn-Kilowattscheinwerfer anzuknipsen und erbarmungslos Details in den Vordergrund zu stellen, sondern belässt alles beim großen Ganzen.

Machen ihrem Ruf alle Ehre: Die AK4396 wandeln symmetrisch und dürften einen nicht ganz unerheblichen Anteil am Klangpotential des Black Dragon haben
Machen ihrem Ruf alle Ehre: Die AK4396 wandeln symmetrisch und dürften einen nicht ganz unerheblichen Anteil am Klangpotential des Black Dragon haben

Und da soll der Hydra Z noch einen drauf setzen? Dem Black Dragon hat er die noch konsequenter umgesetzte Clock und die galvanische Trennung des USB-Eingangs voraus. Verbunden über I2S wird der Hydra Z zum reinen Taktgeber für den Black Dragon, die interne Clock des Wandlers umgangen, die bisher in keiner Weise als Hemmschuh aufgefallen ist, im Gegenteil. Und tatsächlich tut sich da noch was. Man darf nicht vergessen, dass ab einem bestimmten Niveau der Wiedergabequalität jedes Quäntchen mehr an Klang meist nur durch überproportional großen monetären Aufwand realisiert wird. Dagegen wirkt der aufgerufene Preis des Hydra Z noch ganz überschaubar. Mit Files von gerippten CDs kommen mehr Wärme und Substanz in Spiel, insgesamt fließt alles ein wenig geschmeidiger, als ohne.

Den wirklichen Mehrwert und den erhofften großen Sprung gibt es bei Hi-Res-Files. Davon abgesehen, dass man die eingesetzte Player-Software jetzt klarer voneinander unterscheiden kann – JRiver mit mehr Substanz, Foobar2000 etwas fetziger mit leichten Vorteilen von JRiver insgesamt – bringt Hydra eine „Enttechnisierung“ der Musik mit sich. Ich bin bei hochaufgelösten Musikdateien immer etwas hin- und hergerissen. Einerseits gibt's viel zu Hören und Staunen, andererseits ist das manchmal wie mit HD-Filmen – will man wirklich die übertünchten Hautunreinheiten der an sich jugendlichen Hauptdarsteller mit dieser Deutlichkeit sehen? Selbst in der Realität würde einem das nicht auffallen, und das soll nun echt sein?

Der Hydra macht das anders. Der große Informationsgehalt wird nicht für ausschnittartiges Betonen eines Bereiches genutzt, sondern integriert. Bei den angesprochenen Spheres von Keith Jarrett ist das Gebläse der Orgel samt der Kirchengeräusche klarer, lauter, aber eben auch im ganzen Raum zu hören. Die Feindynamik in den Orgelläufen ist nochmals gesteigert, und anstatt alles hell erstrahlen zu lassen, wirken gedämpfte Passagen auch wieder so, allerdings ohne irgendwelche Verdeckungseffekte zu provozieren. Das klingt fast, als ob man dabei ist – live geht zu Hause nicht, bitte immer im Kopf behalten! – und vermittelt eine Echtheit, die absolut selbstverständlich scheint. So einfach geht gute Musikwiedergabe.

STATEMENT

Audiobyte Black Dragon
Wer nur digitale Quellen hört und Aktivlautsprecher oder Endstufen sein eigen nennt, hat mit dem Audiobyte Black Dragon eine kompromisslose Musikmaschine, die vieles so viel besser macht als ein Großteil der digitalen und (leider auch) analogen Konkurrenz und das auch noch in den Paradedisziplinen der letztgenannten: Feindynamik, Timing und räumliche Wiedergabe sind superb. Dazu kommen die arttypischen Qualitäten wie Grobdynamik und Sauberkeit auf sehr hohem Niveau.

Audiobyte Hydra Z
Wer hochauflösende Dateien über USB hört, kommt um den Hydra Z kaum herum. Universell synchronisiert und filtert er den digitalen Datenstrom über USB und macht schlicht und einfach Musik nahe am Liveerlebnis daraus. Besseres kann man über ein Gerät, das nur mit Nullen und Einsen gefüttert wird, nun wirklich nicht sagen.
Gehört mit
PC Fujitsu Siemens, Dual Core 1.60 GHz, 2 GB RAM
Software Foobar2000, JRiver 2.0
CD-Laufwerk Denon DCD-1290
Verstärker Unison Unico, music hall a15.2
Lautsprecher Spendor A5, Heißmann Acoustics Cinetor
Kabel TaraLabs, RG142, Vovox, Sommer, Oehlbach, Baumarkt, Funk-Tonstudiotechnik, Supra Cable, Audioquest
Herstellerangaben
Audiobyte Black Dragon
Leistungsaufnahme (max) 35
Abessungen 240 x 300 x 90 mm
Gewicht 4,5 kg
Eingänge USB receptacle, typeB, high-speed , S/PDIF coaxial (75 Ω), AES/EBU (110 Ω), Toslink, I2S/DSD over HDMI (LVDS)
Ausgänge Single Ended 10Vpp max., Balanced, 20Vpp max., Headphone output 800 mW/32 Ω
Preis 1595 Euro
Herstellerangaben
Audiobyte Hydra Z
Eingänge USB 2
Ausgänge Wordclock (S/PDIF coaxial), S/PDIF coaxial, AES/EBU XLR, Toslink, I2S over HDMI (LVDS)
Abtastraten PCM 44.1; 48; 88.2; 96; 176.4; 192 Khz; 352.8; 384 KHz
Abtastraten DSD 2.8; 5.6; 11.2;, 22.5 MHz - native
Bit-Tiefe 32 Bit über I2S, 24 Bit über S/PDIF, AES/EBU, Toslink
Preis 725 Euro

Vertrieb
Tom Habke Audiovertrieb GmbH
Anschrift Bismarckstr. 48
28203 Bremen
Telefon +49 421 24199330
E-Mail kundenservice@tomhabke.de
Web www.tomhabke.de


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