tests/14-11-17_larosita
 

La Rosita Jakes

17.11.2014 // Wolfgang Kemper

Weil der Jakes keinerlei Bedienungselemente am Gerät selbst besitzt – die einzige Ausnahme ist der harte Ein-Aus-Schalter auf der Rückseite – benötigt man eine Fernbedienung. Die wurde von Apple übernommen. Schon bei den digitalen Quellen-Komponenten von La Rosita war Apple konzeptionell eingeflochten wie beispielsweise der Airport beim oben erwähnten Beta Connect. Im Falle des Jakes haben wir mit der Apple-Fernbedienung ein modernes, populäres kleines Ding in der Hand, was langläufig als sympathisches Bedien-Instrument gilt. Ich finde diese Ausstattung unbedingt lobenswert, gerade weil eine Vielzahl von Nobelherstellern ihren teuren Produkten echte Billig-Fernbedienungen beipackt. Bravo, La Rosita! Einziger Haken an der Sache: Eenn die Fernbedienung verlegt ist, geht nichts mehr – Brillenträger kennen das. Die Rückseite des Jakes ist eine klare Angelegenheit: Vier hochwertige Lautsprecher-Anschlüsse, vier paar Cinch-Eingänge und der erwähnte Netzschalter neben der Netzbuchse. Das ist alles. Auffällig fand ich die Bezeichnung des Cinch-Paares neben den Eingängen Ext 1, Ext 2 und Ext 3 mit La Rosita. Meine Anfrage beim Vertrieb im österreichischen Völz bestätigte meinen Verdacht: Hier wird der Hoffnung Rechnung getragen, dass vom Benutzer ein La Rosita Streamer angeschlossen wird. Nach meinem Wissen über deren Qualität wäre dies auch ganz sicher kein Fehler, aber es muss nicht unbedingt sein. Denn technisch ist dieser Eingang gleichwertig mit den drei weitern Ext–Eingängen.

Was will uns diese Eingangs-Benennung sagen?
Was will uns diese Eingangs-Benennung sagen?

Wird der Jakes aus seinem Standby Modus eingeschaltet, fährt er für einige Sekunden hoch. Dann ist er bereit, Musik zu machen. Schaltet man ihn aus, fährt er in wenigen Sekunden wieder herunter. Das Innenleben des Jakes ist beim Blick durch die vielen Belüftungs-Öffnungen im Gehäusedeckel schon erkennbar. Diese Öffnungen im Gräten-Design nehmen dem Jakes etwas von seiner optischen Strenge. Widmen wir uns kurz den inneren Eigenheiten des Jakes. Er besticht durch sein imposantes Netzteil. La Rosita betreibt in Sachen Stromversorgung massiven Aufwand und lässt sofort erkennen, wie bedeutsam dieser Teil des Verstärkers aus der Sicht des Entwicklers ist. Zwei große und ein kleinerer Ringkern-Trafo liefern den Strom für das Doppelt-Mono-Konzept. Diese sind mit ihren hochreinen und streuungsarmen Kernen nach Spezifikationen von Dan Bellity gefertigt. Die beiden großen Trafos dienen den zwei Verstärkerzügen, der kleinere der Steuerelektronik. Reichliche Kapazitäten auf der Platine in der Mitte des Jakes speichern den Strom für die Leistungsspitzen und versprechen imposante Dynamik. Wichtig im Aufbau des Verstärkers sind die konsequent kurz gehaltenen Signalwege. Dies wäre eindrucksvoll nachvollziehbar an der direkten Verdrahtung und Zusammenschaltung einzelner Bauteile – wenn wir sie denn sehen könnten. In den beiden internen Gehäusen, die die Verstärkerzüge gegenüber der Stromversorgung abschirmen, ist der Schaltungsaufbau komplett vergossen und somit nicht zu bewundern. Dies wirkt geheimisvoll, bringt aber allem jedoch eine mechanische Stabilisierung des Schaltungsaufbaus und schützt vor Resonanzen.

Der Aufbau ist absolut klar, in den separaten Gehäusen links befinden sich die Verstärker-Schaltungen
Der Aufbau ist absolut klar, in den separaten Gehäusen links befinden sich die Verstärker-Schaltungen

Als ich den Jakes in Betrieb nahm, erfolgte dies erst einmal mit meiner CD-Kombi mit einer Aufnahme von Joni Mitchell, ihrer Scheibe Clouds, die Bestandteil der sehr gelungenen Box mit zehn Alben The Studio Albums 1968 -1979 ist. Dieses sollte eigentlich erst einmal dem Warmup der Anlage dienen und lief auch nur im Hintergrund. Doch sehr schnell fiel auch unter diesem Umstand die feine, schlanke Darbietung auf. Ich ließ die CD zweimal durchlaufen. Es klang auch entfernt vom Hörplatz ausgesprochen angenehm. Das Album Lady of the Canyon aus derselben Box legte ich anschließend in den Player und hörte nun richtig zu – vom angestammten Hörplatz aus. Ich muss sagen, ich war ziemlich hin und her gerissen, weil das Klanggeschehen schlank erschien. Aber es fehlte an Nichts. Joni Mitchells Stimme hatte Körper, ebenso waren die Instrumente plastisch. Der Raum war nicht übergroß, sondern nachvollziehbar. Am schönsten war jedoch die seidige Luftigkeit des gesamten Klangbildes – herrlich aufgelöst und ganz ohne Härte. Die Spannung, die sich beim Titel „Woodstock“ einstellte, war extrem packend. Um der Wahrheitsfindung Vorschub zu leisten, griff ich zum Extrem: Amon Düül II, eine meiner Lieblings-Rock-Power-Stücke seit Jahrzehnten, Archangel Thunderbird. Ich drehte auf. Und es ging richtig zur Sache, nur hier fehlte es ein wenig an Druck in den unteren Lagen. Doch wofür haben wir denn die Klangeinstellung? Und siehe da, da war bei feinfühliger Dosierung noch einiges rauszuholen. Trotzdem: Laut und heftig nicht des Jakes Vorliebe. Er ist ja auch der kleinste La Rosita Verstärker. Das heißt nun noch lange nicht, dass er Rockmusik nicht mag. Die mag er durchaus, nur eben nicht ohrenbetäubend laut. Den Beweis erlebte ich wenige Hörstunden später: Da hatte ich Bob Geldofs Album How to compose popular songs that will sell (Fonint 5462) aufgelegt.


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