Haben Sie Kinder? Nein? Sie verpassen was! Mein Jüngster kann mit zweieinhalb schon Fußball spielen. Einen Ball schießt er Ihnen aus fünf Metern Entfernung gezielt volley aus der Hand vor den Kopf. Etwas kritisch wird es dann, wenn der begabte Nachwuchs einen mittelgroßen Gummiball unter die Decke donnert und dieser durch die spontan wirkende Schwerkraft von oben auf einen spielenden Plattenspieler befördert wird.
Der Schaden ist beträchtlich. Bekennende Analog-Hörer benutzen ja bekanntlich keine Haube auf ihrem Wiedergabegerät, und so setzte der Korpus des Tonabnehmers unter Verlust des Nadelträgers mit einem wirklich hässlichen Geräusch einmal auf der LP auf, um dann zur Mitte über das Label eskortiert zu werden. Ein kleines Klicken beim Überfahren des Mitteldorns, und dann war es plötzlich ganz still...
Das Linn Asaka ist sicher kein aktuelles Tonabnehmersystem und wandert auch bei mir nur noch ab und zu unter den Tonarm. In diesem Fall übrigens ein Rega RB-300 aus den Anfangsjahren, der die Aktion weitestgehend unbeschadet überstanden hat. Mechanisch in Ordnung hatte lediglich ein Kanal leichte Aussetzer. Die abgespielte LP hat übrigens keinen Schaden genommen, warum auch immer. Den Arm schickte ich am nächsten Tag zu Mario Grözinger von highend-online, wo dieser zum erträglichen Kurs von 145,90 Euro komplett neu durchverkabelt und überholt wurde. Die Arbeit und Materialwahl überzeugen mich immer wieder, auch wenn man manchmal etwas Geduld mitbringen muss.
Aber da war ja noch der Tonabnehmer. Bei dem Linn, das schon sehr lange bei mir ist, mochte ich immer den etwas prominenten Bassbereich, die substantiellen farbigen Mitten und den eher zurückhaltenden Hochton, der aber nicht zu sanft war. Eine prima Sache, um der ganzen analytischen Moderne mal einen Moment den Rücken zuzukehren. Ganz nebenbei finde ich das Ding auch noch richtig schick. Und jetzt Totalschaden, ärgerlich das. Irgendwie hat es mich auch nicht losgelassen. Sicher haben im Laufe der Zeit diverse Systeme bei mir das Leben mit Nadelbruch ausgehaucht, aber das waren immer eher die kleinen Kaliber. Ich erinnere mich an ein Denon DL-110, ein AKG P8ES Nova vdHII, ein Ortofon X3MC, und die waren eh schon am Ende ihrer Laufzeit gewesen.
Da gibt es die Möglichkeit des Retippens, also den defekten MC-Abtaster mit einer neuen Nadel beziehungsweise einem Nadelträger versehen zu lassen. In der Regel wird dabei der alte Nadelträger abgeknipst und ein neuer aus Aluminium samt Abtastdiamant darauf geschoben und verklebt. Derartiges habe ich mal mit einem Accuphase AC3 machen lassen und war über das Ergebnis, trotz Shibata-Schliff, nicht besonders erfreut – besonders dann nicht mehr, als im Bekanntenkreis eines im Originalzustand zum Vergleich zur Verfügung stand.
Die Option der Inzahlungnahme beim Kauf eines neuen Abtasters ist auch eher nichts, wollte ich doch keinen neuen Linn-Abtaster, sondern mein altes Asaka erhalten. Ganz nebenbei sind die aktuellen MC-Modelle preislich etwas außerhalb meiner Reichweite angesiedelt, ich muss ja jetzt ganz viele neue Bälle kaufen. Wobei, wenn sich das fußballerische Talent meines Sohnes so weiter entwickelt, vertickere ich ihn mit 15 für 80 Millionen an den FC Barcelona, dann habe ich das ganz schnell wieder drin.
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