Jeder der audiophilen Besucher der Audio Show hätte auf die Frage der ersten Assoziation mit dem Namen Audio Research wohl ohne zu Zögern geantwortet: Röhren. Und das ist korrekt: Im Jahre 1970, als William Z. Johnson sein erstes Produkt unter diesem Firmennamen präsentierte, den Dual 100 Verstärker, in Plymouth, Minnesota, war dieser randvoll mit Röhren.
Die Verstärkereinheit und das Netzteil des Dual 100 zusammen konnten spielend ein Wohnzimmer aufwärmen und verhielten sich kaum anders als ein mittelgroßes Kaminfeuer. Der dazugehörige SP-1 Vorverstärker – auch auf Röhren basierend – sah aus wie eine andere Inkarnation von McIntosh. Denn Audio Research musste erst einmal ein eigenes Gesicht finden. Lange Zeit haben die Verstärker von Mr. Johnson ausgesehen wie Labormessgeräte, vor allem wegen der unverwechselbaren Einstellknöpfe und der charakteristischen Voltmeter zur Anzeige der Ausgangsleistung. Ein Blick auf die Bilder der Audio Research Database spricht Bände. Es dauerte bis 1990 und zum Erscheinen der Endstufe D60, dass der Hersteller sein eigenes, charakteristisches Design verwirklicht hatte. Das Vorverstärker-Design, so wie man es heutzutage kennt, wurde viel schneller entwickelt. Der SP3 von 1972 hatte immer noch das Design von McIntosh, aber der SP4 von 1976 hatte fast alle Details, die heutzutage für ein Audio Research-Design stehen: Dies beinhaltete primär die charakteristischen Einstellknöpfe, deren Design nebenbei den ersten Mark Levinson-Komponenten entliehen war, sowie Kippschalter und Griffe an beiden Seiten der Frontplatte. Vielleicht ist das der Grund, warum das Design, das die Firma eingeführt und über Jahre weiter entwickelt hatte, seitdem als 70er Jahre Vintage Look bezeichnet wird.
Das Erscheinen des SP 20 brachte die erste größere Veränderung dieses Musters: Der Neue enthält zwei große Einstellknöpfe links und rechts auf der Frontplatte und einen LCD Touchscreen in der Mitte. Die Bedienungselemente erinnern an ein Autoradio aus den 70ern und sind eigentlich eine Kombination zweier verschiedener, durch 40 Jahre voneinander getrennter Stile: Einmal der Vorverstärker aus den Anfangstagen der Firma, zum anderen den letzten Produkten unter der Aegide von Fine Sounds SpA, einer italienischen Firma, die sich im Besitz von Quadrivio Investment befindet. Die ist – ganz nebenbei – auch der Inhaber von AR und McIntosh.
Dieser Mix aus Vergangenheit und Gegenwart war schon immer charakteristisch für William Z. Johnsons Firma, allerdings nicht immer so ausgeprägt. Nehmen wir beispielsweise Röhren, fast ein Synonym für AR. Dabei bietet Audio Research ebenfalls ClassD Endstufen an, die nun überhaupt nichts mit Röhren zu tun haben. Und was ist mit den Vorstufen? Eines der besten Designs von AR, die Reference 3 Vorstufe von 2004 enthält FETs und ein großes Display. Während die Transistoren nur als Stromquelle arbeiten und nicht im Signalweg liegen, hat der Verstärker doch den Weg geebnet für die Reference 5, die mit ihrer Transistor-Eingangsstufe und auf Röhren basierenden Verstärkungs- und Pufferstufenals ein Hybrid-Design darstellt.
Der SP20 scheint ein direkter Abkömmling dieses speziellen Verstärkers zu sein. Konzipiert als verbesserte Version des SP17 ist er trotzdem eine völlig andere Vorstufe, sowohl von Innen als auch von Außen; die Basis blieb naturgemäß erhalten. Die Eingangsstufe ist mit FETs ausgelegt, gefolgt von Röhren. Die Schaltung ist vollsymmetrisch und alle Verstärkerstufen arbeiten in Class A ohne Rückkopplung. Ein- und Ausgänge liegen jedoch sowohl als symmetrische XLR-Verbindung als auch als unsymmetrische Cinch-Verbindung vor, womit die Praxistauglichkeit des SP20 besser ist als bei den AR Geräten, die nur XLR-Verbindungen aufweisen.
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