Was die Amerikanische Vorstufe bietet, ist in der Tat so gut, so vollständig und rundum zufriedenstellend, dass man damit einfach sehr genussvoll Musik hört, ohne darüber nachzudenken, ob es noch ein wenig besser ginge. Die Tiefe und die Helligkeit, mit der musikalische Informationen rübergebracht werden, ist beeindruckend. Ich meine hier nicht Helligkeit bei der Tonalität, die ist tief und farbkräftig. Die imaginäre Bühne – oder exakter, das durch die Konstruktion eines Kopfhörers beschränkte „Kopfkino“ – ist einfach fantastisch, ja sogar noch besser als das, was ich über die Lautsprecher höre. Dass der SP20 in der Lage ist, praktisch jeden Kopfhörer anzutreiben, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Klasse!
Ken Kessler, der die Produkte von Audio Research schon seit langem schätzt, schrieb in seinem Test in der Februar-Ausgabe von Hi-Fi News & Record Review, dass die feinen Unterschiede zwischen der SP20 und der REF 5SE durch eine niemals zu unterschätzende Variable verringert oder ganz aufgehoben werden könnten: Die Synergieeffekte in einer Kette. „Amen, Bruder“ kann ich da nur sagen. Ich stimme vollständig zu, aber aus einem anderen Grund: Die Wertigkeit der Reference 5 MkII und der SP20 ist dieselbe. Ich würde mich sogar trauen zu sagen, die Klangqualität der beiden liegt auf demselben Niveau. Das ist eine bemerkenswerte Leistung. Dennoch unterscheiden sich die beiden in ihrer Klangcharakteristik und der Unterschied ist hörbar, unabhängig davon, in welcher Kette man die Vorstufen testet. Ken hat Recht, unsere Aufmerksamkeit auf die Umgebung zu lenken, in der das Gerät eingesetzt wird, aber meiner Meinung nach kann man nicht von „Äquivalenz“ der Klanges bei diesen beiden Vorverstärkern reden. Der SP20 bietet einen universelleren und offeneren Sound, bei dem die meisten Klangereignisse – und das sind hier wirklich viele – im Vordergrund stattfinden. Demzufolge sind Bässe und Höhen besser definiert und „präsenter“. Wir werden mit herausragendem Rhythmus und wunderschönen Klangfarben verwöhnt. Die Auflösung ist außergewöhnlich, obwohl sie nicht mit einer gewissen Trennschärfe einhergeht. Die war noch nie eine der herausragenden Eigenschaften der Komponenten aus Plymouth. Das gilt auch für die Differenzierung zwischen klanglicher Textur und Körper. Dennoch sollten alle, die nach letzterer suchen, sich den SP20 anhören, um zu wissen, was sie versäumen. Sie werden fantastische satte und dichte Klangfarben sowie eine absolut stimmige Tonalität erleben: leicht warm, voll und zum Anfassen plastisch. Das ist genau das, was ich mit Begriff „Warm Definition“ zu beschreiben beabsichtige: eine fantastisch definierte, warme Tonalität. Genau die repräsentiert der SP20: nicht mehr und nicht weniger.
Röhrenverstärker reagieren sehr sensibel auf den Untergrund, auf dem sie stehen. Wenn es auch verschiedene Wege gibt Mikrofonie zu minimieren, gänzlich verhindert werden kann sie nicht. Andere Komponenten wie Relais, Leiterplatten, Kondensatoren und Netzteile sind ebenfalls Angriffspunkte für Mikrofonie. Daher muss man bei der Aufstellung des SP20 Sorgfalt walten lassen. Bei mir zu Hause stand er auf einem Acoustic Rvive RST-38H Air Floating Bord, das sich oben auf meinem Pagode Edition Rack befand. Man kann auch zusätzliche Isolationsfüße in Erwägung ziehen. Der Vorverstärker wurde über ein Harmonix X-DC350M2R Netzkabel mit Energie versorgt. Ich habe den SP20 mit meinem Ayon Audio Polaris III in einer Custom Version verglichen aber auch mit dem Ausgang meines Ancient Audio Lektir Air V-Edition CD-Player. Ich hatte auch die Möglichlkeit, die Phonostufe des des SP20 eine Zeitlang mit dem TechDAS Air Force One Plattenspieler inklusive Dynavector XV-1 Tonabneher zu hören.
Ich habe über Audio Reasearchs Röhren-Vergangenheit gesprochen, und das nicht ohne Grund. Die SP20 wartet mit nicht weniger als vier 6H30-Doppeltrioden auf, die auch aus den den BAT-Verstärkern, dem Ancient Audio- und Loit-CD-Playern ebenso wie aus den Ayon Audio-Vorstufen bekannt sind. Die Frontplatte des SP20 sieht dennoch sehr „modern“ aus. Die 70-er Jahre waren die Zeit, als Röhren als Gipfel des Anachronismus galten. Und doch sieht Vorstufe aus, als käme sie direkt aus dieser Zeit, während Audio-Produkte aus der zweiten Dekade des 21. Jahrhundert immer häufiger häufiger mit Touch-Screen-Displays ausgestattet werden, wie beispielsweise die beiden Alluxity-Verstärker. Die beiden Drehknöpfe des Audio Research dienen der Lautstärkeregelung und der Eingangswahl. Das Display zeigt die gewählte Quelle und die aktuelle Lautstärke. Letztere lässt sich in Ein-Dezibel-Schritten in einem Bereich von 0 bis 103 einstellen. Das 4,3-Zoll-Display erlaubt Einstellungen in verschiedenen Menüs. Wir können die Servicezeit für die Röhren anzeigen lassen, die Helligkeit des Displayy ändern, den Pegel für die einzelnen Eingänge voreinstellen und auch deren Namen ändern, die Grundlautstärke nach dem Einschalten für den Vorverstärkerausgang und den Kopfhörerverstärker getrennt voneinander vorgeben und die Last für den Tonabnehmer bestimmen: 100, 200, 500 und 1000 Ω sowie 47 kΩ plus 200 Picofarad. Darüber hinaus gibt es Einstellungen für die absolute Phase, Stereo-/Monobetrieb und die Kanalbalance. Unter den Drehknöpfen befinden sich kleine Drucktasten, mit denen man das Gerät einschalten, den Mute-Modus aktivieren und das Signal zwischen dem Vorverstärkerausgang auf der Rückseite und der 6,3-Millimeter-Kopfhörerbuchse auf der Front hin- und herschalten kann. Die Anschlussbuchsen auf der Rückseite sind alle von hoher Qualität. Die Cinchbuchsen scheinen von Cardas oder CMC zu stammen, die vergoldeten XLRs kommen von Neutrik. Es gibt sechs Cinch- und zwei XLR-Eingänge.