Den größten Teil des Platzes nehmen auf jeder Seite der große Ringkern-Netztransformator und die ähnlich große Spule des Choke-Netzteils ein. Damals beim Test der Symphony hatte Tom Colangelo in einem längeren Telefonat dargelegt, warum er seit Cello-Zeiten Choke-Netzteile favorisiert: Selbst bei starker Belastung der Endstufe fielen die Rückwirkungen auf das Leitungsnetz geringer aus, und ein Netzteil mit Choke arbeite deutlich effektiver als eine rein kapazitive Lösung. Wer seiner Kette weder eine separate Spannungsversorgung noch einen entsprechend leistungsfähigen Netzgenerator spendieren könne, profitiere besonders vom Choke-Netzteil, denn es reagiere um vieles „nachsichtiger“ auf Verunreinigungen sowie Netzspannungsschwankungen und –spitzen. Zudem generiere es weniger „elektrischen Stress“ für den Netztransformator, die Gleichrichterdioden und die beteiligten Kondensatoren und erhöhe dadurch die Lebensdauer der genannten Bauteile.
Die Class-A/B-Endstufe arbeitet im Push/Pull-Betrieb, ist mit WBT nextgen Lautsprecherterminals ausgestattet und setzt bei der Ruhestromregelung auf Motorolas ThermalTrak, das sehr schnell Temperaturinformationen liefern soll. Die Regelung des Ruhestromes soll dadurch schneller und präziser erfolgen als bei üblichen Schaltungen. Temperaturwerte aus den beiden Endstufen zeigt auch die Fernbedienung an, die dem Crescendo beigepackt ist – sofern Vor- und Endstufe mit einem CAT-Kabel verbunden sind. In diesem Falle wechselt auch die Farbe der Beleuchtung des Bedien- und Anzeigenfeldes auf der Gerätefront des Concerto synchron zur Auswahl an der Vorstufe. Die Farbwahl an der Endstufe kann jedoch auch ohne Verbindung zur Vorstufe mittels eines USB-Sticks und eines kleinen Programms vorgenommen werden, das allerdings bisher nur auf Window-Rechnern läuft.
Der Crescendo kommt völlig ohne mechanische Schalter und Regler aus. Auf dem trapezförmigen Feld in der Mitte erscheinen nach dem Einschalten drei Symbole, die während der kurzen Freischaltphase blinkend ihre Farbe wechseln. Sobald die Kontrollelektronik die Vorstufe freigibt, sieht man drei beständig leuchtende Felder, von denen zwei der Lautstärke-Einstellung dienen. Das übrige schaltet den Verstärker auf Standby. Ein „harten“ Netzschalter gibt es nicht, und auch eine Möglichkeit zur Eingangswahl sucht man vergebens: Ohne Fernbedienung kann man nur das Signal hören, das am ersten von drei XLR-Eingängen anliegt. Zum Aktivieren eines der beiden übrigen symmetrischen Eingänge oder eines der drei Cinch-Eingänge braucht man unbedingt eine Fernbedienung. Und da Viola keine halben Sachen macht, packt man dem Vorverstärker gleich einen iPod touch mit 16 Gigabyte bei. Darauf läuft die App Viola Remote, mit der man Eingängen Namen geben, unterschiedliche Pegel der Programmquellen ausgleichen, den Ausgang auf Mute schalten und eben den Ausgangspegel einstellen kann. Jetzt hätte ich fast die Display-Farben vergessen: Hier stehen neun verschiede Farbtöne zur Auswahl. Man kann die Anzeige dimmen oder auch ganz abschalten. Bei mir zeigen Concerto und Crescendo jeweils ein tiefes violett: Das erinnert an den Firmennamen und ist als Farbe bei High-End-Komponenten fast schon ein Alleinstellungsmerkmal.
Befürchtungen, man müsse den Crescendo und den iPod erst mühsam in das eigene WLan-Netz integrieren, sind erfreulicherweise unbegründet. Sobald der Vorverstärker mit dem Netz verbunden wird, baut sich eine Verbindung zwischen ihm und dem iPod auf und dem Musikgenuss steht nichts mehr im Wege. Selbstverständlich ist es aber auch möglich, Crescendo und iPod ins heimische Netzwerk zu integrieren und für weitere iPods, Pads und Phones die Viola Remote App herunterzuladen. So dürfte man nie in die Verlegenheit kommen, ohne eine betriebsbereite Fernbedienung dazustehen.
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