tests/14-04-04_m2tech
 

M2Tech Marley Kopfhörerverstärker

04.04.2014 // Bert Seidenstücker

Nach dem Einschalten heizen sich die Schalkreise zügig auf, derweil ein Hinweis im Display um Geduld bittet. Sobald die Betriebsbereitschaft erreicht ist, wird ersichtlich, warum an temperaturausgleichenden Belüftungen nicht gespart wurde: Der Marley wird warm wie die jamaikanische Sonne – ein Punkt, der bei der Platzierung bedacht werden sollte. Und wo wir schon beim Thema Platzierung sind: Die rückwärtige Installation der Kopfhöreranschlüsse sollte bei der Auswahl des Standortes ebenso bedacht werden.

Hier entsteht Wärme und Musik
Hier entsteht Wärme und Musik

Gar nicht warm und behäbig fluten hingegen die ersten Takte aus den Lautsprechern und zerstören damit die nächste vorurteilsbeladene Gedankenverbindung in meinem Kopf. Bobs Namensvetter baut als Vorstufe eingesetzt vor den Hörern eine große imaginäre Bühne auf, die mehr breit als tief ist. Ein robust treibender, aber nicht aufgedickter Bass bildet ein stabiles klangliches Fundament, das von feinen Mitten genutzt wird. In den obersten Lagen dominiert der Wunsch nach stressfreien Hörgenuss über das allerletzte Quentchen an Offenheit. So beeindruckt Marleys Vortrag als PreAmp, zumal er rauschfrei und mit hinreichender Verstärkung agiert. Nun gilt es, mit einem Grado PS 1000 Kopfhörer und meinen Sennheiser HD 800 seine eigentlichen Tugenden zu ergründen.

Das auf Wunsch „unsichtbare“ Display signalisiert den jeweiligen Betriebsmodus
Das auf Wunsch „unsichtbare“ Display signalisiert den jeweiligen Betriebsmodus

Hineingeboren in eine völlig zerrüttete Familie erblickte Inge Brandenburg 1929 das Licht der Welt. Trotz oder gerade wegen des Schmerzes der ersten Jahre wurde sie nach dem zweiten Weltkrieg die vielleicht beste deutsche Jazzsängerin. Eines Ihrer Meisterstück ist „Lover Man“. In der etwas faserig produzieren Aufnahme hält der Headamp von M2Tech das Gefüge der Musiker fest beisammen und stemmt sich damit zugunsten des Melodieflusses gegen die überengagierten Tontechniker. Die leicht hallig aufgenommene Stimme von Inge wird lebensecht mit allen Details ihrer ganz eigenen Art der Phrasierung nachgebildet.

Außen wie Innen, effizientes und modernes (Platinen-) Design
Außen wie Innen, effizientes und modernes (Platinen-) Design

John Eliot Gardiners Produktion der Zauberflöte hat zu Recht einen legendären Ruf. Im ersten Akt intoniert Gerald Finley als Papageno wunderbar die Arie „Der Vogelfänger bin ich ja“. Herrlich öffnet sich der Raum, die Streicher und die Stimme werden glockenklar, ohne Schärfe und fein verästelt reproduziert. Bühnengeräusche, die über die Lautsprecher praktisch nicht wahrnehmbar sind, runden das Hörerlebnis ab. Bei dieser Aufnahme konnte insbesondere der Grado PS 1000 mit seiner feinen Hochtonauflösung im Verbund mit dem Marley punkten. Schon sehnsüchtig erwartet, erreicht mich während des Testes die LP-Box Le nozze di figaro, eine Neueinspielung des jungen Dirigenten Teodor Currentizis. Ganz ohne zeitlich Limitierung konnte der Grieche mit seinen von ihm gegründeten Orchester in dem östlich von Moskau gelegenen Opernhaus in Perm eine außergewöhnliche Aufnahme erschaffen. Die Kulturredaktionen der Republik goutieren, wie euphorisierte Besprechungen belegen, den getriebenen Aufwand. Aber auch der audiophile Hörer kann sich an der ausgezeichneten Aufnahme erfreuen.

Machtvoll, gleichzeitig konzentriert werden die Schwingspulen von Sennheiser und Grado angeregt, jedwede abträgliche Schönfärberei ist dem Marley fremd. Folgerichtig gibt es keine Überraschungen bei dem Vergleich von hochaufgelösten Dateien mit Ihren Korrelaten in CD-Qualität. Das mehr an Daten wird eins zu eins in mehr Finesse, mehr Musik umgesetzt.


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