Tonal scheinen, oder soll ich lieber einfach sagen: sind die Langerton heller als die Harbeth M40.1. Prinzipiell ähnelt ihre Tonalität der der erwähnten JBL, die ebenfalls einen weiter ausgedehnten Hochtonbereich mit besserer Definition bietet. Der Frequenzgang der 217 ist flacher, eben ohne die Unebenheiten, die bei einem Hornsystem immer präsent sind. Dennoch haben die Langerton keinen hellen Sound. Den kräftigen Bass habe ich ja schon erwähnt. Der Mittenbereich ist ebenfalls sehr satt und stabil, auch Dank der Art, den Hochtöner zu montieren, und der selektierten Bauteile in der Frequenzweiche. Aber die Hauptsache ist, dass die Lautsprecher sehr gut differenzieren und deshalb Stimmen nicht immer kräftig und satt sind, noch bei jeder Scheibe direkt vor uns positioniert werden. Wenn die Aufnahme in einem großen Raum wie einer Kirche gemacht wurde – wie beispielsweise Antonio Caldaras Maddalena ai piedi di Cristo – treten die Stimmen weit in die Klangbühne zurück. Wenn es eine Mono-Aufnahme mit einem Mikrofon nah vor dem Sänger ist, erscheint der Gesang vorne, direkt vor uns.
Auch wenn wir an die Tatsache gewöhnt sind, dass der Klang zuhause zu einem großen Teil „gestaltet“ oder wiedererschaffen ist, bringt uns das leicht aus dem Konzept. Aufgrund der physischen Beschränkungen der Audio-Wiedergabe über Lautsprecher in kleinen Räumen versuchen Toningenieure und Produzenten, die in noch kleineren Räumen ihre Aufnahmen kontrollieren, den Klang so zu verdichten, dass er zwischen die Lautsprecher passt, ohne das Ausmaß der einzelnen Instrumente zu reduzieren. Das ist sehr schwierig, aber machbar, wie die besten Beispiele beweisen. Auf diesen Weg schwenken die Lautsprecher-Entwickler ein, die helfen eine große Abbildung zu erschaffen. Ein herausragendes Beispiel für diese Art zu denken, sind die Harbeth M40.1. Die 217 sind da anders, in diesem Aspekt näher an dem, was ich von den Amphion Krypton3 gehört habe: Sie erschaffen in unserem Wohnzimmer ein ausgewogenes Bild mit sehr natürlichen Proportionen zwischen den Instrumenten und dem Raum, in dem sie aufgenommen wurden. Deshalb sind einige Räume hier kleiner als über die Harbeths. Und tonal wirken sie heller als diese. Bei einer bestimmten Lautstärke pendelt sich alles ein. Dreht man ein wenig lauter auf, wird es zu hell. Das ist aber nur ein Zeichen dafür, dass die Lautsprecher das Signal perfekt nachempfinden, mit dem sie gefüttert werden. Alben werden mit einem spezifischen Schalldruck, also einer bestimmten Lautstärke gemastered und die perfekte Reproduktion der Bedingungen im Mastering-Studio ist nur beim selben Pegel möglich. Die 217 geben diesen Veränderung ohne Mühe wieder. Sie sind einfach sehr ehrliche und zuverlässige Lautsprecher, die unsere zunehmende Anerkennung verdienen, die mit jedem weiteren Album wächst: Hört man sie eine halbe Stunde, bleibt der Eindruck zurück, alles sei mehr oder weniger ok, aber es gäbe nichts, das einen begeistert. Nach einer Stunde betreten wir ihre Welt mit wachsender Neugierde und wachsendem Respekt. Über die Zeit kann daraus Liebe werden.
Die „Schule des Klangs“ ist ein wesentlichen Audio-Konzept, das es wert ist, sich daran zu erinnern. Man kann natürlich über gute und schlechte Produkte reden, aber die meisten von ihnen sind einfach langweilig. Dennoch, wenn etwas gut ist, wird es sich sehr wahrscheinlich von anderen guten Dingen unterscheiden. Die Langerton Configuration 217 Lautsprecher sind anders als die meisten übrigen Lautsprecher, aber ähnlich – ich muss es einfach sagen – den Ascendos, die ich einmal bei mir zuhause gehört habe. Ich weiß zwar nicht, wie das möglich ist, aber die 217 scheinen mir noch einmal verfeinert worden zu sein. Obwohl das Bändchen im System ZF3 S. E. um einiges besser ist als der Hochtöner der 217, ist die Basswiedergabe und die Integration aller Bereiche in ein ausgeglichenes Ganze bei dem Lautsprecher besser, den Andreas und Walter zu mir in den dritten Stock geschleppt haben. Das sind Lautsprecher, die die Bühne so darstellen, wie sie wirklich ist. Anstatt eine Bühne zu erschaffen, tun sie ihr Bestes, sie so originalgetreu wie möglich wieder entstehen zu lassen.
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