tests/14-01-03_spendor
 

Spendor A5

03.01.2014 // Matthias Jung

Die breite Sicke trägt zum guten Rundstrahlverhalten des Hochtöners bei
Die breite Sicke trägt zum guten Rundstrahlverhalten des Hochtöners bei
Die mitgelieferten massiven Spikes sollten benutzt werden, durch sie bekommt die A5 die richtige Höhe. Auf dem Holzboden in meinem Hörraum mussten Ein-Cent-Stücke darunter, da keine Antispikes greifbar waren. Die Münzen konnte man hinterher nur noch bedingt als Zahlungsmittel einsetzen. Trotz seiner zierlichen Abmessungen bringt ein Lautsprecher satte 16 Kilogramm auf die Waage. Neben dem Metallrahmen tragen das massive Gehäuse und resonanzoptimierenden Maßnahmen zum Gewicht bei. Vorbei die Zeiten, als dünne, definiert schwingende Gehäuse die Performance unterstützt haben.

Steht sie dann so vor einem, hat die Spendor A5 tatsächlich nicht mehr viel mit den klassischen Vorgängern zu tun. Makellos verarbeitet reckt sie sich fast zierlich in die Höhe, ich persönlich finde sie sogar bildschön. Allerdings kommen einem spontan Zweifel an der Bassfähigkeit, fast möchte man die Spendor A5 als Miniaturstandlautsprecher bezeichnen.  Auch sitzt der Hochtöner erheblich unterhalb der Ohrhöhe, ob da eine realistisch hohe Bühne gezeichnet werden kann?

Einige Worte zu Einspielzeit und Aufstellung: Allen Spendor gemein ist ein quälend langwieriger Einspielprozess. Stefan Becker von der B&T hifi vertrieb GmbH hat dankenswerterweise eine eingespielte A5 geschickt. Trotzdem musste sich die Spendor nach dem Transport zwei, drei Tage einruckeln. Wer eine eingespielte Spendor beim Händler hört und dann eine neue kauft – was ja normal ist –, möge diese nicht sofort wieder zurückgeben, sondern etwas Geduld haben, es lohnt sich in jedem Fall. Zur Aufstellung: Trotz Flowport-System fühlt sich die A5 am wohlsten, wenn sie nicht direkt vor einer Wand stehen muss. Und wenn, dann bitte vor einer freien Wand ohne Regale, nicht zu nah an den Ecken. Trotz der unauffälligen Abmessungen benötigt die Spendor eine Basisbreite von mindestens 2,5 Metern, besser drei oder mehr, um ihr volles Potential entfalten zu können. Ein ganz leichtes Einwinkeln zum Hörplatz hin reicht, um den Klang einrasten zu lassen. Haben sich die Lautsprecher dann wieder frei gespielt, kann es mit dem Hörtest losgehen. Und auch, wenn die Konstruktion modern und die Optik zeitgemäß ist, bleiben die A5 klanglich klar erkennbar ihrer langen Ahnenreihe verpflichtet. Dazu gehört bei Spendor traditionell ein sehr klarer, natürlicher Mitteltonbereich ohne jeden aufgesetzten Effekt. Zur Neutralität, ein Begriff der in Spendor-Tests gern gebetsmühlenartig wiederholt wird, gesellt sich in diesem Fall aber auch noch eine Menge Spaß.

Der Phaseplug in der Mitte der milchigen Membran hält diese während der Vorwärtsbewegung in der Spur, beim Tiefmitteltöner verzichtet Spendor auf eine zusätzliche Beschichtung
Der Phaseplug in der Mitte der milchigen Membran hält diese während der Vorwärtsbewegung in der Spur, beim Tiefmitteltöner verzichtet Spendor auf eine zusätzliche Beschichtung

Aber der Reihe nach. Ganz am Anfang stand Mozarts Klavierkonzert Nr. 9 mit Alfred Brendel und den Wiener Philharmonikern unter Sir Charles Makkeras. Die A5 stellt bei dieser Live-Einspielung das Klavier in seiner ganzen Dynamik und Fülle vor Lautsprecher und Orchester, das dahinter völlig frei links und rechts über die Grenzen der Boxenfronten hinaus spielt. Was die Spendor dabei so anstellt, ist nur schwer in Worte zu fassen. Viele Schallwandler widmen sich hingebungsvoll dem genauen Umriss der Klangskizze, in dem sich dann alles abspielt. Die A5 lässt den Umriss weg, dafür tritt der Inhalt um so besser zu Tage. Feindynamisch greifbar, gefühlvoll und sehr realistisch spielen die plötzlich gar nicht mehr klein wirkenden Lautsprecher auf. Dabei gibt es keinerlei auffällige Analytik oder aufgesetzte Höhen. Diese sind nicht laut und „crisp“, dafür extrem sauber. Schon wieder ein Lautsprecher im Haus, der meinen alten Schlachtschiffen die Grenzen aufzeigt. Der Mitteltonbereich ist offen und frei. Dir Ortung ist hervorragend, die Raumabbildung realistisch. Also nicht ein Instrument, dass von vorne nach hinten in einen ganz tiefen Raum aushallt, sondern ein Instrument im Raum, das nicht messerscharf vom nächsten abgegrenzt ist. Beide Klänge laufen ineinander und haben dazwischen wenig Luft, den Hall erledigt der ganze Klangkörper. Wie in der Realität – aber eben auch nicht mehr.


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