Für den ersten Eindruck habe ich den tube DAC direkt an die Endstufe angeschlossen, hier ergibt sich eine unheimlich transparente und musikalische Wiedergabe. Allen Bedenken zum Trotz, die Präzision der 0,01-prozentigen R2R-Widerstände könnte hierfür nicht ausreichen, wird die Musik mit extrem hoher Auflösung wiedergegeben. Irgendwelche Einschränkungen bei geringer Lautstärke konnte ich ebenfalls nicht feststellen. Anschließend hatte ich dann die Vorstufe dazwischen geschaltet und den Ausgangspegel beim DAC auf 0 dB gestellt. Mit der Vorstufe als „Nachbrenner“ bekommt die Wiedergabe etwas mehr Schub und Volumen, die Auflösung und Transparenz ist aber auf Grund der zusätzlichen Elektronik leicht verringert. Die Gesamtwiedergabe ist hierbei natürlich zusätzlich von der eingesetzten Vorstufe abhängig, so dass ich zur besseren Beurteilung des Gerätes beim direkten Anschluss geblieben bin.
Als erstes kommt die H-Moll Messe von Johann Sebastian Bach mit Sergiu Celibidache auf den Teller. Wie ja bekannt ist, hat sich Celibidache ein Leben lang gewehrt, seine Musik zu veröffentlichen, weil er der Meinung war, dass diese nur im Konzertsaal selbst erlebt werden kann. Nach seinem Tod hat schließlich sein Sohn die vorhandenen Aufnahmen über EMI veröffentlicht. Über das Dirigat von Celibidache gab es seinerzeit sehr unterschiedliche Meinungen, manche fanden seine verlangsamten Tempi völlig unangebracht, andere hätten ihm dafür einen Orden verliehen. Jedenfalls sollte aber die H-Moll Messe für seine Art der Musikauffassung prädestiniert sein. Dieses großorchestrale Werk ist natürlich auch ein Heimspiel für den tube DAC. Durch seine außergewöhnliche Auflösung erscheinen das Orchester und der Chor nicht als undifferenzierter Brei, sondern sehr detailliert. Aber auch nicht so, dass alles in Einzelteile zerfällt, sondern die Gesamteinheit der Musik immer erhalten bleibt. Trotzdem bleibt der Chor so verständlich, dass man fast den Text mitschreiben könnte. Dies kommt auch der Intuition des Maestros, der stets auf eine deutliche Artikulation Wert gelegt hat, sehr entgegen. Auch bleibt die Ausgewogenheit der Chorstimmen untereinander gut erhalten, sehr oft wird bei anderen Interpretationen die Altstimme vom Sopran übertönt. Die Musik insgesamt strahlt eine unheimliche Kraft und Ruhe aus, die auch über den tube DAC entsprechend gewürdigt wird. Schade, dass der Maestro dies nicht mehr mitbekommt, vielleicht hätte er seine Meinung doch noch geändert.
Kontrastprogramm: Gaspar Sanz Laberintos ingeniosos, mit dem Gitarristen Diaz-Latorre und dem Altmeister Pedro Estevan an der Percussion. Gaspar Sanz gilt als Vater der spanischen Gitarrenmusik. Wie im 16. Jahrhundert üblich spielt Diaz-Latorre auf einer fünfchörigen Barockgitarre. Zudem besaßen die damaligen Gitarren ein wesentlich kleineres Korpusmaß, so dass sich hiermit ein sehr feines und klares Klangbild ergibt. Dies kommt über den totaldac mit unheimlicher Präzision rüber. Es ist sofort zu erkennen, dass es sich hier um keine modernere Gitarre handelt. Die ganzen Feinheiten der Anschlagsdynamik, die Vielfalt der Klangfarben des Instrumentes waren so noch nie zu hören. Man kann förmlich die einzelnen Saiten zählen! Gut zu hören ist auch der kreative Einsatz an Percussionsinstrumenten von Estevan. Diese stammen aus aller Herren Länder, aber wohl nicht aus dem Spanien der damaligen Zeit. Diese Tatsache ist mir bisher noch nie aufgefallen.
Interessant für eine Beurteilung sind für mich immer Gesangsstimmen. Deshalb darf jetzt Carlos Lyra zusammen mit Baden Powell auf der CD Bossa Nova Guitar einmal zeigen, was er drauf hat. Es ist absolut faszinierend, wie hier die Stimme von Lyra wiedergegeben wird. Wenn man die Augen schließt, könnte man meinen, da vorne sitzt er. Stimmen über eine HiFi Anlage reproduziert klingen oft – eben nach HiFi. Über Röhrengeräte gespielt haben sie manchmal eine Art Aura, die sehr angenehm sein kann, aber trotzdem falsch ist. Über Transistorgeräte klingen Stimmen manchmal so furztrocken und teilnahmslos, dass mir die Aura in jedem Fall lieber wäre. Mit Hilfe des tube DAC gelingt eine tonal ungewöhnlich natürliche Wiedergabe. Nebenbei werden bei dieser Aufnahme die akustischen Gitarren ebenso hervorragend wiedergegeben. Man kann beispielsweise sehr leicht hören, dass hier keine Stahlsaiten gespielt wurden. Interessanterweise handelt es sich hier um keine Aufnahme eines begnadeten Aufnahmeingenieurs, sondern eher um Standardware.
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