Aber verglichen mit Asien leben wir hier in Europa auf einer Insel der Glückseligen. HiFitechnisch gesehen. In der schnelllebigen Zeit von Hongkong wird von den dortigen Audiophilen wie selbstverständlich erwartet, dass es alle zwei Jahre einen entwicklungstechnischen Salto nach vorne gibt. Wie lange haben Sie ihr Gerät schon? Zwei Jahre? Weg damit, da gibt es längst etwas Besseres! Dass dies natürlich nicht geht, dürfte jedem von uns klar sein, es wird dort aber einfach erwartet.
Doch zurück zu totaldac: Die französische HiFi Szene war schon immer sehr kreativ, hier gibt es einige hochinteressante Geräte mit neuen Ideen; leider schaffen diese oftmals nicht den Weg über die Grenze. Die gibt es doch eigentlich gar nicht mehr. Totaldac ist ein neueres französisches Unternehmen, gegründet von Vincent Brient. Dieser ist in Frankreich kein Unbekannter, auch durch seine Verbindungen zu Mélaudia, einem audiophilen Zirkel in Frankreich. Hier wurden auch verschiedene seiner Prototypen vorgestellt und beurteilt. Brient arbeitete vorher als Elektronikingenieur in der Telekommunikationsbranche, aus dieser Zeit besitzt er auch zahlreiche Patente. In der Audiobranche ist er schon längere Zeit tätig, allerdings noch nicht mit seiner neu gegründeten Firma. Bei ihm findet man die eher seltene Kombination aus Ingenieur und kompromisslosem Audiophilen. Jedenfalls hat sich Vincent Brient bei seinem totaldac einiges einfallen lassen. Dieser ist nun nicht die xte Variante mit einem ESS oder Wolfson DAC-Chip, sondern eine völlig neue Entwicklung.
Leser meiner Texte wissen, dass ich eine Vorliebe für Multibit R2R-Wandler habe, deshalb benutze ich auch in meinem DAC den BurrBrown 1704. Allerdings wird dieser seit einiger Zeit nicht mehr produziert und nachdem mittlerweile mehrere Hersteller auf dessen Qualitäten gestoßen sind, kann man sich ausmalen, dass dieser über kurz oder lang vom Markt gänzlich verschwunden sein wird. Überlegen wir doch einmal kurz, was wir von einem DAC erwarten: er soll digitalisierte Musik wieder ins analoge Format zusammensetzen, platt ausgedrückt. Und zwar so, dass am Ende wieder Musik herauskommt und keine Datenansammlung. Nun liegen 99 Prozent der verfügbaren digitalen Musik im CD-Redbook-Format vor, mp3 und so Zeugs mit einbezogen. Mit Letzterem wollen wir uns hier natürlich nicht beschäftigen. Im HighRes Format gibt es ein paar interessante Titel, DSD (nein, nicht DSDS!!) ist dann etwas für die Fans des French Polynesian Symphony Orchestra unter der Leitung von Eddy Etaeta. Hm, oder war das doch der Fußballtrainer? Oder gar beides? Egal, was lag also näher, als ein Gerät zu konstruieren, welches das Format mit der am meisten verfügbaren Musik bereits optimal wiedergeben kann? Wobei totaldac natürlich auch HighRes Formate bis zu einer Abtastrate von 192 Kilohertz in höchster Qualität wiedergegeben kann.
Bei der DA Wandlung sind drei Prozesse ausschlaggebend: der Umwandlungsprozess selbst, die digitale Aufbereitung vor dem Wandelprozess und das Timing all dieser Prozesse. Die zentrale Idee von Brient bei der Neukonstruktion des eigenen DAC war nun, statt einen der üblichen Wandler-Chips zu benutzen, einen diskret aufgebauten R2R-Wandler zu bauen. Übrigens, diese Chips werden in Frankreich „Flöhe“ genannt! Landplage! Völlig neu ist die Verwendung von diskreten Widerständen nicht, Profihersteller wie Lavry oder auch MSB benutzen bei den teuren Modellen ebenfalls ein ähnliches System. Das Ganze soll jetzt nicht nur den drohenden Engpass bei den BB 1704 auffangen, sondern natürlich in erster Linie eine Verbesserung gegenüber diesem darstellen.
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