Schade eigentlich, dass ich das System im damaligen Messebericht erwähnt habe – und noch dazu mit Nennung seines Preises. Nach der High End, auf der der Trend – von klanglich absolut überzeugenden und dennoch erschwinglichen Wandlern einmal abgesehen – auch heuer weiter in Richtung größer, exklusiver und teurer ging, wäre es reizvoll gewesen, Ihnen das Yosegi mit seinen Besonderheiten in Text und Bild vorzustellen und Sie lange Zeit über den Preis im Unklaren zu lassen. Ich möchte wetten, die meisten von Ihnen hätten ein Mehrfaches der geforderten 1500 Euro vermutet. Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Das ist gewiss eine Menge Geld für ein einem natürlichen Verschleiss unterliegendes Stückchen High End. Aber wenn man vor nicht allzu langer Zeit auf der Messe Lautsprecher im sechs- und Tonarme im fünfstelligen Eurobereich bestaunen konnte, wirkt die Preisgestaltung des Yosegi mit Blick auf das wohl ziemlich einzigartige Gehäusematerial recht moderat.
Yosegi ist eine traditionelle japanische Technik, kleinste quadratische Stäbchen aus verschiedenen Hölzern mit speziellen Harzen zu verkleben und daraus kleine Kunstwerke herzustellen – Juwelen aus Holz, wie sie in der Produktinformation des Systems treffend genannt werden. Dort wird auch darauf hingewiesen, dass bei deren Fertigung höchste Präzision notwendig sei, zu der nur bestens ausgebildete Spezialisten mit langjähriger handwerklicher Erfahrung fähig seien. Natürlichen seien Yosegi-Produkte nicht gerade billig, dafür aber von außergewöhnlicher Schönheit und extremer Langlebigkeit. Und daher erschien es Jozefina Lichtenegger, der Chefin und treibenden Kraft des EuroAudioTeams (EAT) naheliegend, in bewährter Yosegi-Technik hergestellte Gehäuse und moderne Tonabnehmer-Fertigung miteinander zu verbinden: So könne man dem Audiophilen ein jeweils einzigartiges Objekt angewandter Handwerkskunst und gleichzeitig höchsten klanglichen Genuss bieten.
Denn der Rückgriff auf die Yosegi-Technik sei beim gleichnamigen Tonabnehmer kein Selbstzweck: Gerade bei den mikroskopisch kleinen Auslenkungen der Plattenrille und den daraus erzeugten Signalen im Millivolt-Bereich gelte es, Resonanzen gar nicht erst entstehen zu lassen oder zumindest möglichst schnell zu bedämpfen. Bei Herstellern von Audio-Equipment wäre Holz zwar immer schon ein beliebtes Material gewesen, aber jedes Holz habe nun einmal seine spezielle Dichte und damit seinen charakteristischen Sound. Selbst hölzerne Verbundmaterialien wie MDF hätten einen gewissen Eigenklang und der sei für Tonabnehmergehäuse zu schwer und dumpf. Außerdem benötige MDF spezielle Oberflächen, da es ohne diese zu wenig attraktiv sei. Auch ließen sich kleinere Strukturen nicht mit der gewünschten Präzision fertigen. Yosegi verbinde nun Hölzer verschiedener Dichten und „Klänge“ und besitze selbst keine ausgeprägte Resonanzfrequenz, könne die bei der Plattenabtastung angeregten unerwünschten Schwingungen aber hervorragend bedämpfen. Einziger, winziger Nachteil des so feinen Holzgehäuses: Gewinde in diesem Material sind einfach zu anfällig, und deshalb befinden sich zur Befestigung des Systems darin nur zwei Bohrungen. Zur Montage werden hier wie vor einigen Jahren auch bei Top-Tonabnehmern und heute bei einfachen Systemen immer noch üblich Schrauben und Muttern verwendet.
So explizit in der Produktinformation auch die Vorzüge des Gehäusematerials beschrieben werden, so einsilbig gibt sich das EuroAudioTeam bei Information zum verwendeten Generator. Dieser stamme aus bester japanischer Fertigung, und der Nadelträger sei ein massives Stäbchen aus Boron. Darüber hinaus konnte ich gerade noch in Erfahrung bringen, dass ein Shibata-Nadelschliff verwendet wird.
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