tests/13-06-10_audioconsulting
 

Audio Consulting Reference RCA

09.06.2013 // Jürgen Saile

Der Leiter besteht aus 99,99 prozentigem Silber, die Drähte aus eigener Herstellung. Das Material wird zusätzlich noch cryogenisiert. Nach Anbringen der Steckverbinder wird das gesamte Kabel ein zweites Mal cryogenisiert. Davon verspricht sich Schmidlin einen ähnlichen Effekt, wie ihn seinerzeit Kondo durch ausgiebige Lagerung erreicht hat. Sämtliche Kabel werden in Handarbeit hergestellt. Zudem empfiehlt der Hersteller eine Einspielzeit von 100 bis 200 Stunden. Normalerweise würde ich denken, damit soll eher das Gehör eingespielt werden. Aber ich habe schon einige ungewöhnliche Effekte mit Produkten aus Commugny erlebt, so dass ich hier sehr vorsichtig geworden bin und dies einfach unvoreingenommen ausprobiere.

Dazu kommt noch etwas: Das Kabel ist ungeschirmt, man sollte es also nicht in unmittelbarer Nähe eines Netztrafos verlegen. Bei meiner Anordnung gab es mit Einstreuungen oder Brumm keinerlei Probleme. Und bei 97 Dezibel Kennschalldruck der Lautsprecher wird ein leichter Brumm ganz schnell zum ausgewachsenen Schiffs-Diesel! Nach eigenen Angaben hat der Hersteller mit verschiedenen Schirmmaterialien experimentiert, vom Graphitgeflecht bis zum silberbedampften Polyamidgewebe und jedes Mal die ungeschirmte Variante tonal vorgezogen.

Die Stecker haben eine Richtungsmarkierung, die normalerweise bei zweiadrig aufgebauten Kabeln auf den nur einseitig befestigten Schirm Rücksicht nimmt. Hier gibt es aber keinen Schirm, trotzdem empfiehlt Schmidlin beide Richtungen zu probieren. Hm, nach Rücksprache mit meinem HiFi-Psychiater meinte dieser: Denk nicht darüber nach, probier es einfach aus! Tja, wie komm’ ich nur aus dieser Nummer wieder raus? Aber es existiert tatsächlich ein minimaler Unterschied. In eine Richtung angeschlossen ist die Wiedergabe etwas heller, aber weniger plastisch, die Darstellung verliert an Faszination. Man merkt sofort, welche Richtung die bessere ist. Ich schreibe das sehr ungern, weil ich ein ausgeprägtes Kausalitätsbedürfnis habe und hier nicht weiß, warum das so ist. Aber es ist so. Sind Sie noch da?

Keine Schlangengrube, das RCA Reference ist hochflexibel
Keine Schlangengrube, das RCA Reference ist hochflexibel

Manche hassen Silber, manche lieben es. Bei Silberverbindungen besteht ja immer die Befürchtung, dass der Hochtonbereich zu metallisch, „silbrig“ wiedergegeben wird und dies einem nach anfänglicher Begeisterung über sagenhafte Hochtondetails schnell lästig wird. Insbesondere bei der Wiedergabe von Violinen. Nun gibt es keine eindeutige wissenschaftliche Erkenntnis, warum Silber für den Audiobereich besser geeignet sein soll. Außer, dass es gegenüber Kupfer ein etwas besserer elektrischer Leiter ist. Ob diese Tatsache allein in diesem Einsatzbereich eine entscheidende Rolle spielt, will ich einmal dahingestellt sein lassen.

Jedenfalls war ich sehr gespannt, ob das NF Kabel tonal auch in die helle, silbrige Richtung geht. Ich sag’ jetzt einfach das Kabel „klingt“, weil ich die Leser nicht ständig mit irgendwelchen verschwurbelten Satzkonstruktionen nerven will, um auf den wissenschaftlichen Sachverhalt hinzuweisen. Zunächst habe ich das Kabel zwischen Vor- und Endstufe geschaltet. Der erste Eindruck war, keine Ahs und Ohs, kein Schenkelklopfen: Das gibt’s doch nicht, sondern einfach nur Musik! Die Wiedergabe wird plötzlich sehr flüssig, homogen und organisch. Der Fokus liegt eindeutig auf Grundton und Mitten. In den ersten Minuten hat man vielleicht das Gefühl, es fehlt etwas Luft im Hochtonbereich. Das wirkt dann augenblicklich weniger spektakulär. Nach einer Weile und wieder zurückstecken auf das gewohnte Kabel (auch Silber) wirkt dessen ausgedehntere, allerdings auch dünnere Hochtonwiedergabe eher artifiziell aufgesetzt und stört irgendwie beim Musikhören.

Dennoch ist man mit dem Reference RCA nicht versucht, durch Lauter-Drehen mehr Details zu hören. Was sowieso nicht funktioniert. Die Details sind alle da, nur sind sie jetzt organisch in die Musik eingebunden. Wenn das Kabel dann seine Einspielzeit hinter sich gebracht hat, ist auch der Hochtonbereich nicht mehr so zurückhaltend. Das weiß ich deshalb so genau, weil ich das Kabel zum Einspielen an die Ancient Audio Oslo gehängt hatte und zunächst den Hochtonregler etwas aufgedreht hatte. Dieser wurde dann im Laufe der Zeit immer weiter zurück in Normalstellung gebracht. Abhängig von den restlichen Komponenten bleibt der Hochtonbereich aber trotzdem einen Tick zurückhaltender.  

Sehr dünne Silberdrähte als Leiter, dies hat sich schon vielfach als optimal erwiesen
Sehr dünne Silberdrähte als Leiter, dies hat sich schon vielfach als optimal erwiesen

 

  • Audioquest Niagara 1000, 5000 und 7000, Tornado, Thunder und NRG Z – Part 2

    In the first part I described how the power cables and power conditioners designed by Garth Powell can steer a system towards its maximum sound quality, even when the power supply topic had not been treated with neglect before. In this interview you can read what the developer has to say about his solutions and learn about my experiences with Niagara and Co. In the meantime, I've got used to the Thunder and Tornado cables…
    29.04.2019
  • Audioquest Niagara 1000, 5000 und 7000, Tornado, Thunder und NRG Z

    More than a year ago, Robert Hay, AudioQuest‘s Marketing Director for Europe, suggested that I should do a review of one of their Niagara power conditioners. Then it took a little while until some updates were incorporated into general production. Finally, we planned a really comprehensive exploration of AudioQuest's power supply products: it was worth the wait! As I have so far strictly separated the power conditioning for digital and analogue sources in my system…
    15.04.2019
  • Aperion Audio Novus Tower 5

    Aperion was? Audio? Nie gehört. Dies war meine erste Reaktion auf die Anfrage der Redaktion, ob ich Lautsprecher von Aperion Audio aus den USA zum Test haben will. Normalerweise hat man, selbst wenn man das angesprochene Gerät noch nie gesehen hat, zumindest irgendwann, irgendwo etwas davon gehört oder darüber gelesen. Aber diesmal? Fehlanzeige. Tatsächlich existiert Aperion Audio bereits seit 20 Jahren in den USA als Lautsprecherhersteller der unteren Preisklassen. Dass man in Europa bisher nie…
    25.10.2019
  • Audioquest DragonFly Cobalt

    Nach etwas über drei Jahren bringt Audioquest ein neues Topmodell seiner erfolgreichen DragonFly-Serie heraus. Dabei geht es nicht um die Wiedergabe immer höherer PCM- oder DSD-Abtastraten – die könnte der verwendete Wandler zwar auch –, sondern allein um mehr Wohlklang. Als Wandler-Chip für dem Cobalt wählte Audioquest ESS-Sabres bestes Modell für den mobilen Einsatz, den ES9038Q2M, der in der Lage ist, PCM-Datein bis 384 Kilohertz und DSD256 wiederzugeben. Mitentscheidend für die Wahl des 9038 dürfte…
    23.08.2019
  • Clarus Aqua und Clarus Crimson

    Bis vor wenigen Monaten war Clarus für mich kein Begriff, den ich mit einem Hifi-Produkt in Verbindung gebracht hätte. Die amerikanische Marke für hochwertige Audio-Kabel wird neuerdings in Europa vom Digital-Geräte-Spezialisten Mytek verkauft. Das macht neugierig, und die nähere Betrachtung lohnt sich. An Kabeln herrscht auf dem hiesigen Audio-Markt wahrlich kein Mangel. Wenn aber die rührigen, kreativen und weltweit erfolgreichen Mannen des polnisch-amerikanischen Digital-Wandler-Herstellers Mytek sich der Clarus Kabel annehmen, sollte man hellhörig werden. Denn…
    12.07.2019
  • Buchardt Audio S400

    Nach dem furiosen Debüt bei Hifistatement mit der S300 Mk II legt Buchardt Audio mit der S400 nach und will die bereits bemerkenswerten Eigenschaften des Basismodells noch gesteigert haben. Für Spannung war gesorgt. Das Abschneiden der Buchardt Audio S300 Mk II im Test bei Hifistatement war für Größe und Preis außergewöhnlich. Als sich die S400 ankündigte, folgte natürlich gleich der Versuch, ein Exemplar zur Besprechung zu bekommen. Allerdings verzögerte sich erst die Auslieferung, und dann…
    05.07.2019

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.