tests/13-04-25_studiooslo
 

Ancient Audio Studio Oslo

26.04.2013 // Jürgen Saile

Die Hardware wird in einem Bassreflexgehäuse untergebracht, mit der Reflexöffnung an der Unterseite. Durch den Abstandshalter vorne und den Spike hinten wird gleich der korrekte Abstand zur Stellfläche eingehalten. Geliefert werden die Lautsprecher in einem professionellen Flightcase wie ich es eigentlich nur von dem griechischen Hersteller Ypsilon kenne. Und das ist eine völlig andere Preiskategorie. Allerdings ist der Flightcase wohl nur für den Einsatz im Studio gedacht und deshalb nicht im Preis inbegriffen. Das Gehäuse, hier in weiß glänzend, sieht für meinen Geschmack super gut aus und hat einen extrem hohen WAF! Jedenfalls war meine bessere Hälfte ganz begeistert – und das kommt bei HiFi Produkten nicht so schnell vor.

Zum Anhören habe ich die Lautsprecher zunächst an mein Laptop über dessen analogen Ausgang angeschlossen. Bei dem Test über den RipNAS Solid hatte ich dort zahlreiche Dateien in optimaler Qualität abgelegt. In dieser Variante wird natürlich der integrierte Wandler des Laptops benutzt. Dass dieser nicht optimal ist und Oslo damit stark unterfordert ist, kann man sich gleich bei den ersten Takten vorstellen. Dennoch ist auch mit dieser Variante der Unterschied zwischen dBpoweramp und XLD gerippten Titeln leicht zu hören.

Als nächstes habe ich die Lautsprecher in einem Nebenraum an meine Sqeezebox touch angeschlossen. Dies ist ein ganz pfiffiges Gerät, mit eingebautem Wandler, der bis zu einer Abtastrate von 192 Kilohertz arbeitet. Damit kann man über Ethernet oder einen USB-Stick Musik hören, oder auch Internetradio über WLAN. Die Klangqualität ist um Klassen besser als über den Analogausgang vom Laptop, was der polnische Lautsprecher auch sofort klar macht. Eines fällt auch bei diesem Setup sofort auf: Oslo spielt sehr locker, frei und ungebremst auf. Beeindruckend ist auch die unheimliche Kohärenz in den Mitten und im Übergang zum Hochtonbereich. Dies liegt wohl zum Teil an der fehlenden Frequenzweiche. Jedenfalls war ich zunächst einmal sehr erstaunt, was hier an Klangqualität geliefert wird.

Leider ist die Squeezebox Touch von Logitech ersatzlos gestrichen worden; Wahrscheinlich hat die Firma nicht genügend Reibach damit gemacht. Sie wissen schon, Quartalszahlen, Gewinnmaximierung, Prozessoptimierung und was noch alles für goldene Kälber in manchen Hirnen herumspuken. Aber ich schweife ab.

Riesiger Magnet, hinterlüftete Zentrierspinne, stabiler Gusskorb, der Breitbänder macht einen sehr guten Eindruck
Riesiger Magnet, hinterlüftete Zentrierspinne, stabiler Gusskorb, der Breitbänder macht einen sehr guten Eindruck

Jedenfalls muss man sich nach anderen Möglichkeiten umsehen, und eine davon bietet die Firma ifi-audio an. Hier handelt es sich um den USB-Wandler i-DAC, der weitaus mehr ist als nur ein Ersatz. Deshalb sollte man diesem Gerät einen eigenen Test widmen. Zumal es hier noch eine weitere Verbesserung in Form eines USB-Netzteils gibt. Momentan wird der Wandler über die USB-Buchse vom Laptop mit Strom versorgt. Nur soviel vorweg, technologisch handelt es sich hier um eine abgewandelte Form der High End Wandler von Abbington Musical Research, kurz AMR. Mastermind bei AMR ist Thorsten Loesch, weiß Gott kein Unbekannter in der Szene und unter Anderem ein Spezialist für Wandler mit dem Philips TDA 1541 Chip der ersten Stunde.

Der Wandler wird über beigelegte Strippen an das MacBook und Studio Oslo angeschlossen. Zudem sollte man sich für circa 50 Euro noch das Amarra Hifi Programm gönnen. Wahnsinnige könnten hier natürlich auch ein USB Kabel zum zehnfachen Gesamtpreis der Anlage anschließen. Jedenfalls spielt diese Kombination auch ohne Edelverkabelung unglaublich gut. Oder vielleicht deshalb? Hier braucht sich auch keiner mehr über die nicht mehr verfügbare Squeezebox Gedanken machen, der ifi i-DAC hebt die Performance auf ein ganz anderes Level. Jede Veränderung – beispielsweise ob man mit Amarra oder ohne spielt – zeigt uns Studio Oslo sofort an. Mit dieser Kombi sollte jeder Jugendliche seine MP3... – ach lassen wir das.

Damit alles in der Familie bleibt, habe ich mir eine Aufnahme des polnischen Trompeters Thomasz Stanko herausgesucht, aufgenommen in den Rainbowstudios von Erik Kongshaug. Soul of Things. Diese Aufnahme ist ein Knaller, sowohl vom Inhalt her, als auch von der Klangqualität. Stankos melancholischer, schwebend überblasener Ton erinnert manchmal an seine Vorbilder Miles Davis und Chet Baker. Sein Begleitband um den Pianisten Marcin Wasilewski, Trio (nein, nix neue deutsche Welle!) spielte bereits seit Jugendzeit zusammen, bis Stanko die Gruppe zu sich geholt hatte. Der Schlagzeuger war damals gerade 16 Jahre alt. Jedenfalls ist die Gruppe perfekt eingespielt und versteht sich mit traumwandlerischer Sicherheit. Die sechzehn namenlosen, nur durchnummerierten Balladen könnten auch einem militanten, kompromisslosen Klassikhörer gefallen. In Kombination mit dem ifi DAC bringt Studio Oslo die unterschwellige Energie des Trompetentons von Stanko erstaunlich gut rüber, eine lebensgroße Abbildung der Musiker darf man bei der Größe der Boxen natürlich nicht erwarten. Die Wiedergabe ist sehr klar, ohne irgendwie trocken zu wirken, was manchem Studioequipment ja mitunter anhaftet. Als nächstes habe ich Oscar Peterson plays Count Basie herausgesucht. Dies ist das genaue Gegenteil zu der Musik vom Thomasz Stanko Quartett, weniger lyrisch, sondern alles mit Drive gespielt. Das macht richtig Spaß mit den kleinen Lautsprechern; diese lassen hier dynamisch nichts anbrennen!


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